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Genügend Geld im Ruhestand?In welchem Alter man wie vorsorgen sollte

Lesezeit 5 Minuten
Zwei ältere Personen gehen Hand in Hand mit einem Gehstock über einen Weg und werfen einen langen Schatten.

Zwei ältere Personen gehen Hand in Hand mit einem Gehstock über einen Weg und werfen einen langen Schatten. (Symbolbild)

Wann ist das beste Alter um vorzusorgen? Das ist so nicht richtig gefragt. In jedem Alter gibt es etwas zu tun. Wir geben einen Überblick nach Altersstufen.

Die durchschnittliche Höhe der Rente liegt hierzulande bei 1550 Euro brutto monatlich. Angesichts der gestiegenen Kosten für Energie, Miete und Co. kann das knapp werden. Selbst die Deutsche Rentenversicherung (DRV) rät zur ergänzenden Altersvorsorge. Aber welche Vorsorge empfiehlt sich für welches Alter?

Wer mit 20 Jahren privat vorsorgt, sollte …

Je eher man mit der Vorsorge fürs Alter beginnt, desto besser. Nur jungen Menschen im ersten Job mangelt es häufig noch am Bewusstsein für die Rente. „Deswegen braucht es ein kleines Regelwerk“, so Antje Schönherr, Vorsorge-Expertin beim Berliner Finanzkontor, die seit über 30 Jahren unabhängige Anlageberatung anbieten. „Man sollte immer zehn Prozent von seinem Nettogehalt für die Rente zur Seite legen. Wer nach seinem Studium 2000 Euro netto verdient, legt also 200 Euro an die Seite. Mit jeder Gehaltserhöhung passt man die Sparsumme entsprechend an.“

Die Beraterin empfiehlt, einen Teil des gesparten Geldes in eine betriebliche Altersversorgung zu stecken. „Sie ist dann sinnvoll, wenn der Zuschuss die durch den Gesetzgeber vorgegebenen 15 Prozent übersteigt. Am besten ist immer fifty-fifty: Was Arbeitnehmer einzahlen, zahlt der Arbeitgeber noch einmal drauf“, erklärt die Beraterin. Ab 40000 Euro Jahreseinkommen aufwärts empfiehlt sie eine bAV ohne Zuschüsse, denn dann profitiere man von einem hohen Steuervorteil. „In dem Fall wären auch die 15 Prozent Zuschuss in Ordnung. Oder der Arbeitgeber gibt einen Zuschuss von 40 oder 50 Euro monatlich, dann lohnt es sich immer.“

Der andere Teil des Geldes sollte in Aktienfonds wie ETFs investiert werden. „Je mehr Zeit bis zur Rente ist, desto eher sollte man sich über Fonds informieren. Im Depot reichen 150 Euro pro Monat, um sich eine gute Rücklage anzusparen.“ In Bezug auf die Risikoklasse des Investments darf es in den jungen Jahren ruhig etwas riskanter zugehen, denn je mehr Zeit bleibt, desto besser kann das Schwankungsrisiko ausgeglichen werden, das auch bei ETFs besteht. „Ein 20-Jähriger sollte mit der Risikoklasse fünf bis sechs anfangen.“

Wer mit 30 Jahren für die Rente vorsorgt, sollte …

Ein 30-Jähriger sollte laut der Expertin monatlich etwa 250 Euro für die Rücklage sparen. Zudem sei die betriebliche Altersversorgung weiterhin eine gute Wahl. Von einem staatlich geförderten Riester-Vertrag rät die Beraterin derzeit hingegen ab. „Ab drei Kindern kann man wegen der Zulagen noch einmal darüber nachdenken, aber sonst nicht.“

Wer jetzt eine Familie gründen will, sollte an seine Risikoabsicherung denken, also beispielsweise eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Mit 30 Jahren liegen häufig noch keine schwerwiegenden Erkrankungen vor. Das vereinfacht den Abschluss, die Beiträge sind vergleichsweise niedrig. Paaren mit Kinderwunsch rät sie zu einem Startkapital in Höhe von 20000 Euro, bevor das erste Kind kommt.

Weil in den Dreißigern noch Zeit bis zur Rente ist, könne man in Risikoklasse fünf bis sechs investiert bleiben und weiterhin an der Zehn-Prozent-Sparquote festhalten. „Dann kann man eigentlich nicht so viel falsch machen, und das gilt für Frauen wie für Männer“, erklärt die Finanzberaterin.

Wer mit 40 Jahren privat vorsorgen möchte, sollte …

In diesem Alter steht für viele die Familie im Vordergrund. „Hier beginnen schon einige Frauen etwas für die Kinder zu sparen, ohne an sich selbst zu denken“, kritisiert die Beraterin.

Jetzt sind es nun nur noch etwa 25 Jahre, bis das Renteneintrittsalter erreicht ist. Laut Expertin sollte ein Notgroschen in etwa der dreifachen Höhe des Bruttogehalts vorhanden sein. Zudem empfiehlt sie ein „Spaßkonto mit Rückstellungen für Urlaube und geplante Ausgaben“. In das – am besten bereits bestehende – Depot müssten nun monatlich 350 Euro für eine gute Rücklage fließen.

Wer 50 Jahre alt ist und vorsorgen möchte, sollte …

Generell sollte spätestens jetzt jeder einen Blick auf das Rentenkonto wagen. Die neue digitale Rentenübersicht verspricht Bürgern einen Überblick über ihre künftigen Auszahlungen aus gesetzlicher Rente, betrieblicher Altersversorgung und privater Altersvorsorge. So lässt sich sogar eine mögliche Rentenlücke berechnen.

Beraterin Schönherr empfiehlt Frauen, die wegen der Erziehung der Kinder weniger gearbeitet haben, zu überprüfen, ob die Kindererziehungszeiten erfasst sind. „Die muss Frau nämlich aktiv beantragen.“

Nun wäre es gut, wenn bereits 500 Euro monatlich zur Seite gelegt werden könnten. Wer noch nicht am Kapitalmarkt investiert ist, kann das durchaus noch machen. Schließlich bleiben im Zweifel noch etwa 17 Jahre bis zur Rente und die können ein Depot durchaus auf solide Beine stellen.

Anleger müssen laut Schönherr jetzt allmählich ihr Portfolio anpassen: Sie sollten nun konservativer investieren, also weniger riskant. „Die reinen Aktienfonds dürfen in Mischfonds übergehen. Eine Anlage in Fonds um die 100.000 Euro wäre top. Rücklagen und Notgroschen sollten ebenfalls vorhanden sein.“

Mit 60 Jahren sollten Sie…

In dem Alter ist doch nichts mehr zu holen? Nicht so schnell. Selbst die Deutsche Rentenversicherung erklärt: „Auch wenn Sie schon kurz vor dem Rentenalter stehen: Selbst jetzt können Sie noch einiges bewegen.“ Die DRV rät Verbrauchern, den Versicherungsverlauf genau zu prüfen. Vielleicht gibt es irgendwo eine Lücke, also eine rentenrechtlich relevante Zeit, die noch nicht erfasst ist? Dazu gehören auch Ausbildungszeiten und Zeiten, in denen man Angehörige unentgeltlich gepflegt hat: „Klären Sie, ob Sie für bestimmte Zeiten noch freiwillige Beiträge nachzahlen können“, rät die DRV.

Finanzexpertin Schönherr hat noch einen Hinweis für jene, deren gesetzliche Rente vielleicht nicht ganz so hoch ausfällt. Demnach könne es „sinnvoll sein, ein paar Rentenpunkte bei der gesetzlichen Rentenversicherung zu kaufen“. Allerdings sind für einen Punkt in diesem Jahr über 8.000 Euro zu berappen.

Wer so, wie es Schönherr empfiehlt, vorgesorgt hat, dürfte nun über ein Depot von etwa 140.000 Euro verfügen und könne daraus flexibel eine Zusatzrente beziehen. Im Alter sollte das Portfolio unbedingt umgeschichtet werden, um das Schwankungsrisiko und damit einen möglichen Verlust zu verringern. Je näher man in die Nähe der Rentenzeit kommt, desto mehr sollte man in der Geldanlage also mit den Risikoklassen runtergehen und sein Geld eher in festverzinsliche Papiere stecken.