AboAbonnieren

CDU-KanzlerkandidatWarum Friedrich Merz zusehends zum Erfolgsfaktor wird

Ein Kommentar von
Lesezeit 2 Minuten
Friedrich Merz (l), CDU-Bundesvorsitzender und Unionsfraktionsvorsitzender, und Markus Söder, CSU-Vorsitzender und Ministerpräsident von Bayern

Friedrich Merz (l), CDU-Bundesvorsitzender und Unionsfraktionsvorsitzender, und Markus Söder, CSU-Vorsitzender und Ministerpräsident von Bayern

Friedrich Merz stabilisiert mit seiner Kandidatur die CDU und sichert sich beste Chancen auf den Wahlsieg. Als strategisch geschickter und wirtschaftsnaher Politiker wird er zum Erfolgsfaktor.

Es passt zu dieser verrückten Karriere, dass Friedrich Merz, der große Wartende der Bundespolitik, ganz am Ende plötzlich ein paar Wochen früher zugreift als vielfach erwartet: Fast genau 15 Jahre nach seinem zwischenzeitlichen Abschied aus dem Parlament wird er nun also wirklich Kanzlerkandidat, und zwar einer, der auch beste Chancen auf den Wahlsieg hat. Weil seine Partei nun über gleich drei strategische Trümpfe verfügt.

Erstens müssen auch die Merz-Skeptiker innerhalb der CDU anerkennen, dass der CDU-Chef die Partei beruhigt hat. Den aus Merkel-Zeiten überkommenen Streit um die programmatische Ausrichtung hat er abgeräumt und, wie die frühzeitige Regelung der K-Frage am Dienstag beweist, das Verhältnis zur CSU mit ihrem unberechenbaren Vorsitzenden zumindest stabilisiert. Geschlossenheit wissen deutsche Wähler immer zu schätzen, vor allem Wähler der Mitte.

Zweitens, apropos Mitte, kann sich die Union spätestens seit den Wahlen in Thüringen und Sachsen als letztes Bollwerk gegen die AfD inszenieren. Das dürfte auch viele SPD-, Grünen- und FDP-Wähler ansprechen, die von der Ampel enttäuscht sind, zugleich aber die Ränder klein halten wollen.

Und auch Merz selbst, drittens, wird mit seinen politischen Schwerpunkten zusehends zum Erfolgsfaktor. Als er 2022 Parteivorsitzender wurde, galt er vielen mit seinem konservativen Profil, mit seiner Turbokapitalisten-Aura als Blackrock-Veteran. Doch gerade diese Konturen, die Wirtschaftsnähe und die harten Töne speziell bei der Einwanderung, wirken plötzlich wie die Kompetenzen der Stunde – und als Oppositionspolitiker redet es sich dabei natürlich besonders entspannt. Friedrich Merz mag aus der Zeit gefallen gewesen sein, aber die ist ihm längst hinterhergesprungen.

Ist die Bundestagswahl 2025 damit entschieden? Natürlich nicht, und genau hier liegt das derzeit größte Risiko für die Union: Ihre Vertreter könnten sich zu sehr anmerken lassen, dass sie das Rennen schon für gelaufen halten.

Das würde im eigenen Lager die Leute demotivieren, und auf Außenstehende wirkt es arrogant. Die Art und Weise, wie Markus Söder am Dienstag bereits über die Arbeitsverteilung eines künftigen Koalitionsausschusses im Bund dozierte, war ein gutes Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. Aber der ist ja nun auch nicht Kanzlerkandidat geworden.