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Gekommen, um zu bleibenSSV Bornheim feiert 100-Jähriges Jubiläum

Lesezeit 6 Minuten
Claus Böiing (rechts) und Peter Weiler stehen mit einem Festplakat im Stadion.

Vorsitzender Claus Böiing (rechts) und Peter Weiler werben für die bevorstehende Jubiläumsfeier.

Feierlaune pur beim Traditionsverein SSV Bornheim: Am kommenden Wochenende wird das 100-jährige Bestehen mit zwei großen Jubiläumspartys gefeiert, im November gibt es den offiziellen Festkommers im „Brauhaus Kaiserhalle“.

Sportlich läuft es bereits seit dem 99. Jahr der Vereinsgeschichte rund, als die Mannschaft der 1. Herren in die Landesliga aufstieg. Frei nach dem Hit der Deutschrockband „Wir sind Helden“ gibt sich Claus Böing im Gespräch mit der Rundschau optimistisch: „Wir sind gekommen, um zu bleiben. Der Klassenerhalt ist das Ziel.“ Die Chancen stehen gut: Aktuell steht die Auswahl aus Bornheim-Ort auf Tabellenrang 6.

Beim Gespräch im SSV-Vereinsheim hält Peter Weiler, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, einen besonderen Schatz aus der Vereinshistorie in den Händen: Das Original-Gründungsprotokoll aus dem Jahr 1924. Daraus geht hervor, dass sich damals 50 fußballbegeisterte Männer am 3. Dezember 1924 „abends um 8 Uhr“ im Jägerhof Bornheim eingefunden hatten, um den Traditionsverein zu gründen. Für die Idee, den neuen Verein zu gründen, hatten die Sportsfreunde großen Beifall geerntet, so steht es in der Niederschrift.

Erster Vorsitzender war Heinrich Nettekoven aus Bornheim, sein Stellvertreter Joseph Christ aus Botzdorf. Die Vereinschronik geht aber noch ein paar Jahre zurück: „Eigentlich waren es die Engländer, die den Blick der stets sportfreudigen Bornheimer Jugend vom Turnen an Reck und Barren, Ringen und Wettlaufen hinlenkten auf das Fußballspielen“, heißt es dort.

Die Briten brachten den Sport mit

Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg nahm die 1. Britische Infanterie-Brigade 1918/1919 in Bornheim Quartier. Zwischen Apostelpfad und Reuterweg wurde von den Briten ein Fußballplatz angelegt: „Tag für Tag spielten die Tommys, wobei unsere Dorfjugend zuerst schauen und später mitspielen durfte. So wurden die Bornheimer bald zu Fußballfreunden“, heißt es in der Chronik weiter. Doch dann zogen die Engländer wieder ab, der dorfnahe Sportplatz wurde parzelliert und die runde Lederkugel ruhte. Aber das Fußballfieber blieb und so kam es, dass schließlich besagte „sportfreudige und jugendverbundene Männer“ die Vereinsgründung initiiert hatten.

Schon damals stand fest: Blau und Weiß wurden zu den Vereinsfarben. Das allererste Spiel bestritten die Kicker am 27. Dezember 1924 gegen die 1. Mannschaft aus Widdig. Das Spiel endete 2:2 unentschieden: „Das war ein hoffnungsvolles Vorzeichen“, schrieben die Chronisten. In der Anfangszeit spielten die Fußballer auf einem viel zu kleinen Sportplatz inmitten des Eichenstockwaldes. Das änderte sich zum 1. April 1926. Dann wurde oberhalb von Botzdorf an den „Ersten Fichteln“ der erste vereinseigene Sportplatz eröffnet. Etwas mehr als zehn Jahre durften die SSVler dort kicken, dann lief der Pachtvertrag aus, ein neues Grundstück musste gesucht werden.

Günter Freiherr von Diergardt erklärte sich bereit, eine Fläche im Eichelkamp zwischen Bornheim-Ort und Uedorf zur Verfügung zu stellen. Der neue Platz wurde am 15. November 1936 eröffnet. Dort, im Bornheimer Wäldchen, hatten die Fußballer nicht nur mit sportlichen, sondern auch tierischen Gegnern zu kämpfen: mit Wildschweinen! Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bot der SSV dort auch Leichtathletik-Wettbewerbe an.

Gemeinsames Vereinsheim

Während der Kriegsjahre ruhte der Sportbetrieb, doch bereits in der Saison 1946/47 wurde die erste Seniorenmannschaft Kreisklassenmeister und stieg in die Bezirksklasse auf. 1964 kam es zur Gründung der Alt-Herren-Mannschaft. Seit vielen Jahren ist der Verein mittlerweile im Franz-Farnschläder-Stadion an der Wallrafstraße gegenüber der Bornheimer Grundschule beheimatet. Dort hatten die Sportler mit den Vorgebirgsmusikanten, die jetzt 40 Jahre alt werden, ein gemeinsames Vereinsheim gebaut, das im August 2008 eröffnet wurde. In der ersten Etage befindet sich der „Musikantentreff“ der Vorgebirgsmusikanten, im unteren Bereich ist der SSV Bornheim zu Hause.

Angrenzend an die Spielflächen des Stadions befindet sich der Fußballplatz des SSV, der im September 2012 vom Tennenplatz in ein Kunstrasenspielfeld umgewandelt wurde. Damals war der SSV Bornheim nach dem SSV Merten und dem SV Vorgebirge erst der dritte Fußballverein im Stadtgebiet, der einen Kunstrasenplatz bekam. Rund 300 000 Euro hatte die Neugestaltung gekostet, 50 000 Euro waren aus der Stadtkasse geflossen, den Rest finanzierte der Verein über Spenden und Kredite. Der damalige Bürgermeister Wolfgang Henseler sprach anlässlich des ersten Spatenstichs von einer „mutigen Entscheidung“.

Claus Böing, damals bereits Vorsitzender, meinte seinerzeit: „Mein großer Traum geht in Erfüllung.“ Heute ist der neue Platz laut Böing längst abbezahlt. Immer wieder wurde im Laufe der Jahrzehnte das Sportangebot erweitert, teilweise auch wieder eingestellt. Manchmal mangels Nachfrage, oft auch mangels qualifizierter Übungsleiter. Heute bietet der Verein neben Fußball auch noch Boxen, Tischtennis, Badminton, Boule, Gymnastik, Pilates, Volleyball und Kinderturnen an. Aktuell zählt der mit knapp 970 Mitgliedern (davon rund 230 Kinder und Jugendlichen) zu den größten Sportvereinen der Region.

Peter Weiler hat das Gründungsprotokollbuch von 1924 in der Hand.

Peter Weiler präsentiert das Gründungsprotokoll des Vereins von 1924.

„Von Anfang an haben wir viel Wert auf den eigenen Nachwuchs gelegt und bauen unsere Jugendmannschaften auf, damit sie später weiter bei den Senioren spielen“, erklärte Böing. Drei Viertel der heutigen Senioren beim SSV waren schon als Jugendliche dabei. Für den Erfolg des Vereins spreche auch, dass der SSV Bornheim im Fußball-Juniorenbereich lückenlos alle Klassen mit mindestens einer Mannschaft bespielt, von den Bambini bis zur F-Jugend: „Das macht uns besonders attraktiv“, freut sich Böing.

Erfolgreich ist übrigens auch die 1. Herrenmannschaft der Tischtennisabteilung, die seit 2023 in der Bezirksklasse spielt. Auch wenn der Verein derzeit erfolgreich aufgestellt ist, die Corona-Pandemie habe ihm trotzdem ordentlich zugesetzt, so Claus Böing. Ein Problem war auch die Schließung einiger Turnhallen, um dort Geflüchtete unterzubringen, so gab es lange Zeit keine Möglichkeit, Boxen anzubieten.

Durch Corona und die Fremdbelegung der Sportstätten habe der Verein zirka 200 Mitglieder eingebüßt. Umso erfreuter ist Böing, dass die Politik kürzlich beschlossen hat, fortan keine Turnhallen mehr mit Geflüchteten zu belegen. Derzeit leben aber noch in der kleinen Turnhalle der Johann-Wallraf-Grundschule Schutzsuchende. Dadurch hat die Tischtennisabteilung derzeit weniger Möglichkeiten zu trainieren. Böing bedauert auch, dass die anstehende Stadionsanierung mit dem Jubiläumsjahr zusammenfällt. Der eigentliche Vereinsbetrieb ist dadurch zwar nicht gefährdet, „aber der SSV hätte im Jubeljahr gerne ein Spiel gegen eine große Mannschaft, am liebsten gegen eine Auswahl des 1. FC Köln, angeboten“. Das wäre nur im großen Stadion möglich gewesen.


Das Festprogramm

Am Freitag, 31. Mai, und Samstag, 1. Juni, steht die große Jubiläumsfeier an. Am Freitag geht es ab 18.30 Uhr los. Zunächst treten die SSV-HipHop-Gruppen, trainiert von Janina Scholz, mit ihren neuen Tänzen auf, bevor die „Höhner“ die Bühne entern. Am Samstag startet ab 18 Uhr die große Mallorca-Party. Restkarten gibt es noch im Vorverkauf bei Chris-Moden (Peter-Hausmann-Platz 3, Bornheim) sowie in den Filialen der Bäckerei Landsberg in Bornheim (Königstraße 78), Brenig (Ploon 4) und Waldorf (Büttgasse 16). Veranstaltungsort: Festzelt im Franz-Farnschläder-Stadion.