Der Logistikverband fordert eine stärkere Förderung für den Umstieg von Diesel- auf Elektro-Lkw und kritisiert den bisherigen Weg als zu bürokratisch.
Kritik an RegierungWerden E-Brummis durch Bürokratie ausgebremst?
Der Bundesverband für Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) ist nicht sonderlich bekannt. Eigentlich seltsam, repräsentiert er doch eine Branche, die für die Wirtschaft im Land von großer Bedeutung ist. Täglich fahren rund 1,3 Millionen Lkw über Deutschlands Straßen. Was wir kaufen, landet früher oder später in einem Sattelzug. Europaweit sind Lkw im Verkehrssektor für gut ein Viertel aller CO2-Emissionen verantwortlich.
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von BGL-Chef Dirk Engelhardt mit den Bossen von Daimler und MAN verströmten die Redner wenig Zuversicht, dass sich das schnell ändert. Ihre Kernbotschaft klang wie ein Hilferuf: Die Politik setze die völlig falschen Rahmenbedingungen für die Elektrifizierung des Güterverkehrs.
„Wenn die Ampel-Regierung die Rahmenbedingungen nicht umgehend grundlegend ändert, schafft sie die Antriebswende zum klimafreundlichen Straßengüterverkehr bis 2030 nicht mehr und reißt die Klimaziele“, sagt Engelhardt. „Politik fordert, aber sie fördert nicht“, pflichtet Frank Huster, vom Bundesverband Spedition und Logistik Engelhardt bei.
Speziell an der neuen Lkw-Maut entzündet sich der Ärger. Ab Dezember müssen Spediteure für Diesel-Lkw zusätzliche 200 Euro je Tonne CO2 zahlen. Das neue Gesetz soll Logistikunternehmen eigentlich dazu bringen, auf emissionsarme Lastwagen umzusteigen. Stattdessen erzeugt die Maßnahme zunächst aber offenbar nur dicke Luft zwischen Wirtschaft und Politik.
Absatz lässt zu wünschen übrig
Die Technik für den Güterverkehr 2.0 steht längst bereit. „Wir haben mit hohem Forschungs- und Entwicklungsaufwand unser Portfolio auf Zero-Emission-Technologien umgestellt“, sagt Alexander Vlaskamp, Chef von MAN. Die Absatzzahlen lassen bisher allerdings zu wünschen übrig.
Die Chefin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Kerstin Andreae, bedauert diese Entwicklung. „Die Elektromobilität ist eine tolle Alternative zu Verbrennermotoren, dazu sollte sich die Politik endlich mal klar bekennen.“ Die Ladeinfrastruktur in Deutschland sei mittlerweile schon richtig gut, sagte Andreae unserer Redaktion. „Der Energiesektor hat sich längst darauf eingestellt, weil er hier ein Geschäftsmodell sieht“, so die ehemalige Grünen-Politikerin. Gute Bedingungen also – eigentlich.
„Die Fahrzeuge sind schlicht zu teuer, sie kosten im Schnitt das Dreifache eines Diesel-Lkws“, erklärt Dirk Engelhardt, woran es zurzeit noch hapert. Damit die Mehrkosten der neuen, am CO2-Ausstoß orientierten Lkw-Maut nicht einfach auf die Kunden abgewälzt werden, braucht es laut dem BGL-Vorstand eine andere Wirtschaftspolitik.
Der Logistikexperte sehnt sich nach einer unbürokratischen Kaufprämie. „Die gab es lange für Privatautos. Für den Gütertransport braucht es das jetzt auch unbedingt.“ Mit der KsNI-Förderung existiert zwar bereits eine staatliche Förderoption. Doch die Antragstellung ist aufwendig und kompliziert. Zuständig ist das Bundesamt für Logistik und Mobilität. Eine Bewilligung kann bis zu einem Jahr dauern. Viele Firmen geben deshalb vorzeitig frustriert auf.
Mit einer Kaufprämie allein sei es aber noch nicht getan, mahnt Engelhardt. Die Mehreinnahmen des Bundes durch die höhere Maut sollten nicht nur in die Schiene, sondern auch in die Straße investiert werden, fordert der Verbandschef. Um künftig mehr von der Politik eingebunden zu werden, will er einen runden Tisch mit dem Kanzler und Branchenvertretern anstoßen. Er betont: „Es braucht einen Dialog, damit die Verkehrswende gelingt.“