KERPEN-SINDORF. Das ist doch eine Wahnsinnsidee, das letzte Abendmahl mit McDonald's und Coca-Cola in Verbindung zu bringen. Es regt auch zum Lachen an, schmunzelt Petra Weber vor einem Foto: jugendliche Apostel beim Abendmahl mit einem weiblichen Jesus auf grüner Wiese im Landschaftspark Oberhausen.
Zum modernen Leben gehöre eben auch Fastfood dazu, außerdem wirke das Bild doch sehr harmonisch, findet Petra Weber. Nein, in ihren Gefühlen fühle sie sich keineswegs verletzt, durch die Inszenierung der biblischen Darstellung, interpretiert und fotografiert von Schülerinnen aus Oberhausen. Vielleicht haben ältere Menschen da mehr Schwierigkeiten.
Auch Pfarrer Hans-Gerd Wolfgarten von der Gemeinde St. Maria Königin hatte nichts Blasphemisches in den 26 Fotografien entdecken können, die den Lebens- und Leidensweg Jesu unter der Überschrift Jesus an der Ruhr visualisieren: Provokatives schon, aber auch Jesus war provokativ.
Pastoralreferent Michael Rattelmüller hatte die Fotoausstellung zum Abschluss des Jahres der Bibel in die Kirche geholt. Dazu hatte er den Kollegen und Initiator Hans Walter Henze und auch zwei Schülerinnen, Christina Schneider und Anika Jäschke zur Ausstellungseröffnung am Freitagabend eingeladen.
Als pädagogisches Projekt, Bibelstellen von einer Religionsklasse mittels Fotografien ins Heute zu übersetzen, erläuterte Rattelmüller das Ziel der Ausstellung. Sie bietet bemerkenswerte Einblicke in das Leben junger Menschen, ihre Ängste und Sorgen, sage Rattelmüller. Als Schlüssel, die Bibel neu zu entdecken, empfahl Rattelmüller die Bilder.
Die Ausstellung I.N.R.I. der Fotografin Bettina Rheims sei Vorbild des Projektes gewesen, erläuterte Hans Walter Henze. Tatsächlich habe diese Ausstellung in Frankreich hohe Wellen geschlagen, die Präsentation in Kirchen sei verboten worden, da die Aktfotografin bei ihrer Interpretation der Bibel viel nacktes Fleisch gezeigt habe.
Weniger um nacktes Fleisch als um zeitgemäße Darstellung mit Hilfe eines modernen Mediums geht es Christina Schneider und Anika Jäschke, die je für ein Bild verantwortlich zeichnen.
Na ja, Jesus als Frau am Kreuz war uns doch zu gewagt, räumen die Mädchen ein. Aber selbst damit hätten sie etwa den Lehrer Herbert Brück, der sich im Sindorfer Gemeindeleben engagiert, nicht schockieren können: Wenn man über Gottheit nachdenkt, ist Gott geschlechtsneutral. Es geht doch nicht um das vordergründig biologische, sondern um die theologische Dimension der Symbole.