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Empörung nach MedienberichtDer zweifelhafte Reichtum der britischen Royals

Lesezeit 4 Minuten
Prinz George (l-r), Prinzessin Kate, Prinz Louis, Prinz William, Prinzessin Charlotte und König Charles III. stehen auf dem Balkon des Buckingham Palastes, um die Flugschau im Anschluss an die „Trooping the Colour“-Parade zu verfolgen.

Prinz George (l-r), Prinzessin Kate, Prinz Louis, Prinz William, Prinzessin Charlotte und König Charles III. stehen auf dem Balkon des Buckingham Palastes, um die Flugschau im Anschluss an die „Trooping the Colour“-Parade zu verfolgen.

Recherchen unter anderem der „Sunday Times“ zeigen, wie das britische Königshaus mit ihren Herzogtümern Millionenbeträge verdient.

Nach seiner elftägigen Reise nach Australien und Samoa wirkte König Charles III. erschöpft. Der Monarch und seine Frau, Königin Camilla, gönnten sich deshalb auf dem Rückweg einen kurzen Aufenthalt in einem luxuriösen Wellness-Resort in Indien, das für seine heilenden Massagen und Ayurveda-Behandlungen berühmt ist. Zurück in Großbritannien warteten jedoch keine guten Nachrichten auf den König. Denn auf der Insel sorgen Recherchen der Wochenzeitung „Sunday Times“, der Zeitung „Daily Mirror“ und des britischen Senders Channel 4 zum Reichtum der Royals – und wie genau sie ihr Geld verdienen – für Empörung. Sie nahmen die als Duchies bezeichneten Herzogtümer Lancaster und Cornwall unter die Lupe. Die Ländereien und Immobilien werden von den Royals als gewinnorientierte Unternehmen geführt.

Britische Royals: Das landet in den Kassen

Die Einkünfte des Königs aus dem Herzogtum Lancaster beliefen sich laut im Juli veröffentlichten Bilanzen zwischen Mai 2023 und Ende April 2024 auf 27,4 Millionen Pfund (rund 32 Millionen Euro). Der Prinz von Wales erhielt durch die Ländereien in Cornwall ein persönliches Jahreseinkommen von mehr als 23,6 Millionen Pfund (rund 28 Millionen Euro). Zum Vergleich: Der durchschnittliche Jahresverdienst eines Briten liegt bei rund 34.000 Pfund (etwa 40.000 Euro). Waren diese Zahlen bereits im Vorfeld bekannt, sind es die nie zuvor veröffentlichten Details und die Art und Weise, wie die Royals diese immensen Summen einnehmen, die nun für großen Frust sorgen.

Während Prinz William an diesem Mittwoch in Südafrika den „Earthshot Prize“ für Umwelt- und Klimaschutzprojekte, verleiht, empören sich die Briten darüber, dass der Thronfolger in Cornwall offenbar Häuser vermietet, die nicht energieeffizient sind. Sie seien teils schwer beheizbar und von Feuchtigkeit und Schimmel betroffen, berichtet der „Daily Mirror“. Ein Mieter versteht die Inszenierung des 42-Jährigen in der Öffentlichkeit nicht. „Zunächst sollte er dafür sorgen, dass die von ihm bereits vermieteten Objekte die modernen Standards erfüllen.“ Ein Sprecher des Herzogtums Cornwall sagte in Reaktion auf die Anschuldigungen, dass sie sich für eine „kontinuierliche Verbesserung ihrer Immobilien“ einsetzten.

Das marode Gesundheitssystem muss Miete an König Charles III. zahlen

Laut der „Sunday Times“ verdienen der König und der Prinz überdies nicht nur an privaten, sondern auch an Mietverträgen mit öffentlichen – und damit steuerfinanzierten – Institutionen. Dazu gehören die Streitkräfte, staatliche Schulen und ausgerechnet das ohnehin marode Gesundheitssystem NHS, das die neu gewählte Labourregierung jetzt mit Steuererhöhungen zu sanieren versucht. Den Recherchen zufolge hat das Herzogtum Lancaster im vergangenen Jahr einen Vertrag mit dem staatlichen Gesundheitsdienst abgeschlossen. Demnach wurden Krankenwagen in einer der Halle des Duchy untergebracht – zum stolzen Preis von 11,4 Millionen Pfund (13,5 Millionen Euro) über einen Zeitraum von 15 Jahren. Mietverträge mit staatlichen Schulen bringen dem Herzogtum im Süden Englands und damit den Royals weitere Tausende Pfund ein. Die „Duchy Files“ lassen Forderungen nach Reformen und mehr Transparenz laut werden. „Ich finde es wirklich beschämend, dass die königliche Familie angesichts des enormen Drucks, unter dem der NHS steht, Gebühren für das Parken von Krankenwagen erhebt“, sagt Dennis Reed von „Silver Voices“, einer britischen Organisation, die sich für ältere Menschen einsetzt. „Ich hoffe, dass die Enthüllungen zu einem Umdenken im Königshaus führen werden.“

Graham Smith, Sprecher der antimonarchischen Organisation Republic, zufolge hätten die Enthüllungen gezeigt, „dass die Royals bei jeder Gelegenheit auf Profit aus sind, auf Kosten der Öffentlichkeit und der Wohltätigkeit“. Das Parlament habe der königlichen Familie erlaubt, die Kontrolle über ihre Ländereien zu behalten und es sei an der Zeit, dass diese Regelung aufgegeben wird. Die Lösung sei einfach, so Smith, die Herzogtümer sollten abgeschafft werden.

Warum die Enthüllungen für die Royals so problematisch sind, erklärt Craig Prescott, Royal-Experte an der Royal Holloway University of London: „Jeder Verdacht, der Monarch nütze sein Amt für private Interessen, ist verhängnisvoll.“ Die verstorbene Königin Elizabeth II. habe den Vorschlag von Prinz Harry und Herzogin Meghan, in den USA zu arbeiten und dabei im Königreich weiterhin ihren Pflichten nachzukommen, abgelehnt, weil sie befürchtete, dass ihre Geschäftsinteressen mit ihren öffentlichen Pflichten in Konflikt geraten könnten. Nun sei es notwendig, „die Herzogtümer Lancaster und Cornwall auf eine transparente Grundlage zu stellen“. Dies würde dazu beitragen, das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Monarchie zu erhalten, so Prescott.