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Schlechten ErntenAuf vielen Höfen lastet hoher Veränderungsdruck

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Ein Traktor mit einer Spatenrollegge fährt über ein abgeerntetes Feld

Ein Traktor mit einer Spatenrollegge fährt über ein abgeerntetes Feld

Das Wetter hat den Bauern das Geschäft verhagelt. Das ist aber längst nicht das einzige Problem, dass die Landwirte umtreibt.

Die Landwirte haben es nicht leicht in diesen Tagen. Nicht nur, dass sie sich auf immer neue Produktionsbedingungen im Rahmen der Transformation für mehr Umwelt-, Tierschutz und Nachhaltigkeit einstellen müssen. Auch das Wetter ist in diesem Jahr nicht auf ihrer Seite. Letzteres hat den Bauern nun das Geschäft für dieses Jahr endgültig verhagelt.

Das zumindest ist das Fazit, das der Bauernverband in seiner aktuellen Erntebilanz zieht. Die Frustration in der Landwirtschaft sei nach dieser Ernte stark, sagte Verbandspräsident Joachim Rukwied. Auch die Qualitäten beim Getreide seien rückläufig. Dies sei dem Klimawandel geschuldet, aber auch übertriebenen politischen Restriktionen zum Einsatz von Dünger und Schädlingsbekämpfung.

Tatsächlich haben sowohl EU als auch Bundesregierung in diesem Jahr Pläne entschärft, die die Landwirte künftig über Gebühr noch stärker belastet hätten. Richtig so. Nicht von ungefähr haben die Bauern im vergangenen Winter ihren Unmut bei Protesten auf die Straße gebracht.

Tatsächlich stecken viele Landwirte in einem Dilemma. Tierwohl und nachhaltig produzierte Lebensmittel sind den Verbrauchern immer wichtiger. Damit wachsen die Erwartungen an die Bauern. Der Veränderungsdruck, der auf vielen Höfen lastet, bleibt hoch. Die Erwartungen dürfen aber nicht ins Unermessliche steigen. Denn auch die Landwirte müssen ihr Auskommen haben. Eine zeitgemäße Agrarpolitik bedarf deshalb der ständigen Debatte und Rückkopplung mit den Betroffenen, damit es der Gesetzgeber mit Auflagen und Belastungen nicht übertreibt.

Steigende Lebensmittelpreise kommen nicht unbedingt auch beim Erzeuger an, im Gegenteil, sie erfreuen in vielen Fällen vor allem den Handel. Das bedeutet für kleinere Höfe oft das Aus – und ärgert die Verbraucher, die regionale und nachhaltige Produktion zu schätzen wissen und gefördert sehen wollen.

Noch aber gilt: Europas Agrarhilfen richten sich vorrangig nach der Fläche, je größer ein landwirtschaftlicher Betrieb, desto mehr Geld fließt; dieses Prinzip ist nicht mehr zeitgemäß. Mit jedem Hof, der stirbt, stirbt auch ein Stück Lebensqualität auf dem Land.