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Experten zur 4-Tage-WocheWeniger arbeiten kann glücklicher machen – muss es aber nicht

Lesezeit 2 Minuten
Weniger Arbeiten kann auch unzufriedener machen.

Weniger Arbeiten kann auch unzufriedener machen.

Ein Arbeitspsychologe über die Vor- und Nachteile einer Vier-Tage-Woche

Nur vier Tage pro Woche arbeiten bei vollem Gehalt? Manche halten das für eine abwegige Idee. Doch mittlerweile plädiert sogar die IG Metall für dieses Modell. Laut der Gewerkschaft sollen 50 Unternehmen im nächsten Jahr testen, ob es klappen kann. Vier Tage arbeiten, drei Tage frei: Macht das wirklich glücklicher, oder gibt es Nachteile?

Hannes Zacher ist Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Leipzig. Er beschäftigt sich hauptberuflich mit Fragen nach Gesundheit und Wohlbefinden im Job, mit Altern und Entwicklung im Arbeitskontext. Zacher sagt im Gespräch mit unserer Redaktion: „Es kommt darauf an, wie eine Vier-Tage-Woche gestaltet ist. Bei gleichem Lohn und wenn nicht die gleiche Arbeit in weniger Zeit gepresst wird, kann sie glücklicher machen.“ Die Gründe liegen auf der Hand: Arbeitnehmer haben mehr Zeit für Familie, Hobbys, sich selbst. Über die letzten Jahrzehnte hätten stressbedingte Erkrankungen immer weiter zugenommen, sagt Zacher. „Eine Verkürzung der Arbeitszeit wäre eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken – neben einer guten Gestaltung der Arbeit.“

Weniger Stress durch Umstellung auf die Fünf-Tage-Woche

Der Arbeitspsychologe verweist auf die Umstellung von der Sechs-Tage- auf die Fünf-Tage-Woche in den 50er- und 60er-Jahren: „Die Forschung zeigt, dass die Umstellung auf fünf Tage zu weniger Stress geführt hat und zu mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ähnliches wäre bei vier Tagen zu erwarten.“ Aber: Immer weniger Arbeit mache nicht immer glücklicher, sagt der Forscher. „Irgendwann gibt es einen Kipppunkt“, sagt Zacher. „Arbeit ist wichtig, um Sinn zu stiften und eine Struktur zu bieten.“

Die meisten Unternehmen bieten derzeit keine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohn an. Ist es da sinnvoll, einen Tag die Woche zu reduzieren? Der Psychologe argumentiert, dass sich vor allem Frauen häufig gezwungen sehen, in Teilzeit zu arbeiten, etwa, um Familie und Arbeit zu vereinbaren. „Wenn man wirklich frei wählen und es sich leisten kann, kann eine Vier-Tage-Woche in Teilzeit eine gute Möglichkeit sein.“ Zacher fügt hinzu: „Um bei der Arbeit glücklich zu sein, sollte man sich allerdings in erster Linie grundsätzlich überlegen: Was will ich eigentlich? Und wie kann ich andere Lebensbereiche ausbalancieren?“