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Britischer König auf „Abschiedstour“?Warum der Besuch von Charles III. nicht nur auf Freude stößt

Lesezeit 3 Minuten
Königin Camilla und König Charles bei einem Besuch in Australien 2015 (Archivbild)

Königin Camilla und König Charles bei einem Besuch in Australien 2015 (Archivbild)

Bei König Charles III. erstem offiziellen Staatsbesuch in Australien erwarten ihn aufgrund kritischer Commonwealth-Tendenzen mögliche Proteste. Republikansche Stimmen nennen es gar eine „Abschiedstour“.

Für die Royals sind Reisen in die Staaten des Commonwealth eine wichtige, aber auch heikle Angelegenheit. Das zeigte sich zuletzt bei dem achttägigen Karibiktrip von Prinz William und seiner Frau Catherine im Frühjahr 2022. Vor allem die Bilder, die dabei entstanden, sorgten für Kontroversen. Da war die Szene, in der begeisterte schwarze Kinder dem weißen Paar ihre Hände entgegenstreckten – durch einen Zaun hindurch.

Erinnerungen an die Kolonialzeit

Bilder wie dieses waren unpassend, weil sie an die Kolonialzeit erinnerten. Eine Zeit, die in vielen Ländern des 56 Staaten umfassenden Commonwealth kritisch gesehen wird. 14 Länder außerhalb Großbritanniens, darunter Australien und Kanada, erkennen den britischen Monarchen überdies als Staatsoberhaupt an. Auch vor dem ersten offiziellen Staatsbesuch von König Charles III. und seiner Frau Camilla in Australien ab diesem Freitag und ihrer Reise nach Samoa keimen Sorgen auf.

Items are displayed from Jan Hugo's collection of memorabilia of the British royal family, at her home near the town of Cessnock on October 15, 2024.

Souvenirs von Königin Camilla und König Charles in einem Shop in Australien

Denn Down Under scheint der Besuch der Royals nicht bei allen Begeisterung hervorzurufen. „Viele Australier werden sich erneut fragen, ob sie weiterhin jemanden als Staatsoberhaupt haben wollen, der Tausende Kilometer entfernt lebt“, sagt Craig Prescott, Verfassungsrechtler an der Royal Holloway University London. Monarchiegegner haben mehrere Proteste angekündigt und sprechen provozierend gar von einer „Abschiedstour“ des Kings. Das jedoch scheint übertrieben: Denn die Mehrheit der Bevölkerung in Australien spricht sich laut aktuellen Umfragen weiterhin für die Monarchie aus.

Einen Eklat wie nach dem Besuch von William und Kate hält Philip Murphy, Historiker am Institute of Historical Research, für unwahrscheinlich: „Ich glaube nicht, dass Charles und Camilla die gleiche Aufregung auslösen werden.“ Der Monarch habe als Prinz bei früheren Besuchen überdies gezeigt, dass er zurückhaltender vorgehe. Klar ist aber auch, dass der von karibischen Staaten formulierte Wunsch, eine Republik zu werden, bei dem Treffen der Regierungschefs des Commonwealth in Samoa in der kommenden Woche wohl offener thematisiert wird. „Das Königshaus hat immer wieder deutlich gemacht, dass die beteiligten Nationen selbst entscheiden können, ob sie den Monarchen auch in Zukunft als Staatsoberhaupt haben wollen“, so Murphy.

Vor allem für die 2022 verstorbene Königin Elizabeth II. sei der Staatenbund eine Herzensangelegenheit gewesen. Auch wenn der Monarch nur das symbolische Oberhaupt sei, so bietet ihm das Commonwealth nach dem Ende des British Empire doch eine einzigartige globale Bühne, so der Historiker. Und auch die Mitgliedsstaaten profitieren von dem Staatenbund, weil etwa kleine Nationen auf große treffen.

Bei dem ersten regulären Treffen der Gemeinschaft seit dem Tod der Queen stehen überdies die Forderungen etwa von afrikanischen und karibischen Staaten nach Reparationen für die einstige Beteiligung Großbritanniens am Sklavenhandel auf der Agenda. Da es dabei um Beträge in Milliardenhöhe gehe, habe der Labour-Premierminister Keir Starmer angesichts der aktuellen Wirtschaftslage auf der Insel jedoch „keinen Spielraum“ für Zugeständnisse, so Murphy.

Das Treffen bereite den Beamten in London überdies Kopfzerbrechen, weil sie nicht genau wüssten, wie sie es nutzen sollen. Unter der Labour-Regierung von Tony Blair sowie nach dem Brexit habe man gehofft, dass es dazu dienen könne, den Handel anzukurbeln. „Es hat nie wirklich funktioniert.“ Murphy bezweifelt daher, dass in Samoa klare Ziele formuliert werden.

Dabei hätte die Gemeinschaft Potenzial, betont Prescott. So könne der Staatenbund als „alternatives internationales“ Forum ein „Gegengewicht zu Chinas wachsendem Einfluss“ bilden. Wenn die Gemeinschaft aber keine gemeinsame Richtung findet, drohe sie an Bedeutung zu verlieren. Hinzu kommt, dass nicht klar ist, ob Prinz William, nachdem er den Thron bestiegen hat, ebenfalls Oberhaupt des Staatenbundes wird. Denn die Entscheidung darüber liegt bei den Mitgliedsstaaten. Die Zukunft des Commonwealth erscheint daher ungewiss.