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Bauschutt unter dem Rasen

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KERPEN-SINDORF. Gewundert hat sich Friedrich Löhr schon lange: Das Gras an der Böschung rund um den Sportplatz sprießt und gedeiht, auf dem Platz selbst wächst der Rasen nur kümmerlich. „Hier kriegen wir den Wuchs nicht gebändigt, dort kommt gar nichts“, sagt der Vorsitzende des VfL Sindorf. Obwohl der Sportplatz in diesem Jahr schon zweimal gedüngt und noch nicht gemäht wurde, ist der Rasen kurz und wächst eher spärlich.

In der vorigen Woche trat dann zutage, woran es liegen könnte: Mit einem Spezialgerät stampften Mitarbeiter der Stadtbetriebe Löcher zur Belüftung in den Rasen und stießen an mehreren Stellen die Stahlzähne der Maschine krumm. Im Boden des Platzes, der erst im September 2002 fertiggestellt wurde, entdeckten die Arbeiter Betonbrocken, Metallteile, Pflastersteine, Bruchstücke von Gehwegplatten und Fliesenscherben - Bauschutt.

„Das waren zwei Plastiktüten voll“, berichtet Franz Otten von den Stadtbetrieben Kerpen. Und der Platzwart des VfL Sindorf, Hans-Peter Müller, ergänzt: „Die Sachen waren über den ganzen Platz verteilt.“

Löhr ließ den Platz sofort sperren. „Aus Sicherheitsgründen“, sagt Friedrich Löhr, dessen Verein vor anderthalb Jahren in die neue Anlage im Vogelrutherfeld gezogen ist. „Wir wissen nicht, wie tief das Zeug liegt. Wenn sich da ein Spieler die Beine aufreißt, will ich nicht dafür verantwortlich sein“, sagt der Vorsitzende.

Die 20 Mannschaften des VfL spielen und trainieren nun bis auf weiteres auf dem benachbarten Tennenplatz und auf dem Streifen zwischen den beiden Plätzen. „Das kann kein Dauerzustand werden.“

Vor zweieinhalb Jahren wurde das Gras eingesät, und seitdem bemühten sich die Stadtbetriebe nach Kräften um ein besseres Wachstum, berichtet Löhr. So wurden Bodenproben gezogen und der Platz nach strengen Düngemittelplänen bearbeitet. Ohne Erfolg.

Franz Otten ist sich allerdings nicht sicher, ob das schlechte Wachstum des Rasens tatsächlich am Bauschutt liegt. „Wir haben nur an einigen Punkten Dinge gefunden, die definitiv nicht in einen Sportplatz gehören“, sagt Otten. „Bis jetzt können wir nur spekulieren, weshalb das Gras nicht wächst.“ Ein Gutachter soll der Sache jetzt auf den Grund gehen.

„Als Vorsitzender des Vereins möchte ich, dass wir endlich einen bespielbaren Platz bekommen. Das Gras wurde schon vor zweieinhalb Jahren gesät“, sagt Löhr. „Und als CDU-Stadtverordneter möchte ich, dass das ohne Kosten für den Steuerzahler geschieht, wenn hier gepfuscht wurde.“

Schlimmstenfalls müsse der gesamte Boden des Sportplatzes bis zu einer Tiefe von rund 20 Zentimetern abgetragen werden. Die Baufirma sei dann in Regress zu nehmen, meint Löhr.

Heute wollen sich Vertreter der Stadtverwaltung, des Vereins, der Baufirma und der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK) nochmal ein Bild vor Ort machen. Die DSK hat die Anlage mit zwei Plätzen und Sportlerheim für 2,25 Millionen Euro im Auftrag der Stadt Kerpen im Neubaugebiet Vogelrutherfeld bauen lassen. Die Düsseldorfer Gesellschaft DSK wollte gestern noch keine Stellungnahme abgeben. Der zuständige Sachbearbeiter sei nicht da, hieß es.