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Ernte 2024Bauern in der Region beklagen schlechte Erträge

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mähdrescher mäht ein Feld im Rheinland.

Getreideernte im Rheinland. Die Erträge sind in diesem Jahr unterdurchschnittlich.

Die Erntebilanz der rheinischen Bauern fällt in diesem Sommer ernüchternd bis niederschmetternd aus. Vor allem die langanhaltenden Nässeperioden haben zu einem unterdurchschnittlichen Ergebnis geführt.

Im Vergleich zu 2023, das durch einen Wechsel von Hitze und lang anhaltendem Regen geprägt war, liegen die Ernten 2024 teilweise deutlich darunter. In diesen Tagen sind rund 95 bis 99 Prozent der Winter- und Sommergetreide abgeernet. Und selbst im Rheinland, das, wie Jan-Malte Wichern, Sprecher der Landwirtschaftskammer NRW betont, über „Gunst-Standorte“ verfüge und normalerweise „wirklich Spitzenwerte beim Getreide erzielt“, sei man deutlich unter den Top-Erträgen geblieben. Die Jahresrichtwerte fürs Rheinland liegen – laut Wichern – bei neun bis zehn Tonnen pro Hektar bei Gerste und Weizen. „Jetzt sind wir deutlich darunter.“

Ertrag und Qualität sind eine Katastrophe
Bernhard Conzen, Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes

Der Rheinische Landeswirtschaftsverband (RLV) mit Sitz in Bonn, in dem 15 Kreisbauernschaften vom Niederrhein über den Rhein-Erft-Kreis bis in den Rheinisch-Bergischen Kreis und den Rhein-Sieg-Kreis organisiert sind, untermauert diese Bilanz. Bereits bei der Wintergersten-Ernte habe es einen Rückgang von etwa 20 Prozent auf 6,7 bis sieben Tonnen pro Hektar gegeben. Beim Winterweizen wird der durchschnittliche Hektarertrag auf 7,2 Tonnen pro Hektar geschätzt. Üblich sind laut RLV Durchschnittserträge von knapp neun Tonnen auf dem eigentlich fruchtbaren rheinischen Boden. RLV-Präsident Bernhard Conzen, fällt deshalb für die diesjährige Getreideernte ein vernichtendes Urteil: „Ertrag und Qualität sind eine Katastrophe.“

Ursache für Einbrüche bei den Erträgen im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren waren die Wetterbedingungen nicht nur dieses Frühjahrs und Sommers, sondern schon die des vergangenen Herbstes. „Es ging ja schon mit der Aussaat los“, fasst Jan-Malte Wichern zusammen. Weil die Ackerflächen viel zu nass waren, waren sie vielerorts für schwere Landmaschinen nicht befahrbar. Der Einsatz schwerer Geräte hätte den Boden verdichtet und nachhaltig und strukturell für Jahre geschädigt. Und so konnte nicht ausgesät werden. „Beim Winterweizen ging deshalb in NRW die Anbaufläche um 18 Prozent zurück.“

Ernte Rheinland: Starker Pilzbefall bei Kartoffeln

Auch die schwächere Getreidequalität in diesem Jahr ist auf ständigen Regen und fehlende Sonneneinstrahlung zurückzuführen. Das habe sich nachteilig auf die Kornausbildung und somit ein schwaches Hektolitergewicht ausgewirkt, so der RLV. Ähnlich wie bei der Getreidernte (Weizen Gerste und Roggen) erging es den hiesigen Bauern auch mit den Frühkartoffeln. „Schon die Pflanzung der Frühkartoffeln, eigentlich im April vorgesehen, musste wegen der Nässe verschoben werden“, erklärt Wichern. Zwar sei im Verlauf das feucht-warme Wetter für das Pflanzenwachstum gut gewesen, aber es habe leider auch zu Pilzkrankheiten geführt. „Wir haben dieses Jahr einen starken Befall an Krautfäule in vielen Regionen gehabt“, so Wichern. „Das führt im Ergebnis dazu, dass wir bei der Kartoffelernte in diesem Jahr sehr große Unterschiede zwischen den Betrieben und auch einzelnen Flächen haben werden.“

Für die Zuckerrüben gilt ähnliches wie für die Kartoffeln: Wegen der nassen Böden wurden sie später gepflanzt. Wichern: „Der August ist entscheidend. Wenn der sonnig ist, kann er beim Wachstum einiges wettmachen.“ Mutmaßlich werde aber auch der Zuckertrag dieses Jahr etwas geringer ausfallen. Die extremen Witterungsbedingungen stellen eine zunehmende Herausforderung für die Landwirtschaft dar. Umso dringender seien laut RLV praxisgerechte Regelungen etwa im Pflanzenschutz oder in der Düngeverordnung.

Gerade mit Blick auf die Ernährungssicherung fordert Conzen von der Politik angemessene Unterstützung. „Überzogene Regeln führen dazu, dass Landwirte bei der regionalen Erzeugung von hochwertigem Getreide behindert werden.“ Dass geringere Ernten in unserer Region zu höheren Preisen führen werden, ist derzeit unwahrscheinlich. Der Getreidepreis, der abhängig von den großen Nationen USA, Russland und auch der Ukraine ist, fällt weltweit eher. Für Verbraucher eine gute Nachricht, für die hiesigen Landwirte weniger, so Conzen: „Der Grundsatz, dass eine schlechte Ernte durch bessere Preise zumindest teilweise kompensiert werden kann, ist derzeit außer Kraft gesetzt.“