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„Edelweißpiraten leisteten Widerstand“

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Regierungspräsident Jürgen Roters hat gestern die Jugendlichen Gustav Bermel, Franz Rheinberger, Bartholomäus Schink und Günter Schwarz als Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime geehrt. Diese vier „Edelweißpiraten“ waren am 10. November 1944 öffentlich hingerichtet worden. Roters ging es nicht um Entschädigungsforderungen; er verstand die kleine Feierstunde - mit zwei Liedern von Rolly Brings - vielmehr als politische Geste, als Aussage, dass diese vier (und etliche tausend Kölner Jugendliche mehr) Widerstand zumindest gegen die erzwungene Konformität des NS-Staates geleistet haben.

Der Historiker Dr. Matthias von Hellfeld legte dar, welche Zwangsmechanismen das Regime einsetzte, um Jugendliche in seinem Sinne in die Pflicht zu nehmen. Die Edelweißpiraten hätten keinen politischen Umsturz geplant, sich aber gesellschaftlichen Zwängen verweigert - und das in einer Zeit, in der es keine moralischen Normen mehr in der Gesellschaft gegeben habe. Vor diesem Hintergrund müsse man auch die Straftaten der Jugendlichen sehen, sagte Lehramtsreferendarin Lena Menges, die zu diesem Thema ihre Magisterarbeit geschrieben hat. Gestohlene Lebensmittel etwa hätten sie mit Zwangsarbeitern geteilt.

Roters hatte sich eingehend mit den Akten beschäftigt, auch denen, die in seinem Haus gefertigt wurden, Akten mit offensichtlichen Widersprüchen. Am Ende sei er überzeugt gewesen, dass diese vier Jungen Widerstand geleistet hätten. Sie hätten ein Recht darauf, anerkannt zu werden. In den Akten gebe es keine Entschuldigung: „Dies will ich heute nachholen.“

Urkunden für überlebende Widerstandskämpfer stellte Roters an Fritz Theilen, Gertrud Koch, Ferdi Steingaß, Ludwig Hansmann, Anton Mans, Peter Schäfer, Wolfgang Schwarz, Hans Fricke und Jean Jülich aus. Jülich dankte im Namen seiner Freunde bewegt für die Ehrung. Bis Ende Juni ist in der Bezirksregierung eine Ausstellung über die Edelweißpiraten zu sehen.