Luis de la Fuente, Trainer der spanischen Nationalmannschaft, strebt mit einem innovativen Ansatz einen Sieg gegen Deutschland an der EM an.
Innovativer AnsatzSpanien will gegen Deutschland mit neuer Taktik gewinnen
Manchmal sagen Bilder ja mehr als viele Worte. Tatsächlich könnten die Schnappschüsse aus der Vorbereitung der spanischen Nationalmannschaft auf das EM-Viertelfinale gegen Deutschland (Freitag 18 Uhr, ARD und Magenta TV) passender nicht sein. Luis de la Fuente steht in wetterfester rot-blauer Trainingsbekleidung auf dem gepflegten Grün in Donaueschingen, hat eine Kladde in der Hand und den Fuß auf dem Ball. Der 63-Jährige trägt jene schwarzen Nockenschuhe mit drei Streifen, die Fußball-Nostalgiker bis heute verehren. Modelle, in denen einst Franz Beckenbauer mit majestätischer Attitüde für die deutsche Nationalelf Regie führte. Entworfen in Herzogenaurach, wo gerade jener Gegner beherbergt ist, den dieser spanische Fußballlehrer in Stuttgart überlisten will.
Eines ist bei den Spaniern unter seiner Leitung klar rübergekommen: Sie halten sich für die Gemeinschaft mit der größten Qualität. Es sei „sehr schwer, einen solchen Wettbewerb zu gewinnen, aber ich denke, es gibt keine Mannschaft, die besser ist als wir“, betonte de la Fuente nach dem Achtelfinale gegen Georgien (4:1) selbstbewusst.
Wer auf „La Furia Roja“ blickt, stellt fest, dass der nach der WM 2022 in Katar als Nachfolger von Luis Enrique installierte Coach einen anderen Ansatz lehrt, als der einst von Joachim Löw verehrte Tiki-Taka-Titeljäger Vicente del Bosque. Weniger Ballbesitz, weniger Selbstzweck. Portugal, Deutschland, sogar England haben bei dieser EM länger die Kugel als Spanien. Und trotzdem kommen sie in ihrem 4-3-3-System mit klarem Mittelstürmer (Alvaro Morata) und echten Flügelspielern (Nico Williams und Lamine Yamal) zu so vielen Abschlüssen wie kein anderer EM-Teilnehmer. Im Schnitt 21 pro Partie.
Spanien: Deutschland eine großartige Mannschaft
Klar, Deutschland sei eine „großartige, sehr gut organisierte Mannschaft“, sagte de la Fuente, aber: „Alle haben Schwächen, niemand ist perfekt. Wir haben unsere Werkzeuge.“ Und war nicht der in Deutschland kaum beachtete Finalsieg der Nations League 2023 (im Elfmeterschießen gegen Kroatien) schon Ausdruck dessen, was der Mann mit der Glatze predigt? Titel zu holen ist auch für Trainer am schönsten. Explizit mit „drei Spielen“ plant de la Fuente noch bei der EM 2024. Dennoch sind einige bei seiner Person skeptisch. Kritiker attestierten ihm eine „chamäleonartige Persönlichkeit“. Eine Anspielung auf seine eigenartige Rolle bei den schändlichen Vorfällen im spanischen Fußball-Verband, kurz RFEF, bei der Frauen-WM 2023.
Die Kussaffäre des weltweit geächteten Präsidenten Luis Rubiales brachte unhaltbare Zustände hervor, die auch die spanische Regierung alarmierte. Die Oberste Sportbehörde CSC konstatierte erst kürzlich: „Die Fakten aus der jüngeren Vergangenheit zeigen das Fehlen jeglicher Selbstkritik, Verantwortung und ethischer Erneuerungsbereitschaft.“ De la Fuente gab keine gute Figur ab, weil er freudig Beifall klatschte, als Rubiales seine eigenartige Verteidigungsrede hielt. In gewisser Weise ist der aktuelle Männer-Nationalcoach ein Überbleibsel aus der Zeit des Ex-Präsidenten, der Weltmeisterin Jennifer Hermoso nach dem Frauen-Finale in Sydney einfach auf den Mund küsste.
Dass der unter Rubiales als Vizepräsident fungierende Pedro Rocha derzeit die RFEF repräsentiert, hat mindestens ein Geschmäckle. De la Fuente hat sich erst nach heftigem Gegenwind für seinen Applaus endschuldigt und ist vertraglich inzwischen bis 2026 gebunden. Der frühere Linksverteidiger von Athletic Bilbao heuerte bereits 2013 an, führte bald darauf erst die U19, danach auch die U21 zu einem EM-Titel.
Gegner im Finale 2019 war der deutsche Nachwuchs. Im Endspiel überrumpelte de la Fuente sein Gegenüber Stefan Kuntz. Die spanischen Siegtorschützen Fabian und Dani Olmo sind jetzt wieder dabei.