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Kommentar zur BundeswehrVon der „Zeitenwende“ sind wir noch weit entfernt

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Lesezeit 2 Minuten
Soldaten des Wachbataillons stehen nebeneinander.

Berlin: Soldaten des Wachbataillons

Zeitenwende – war da was? Auch der aktuelle Bericht der Wehrbeauftragten Eva Högl (SPD) zeichnet ein trostloses Bild von der Bundeswehr. Das sollte aber nicht entmutigen, sondern anspornen.

Tatsächlich ist es irgendwie symptomatisch für die Bundeswehr: Selbst wenn etwas gut läuft, führt das zu neuen, absurden Problemen. Endlich haben die Soldaten also ausreichende persönliche Ausrüstung. Nun aber fehlt es an Spinden, um die auch zu verstauen. Eine Kleinigkeit? Gewiss.

Der Jahresbericht listet noch ganz andere Probleme auf, vor denen die Bundeswehr aktuell steht. Die Truppe ist zu alt, sie wird immer kleiner, sie hat nicht genug Frauen und die, die da sind, werden häufiger sexuell belästigt als im vergangenen Berichtszeitraum.

Es sieht auch im zweiten Jahr der sogenannten „Zeitenwende“ also alles ziemlich trostlos aus. Doch auch wenn viele das Wort nicht mehr hören können: Sie jetzt einfach abzusagen und sich mit der nach wie vor schlecht aufgestellten Bundeswehr zufrieden zu geben, kommt angesichts der Weltlage schlicht nicht infrage.

Und es stimmt ja auch: Viele Projekte sind angestoßen, es gibt aktuell eine Debatte über die Wehrpflicht, Ausrüstung und Großgerät sind dank Sondervermögen in der Beschaffung.

Das alles braucht Zeit – aber auch sehr viel mehr Geld für den Wehretat als bislang von der Bundesregierung veranschlagt.

Und auch nicht alles liegt in den Händen der Bundeswehr: Viel hängt auch von zivilen Behörden ab, etwa was den Bau oder die Instandhaltung von Bundeswehr-Liegenschaften betrifft. Wenn beispielsweise Ausschreibungen und Baugenehmigungen Jahre brauchen, dann muss sich in der Tat niemand über marode Kasernen oder verstopfte Toiletten wundern.

Die Gesellschaft in und außerhalb der Bundeswehr muss insgesamt flexibler werden, wenn das mit der „Zeitenwende“ noch was werden soll.