Essen – Nach dem bislang heißesten Tag des Jahres steht den Menschen in Nordrhein-Westfalen teils extremer Starkregen bevor. Der Schwerpunkt der Unwetter in der Nacht zu Donnerstag liegt wahrscheinlich im Norden des Bundeslands, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Mittwoch mitteilte. Die Niederschläge verringern immerhin die Gefahr eines Problems, das derzeit viele Feuerwehren in NRW umtreibt: Waldbrände.
Zwar bleibt es laut DWD mit Höchsttemperaturen von 28 bis 35 Grad am Mittwoch weiter sehr warm. Am Nachmittag geht es dann aber langsam los mit Schauern und Gewittern. Am Abend und in der Nacht werde es zunehmend intensiver, punktuell könne es bis zu 70 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von drei bis sechs Stunden geben. Der Schwerpunkt des Starkregens erstrecke sich wahrscheinlich vom Ruhrgebiet bis ins Münsterland, die Genauigkeit der Prognose sei aber noch nicht so hoch. Außerdem kann es Hagel und Windgeschwindigkeiten von bis zu 80 Stundenkilometern geben. Es sei nicht auszuschließen, dass es bei kleineren Flüssen Überschwemmungen gebe, sagte eine DWD-Meteorologin.
Die zuvor lang anhaltende Trockenheit hatte in ganz NRW für hohe Waldbrandgefahr gesorgt. In Teilen des Münsterlandes und in Ostwestfalen-Lippe herrschte am Mittwoch teils sogar die höchste Warnstufe 5 - also „sehr hohe Gefahr”. Vielerorts in NRW musste die Feuerwehr ausrücken.
Bei Sundern im Sauerland hatten Einsatzkräfte auch am Mittwoch noch mit einem am Dienstag ausgebrochenen Brand eines Mischwaldes zu tun. Die betroffene Fläche war laut einem Feuerwehrsprecher am Mittwoch mehr als 50.000 Quadratmeter groß. Das entspricht ungefähr der Größe von sieben Fußballfeldern. „Es lodert immer wieder auf”, sagte der Feuerwehrsprecher. Wechselnde Winde erschwerten die Arbeit, Polizeihubschrauber mit Löschtanks unterstützten aus der Luft. Dass sich der Brand noch weiter ausbreite, habe man mit in den Wald gefrästen Schneisen aber wohl verhindert, sagte er.
Auch in Attendorn, in Hennef im Rhein-Sieg-Kreis, in Plettenberg im Märkischen Kreis und in Dettmold waren am Dienstag oder in der Nacht zu Mittwoch Waldbrände ausgebrochen. Ein kleinerer Waldbrand bei Iserlohn wurde laut Polizei von einem selbstgebauten Campingkocher in einem Wildcampinglager verursacht. Es wird wegen fahrlässiger Brandstiftung ermittelt. In mehreren Städten war das Grillen an offiziellen Plätzen verboten worden, Behörden warnten vor den Gefahren von Lagerfeuern, weggeworfenen Zigarettenkippen oder im hohen Gras abgestellten Fahrzeugen.
Auch der sogenannte Graslandfeuerindex des DWD zeigte am Dienstag und Mittwoch für NRW hohe Warnstufen. Bei Jülich brannte laut Polizei ein Feld auf einer Fläche, die etwa 16 Fußballfeldern entspricht. Die Ursache war wohl der überhitzte Motor eines Mähdreschers. Es gab zudem mehrere weitere Brände auf Feldern in NRW.
Die Trockenheit schränkt außerdem das Geschäft der Frachtschiffe auf dem Rhein und anderen Flüssen in Deutschland stark ein. „Wir dürfen nur noch etwa 50 Prozent der Menge transportieren, die wir transportieren könnten”, sagte der Vorstand der Deutschen Transport-Genossenschaft Binnenschifffahrt, Roberto Spranzi, der dpa in Duisburg. Die Pegelstände der Flüsse sind derzeit niedrig. Durch die geringere Ladungsmenge sind die Schiffe weniger schwer und nicht so tief im Wasser. Die Kapazitäten sind also reduziert, die Nachfrage ist aber hoch.
Der Regen in der Nacht zu Donnerstag macht sich auch im Waldbrandgefahrenindex bemerkbar: Der verzeichnet am Donnerstag für ganz NRW: „Sehr geringe Gefahr”.
Am Dienstag war es mit Temperaturen von verbreitet mehr als 36 Grad in NRW sehr heiß gewesen. Der höchste Wert wurde mit 39,5 Grad in Duisburg-Baerl gemessen. Gerade Risikogruppen wie Ältere, Pflegebedürftige und Kinder wurden vor der Hitze gewarnt. Viele Menschen zog es nach draußen ans Wasser. Bei Kerken am Niederrhein ertrank ein 15-jähriger Junge in einem Badesee. In Duisburg suchte die Feuerwehr am Mittwoch weiter mit Tauchern nach einem 33-jährigen Mann, der am Dienstagabend von einer Luftmatratze gerutscht und in den Masurensee gefallen war - seitdem wird er vermisst. Gut ging eine Geschichte in einem Freibad im Kreis Lippe aus: Ein Badegast rettete dort ein regungsloses, drei Jahre altes Kind aus dem Wasser. Die Polizei sucht jetzt den Unbekannten, um sich für sein beherztes Eingreifen zu bedanken.
Laut einem Sprecher der Autobahn GmbH Westfalen kam es innerhalb weniger Stunden außerdem zu drei größeren Lkw-Unfällen auf Autobahnen, was außergewöhnlich viel sei. „Wir können uns vorstellen, dass das auch auf die Hitze zurückzuführen ist”, sagte er. Man solle sich bewusst machen, dass Menschen womöglich nicht so aufmerksam unterwegs seien wie sonst. Bei einem schweren Unfall auf der A2 am Kamener Kreuz starb ein Lastwagenfahrer aus den Niederlanden, die Autobahn bleibt voraussichtlich noch bis Donnerstagmorgen gesperrt. Laut Autobahn GmbH Westfalen gab es etwa auch auf der A1 bei Holdorf und auf der A45 bei Olpe Lkw-Unfälle.
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