Studie zum GeldausgebenDas sind die Tücken der Karten-Zahlung
Köln – Die Corona-Pandemie hat einiges im Land verändert, unter anderem das Einkaufsverhalten von uns Deutschen. So haben Verbraucher 2020 signifikant mehr Geld pro Einkauf im Einzelhandel ausgegeben als noch im Vorjahr – und das nicht aufgrund gestiegener Preise, sondern aufgrund deutlich mehr gekaufter Ware, wie das Handelsinstitut EHI mitteilt. Demnach lag der durchschnittliche Einkaufsbetrag im vergangenen Jahr bei 23,84 Euro, im Jahr zuvor waren es noch 22,25 Euro. Zugleich hat die Häufigkeit der Einkaufstrips stark nachgelassen.
„Die Deutschen gehen seltener einkaufen, geben dann aber mehr Geld aus, denn die Pandemie hat die Kundschaft vielfach zu Vorratskäufern gemacht, die durch eine Reduzierung ihrer Einkaufsfrequenz unnötige Kontakte vermeiden möchte“, erklärt Horst Rüter, Zahlungsexperte und EHI-Geschäftsleitungsmitglied.
Immer öfter wird das Plastikkärtchen gezückt
Und noch etwas fällt auf: Denn obwohl wir Deutschen das Bargeld lieben wie kaum eine andere Nation, bezahlen wir in Geschäften immer weniger mit Scheinen und Münzen und greifen stattdessen immer öfter zum Plastik: sei es zur Girocard, wie die EC-Karte heute heißt, oder zur Kreditkarte. Denn die Kartenzahlung ist für den Kunden bequem, zugleich ist die Abneigung der Händler gegenüber dieser Art des Bezahlens zurückgegangen und auch niedrige Beträge lassen sich inzwischen so begleichen.
56,3 Prozent des stationären Handelsumsatzes zahlten Kunden laut EHI in 2020 per Karte, ein Plus von 5,8 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. In früheren Jahren lag die jährliche Wachstumsrate meist bei durchschnittlich rund 1,5 Prozentpunkten. Nur noch 40,9 Prozent macht heute der Baranteil aus.
Kontaktloses Zahlen als Hygienevorteil
Dieser deutliche Effekt ist vor allem auf das Corona-Virus zurückzuführen, schließlich wurde besonders am Anfang der Pandemie kontaktloses Bezahlen als hygienisch bevorzugte Zahlungsart propagiert. Zwischen 5 und 10 Prozent aller kontaktlosen Einkäufe werden zudem inzwischen per Smartphone bezahlt – auch hier ist laut EHI die Tendenz steigend.
Doch ob nun mit Karte, mobil oder bar – bewahren wir trotz bewusster Kaufentscheidung überall gleich gut die Kontrolle über unsere Ausgaben? Die Antwort lautet nein. Nach Meinung vieler Wissenschaftler geben Menschen, wenn sie mit Karte bezahlen, in Geschäften oft mehr Geld aus, als sie es sich vorgenommen haben. Der Grund ist der „Schmerz des Bezahlens“ (Pain of Paying), den wir in dem Moment verspüren, wenn wir Geld für etwas herausgeben. Dieser ist umso größer, je mehr Geld wir ausgeben. Er variiert allerdings auch mit der Transparenz der verwendeten Bezahlmethode, er ist geringer, wenn die Zahlung eher abstrakt erfolgt: also etwa mit Karte.
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„So ist Bargeld wohl die transparenteste Bezahlmethode“, sagt Thomas Pauls, Forscher am House of Finance der Goethe Universität Frankfurt. „Hier sehen wir nicht nur genau wieviel wir zahlen, sondern wir zählen sogar die Münzen und Scheine beim Bezahlvorgang, übergeben sie und spüren wie unsere Geldbörse leichter wird. Wir sehen sofort, wieviel von der verfügbaren Summe im Portemonnaie abgezogen wird, wenn wir bezahlen. Damit lässt es sich hervorragend nutzen, um die Ausgaben zu kontrollieren.“
Studien zeigen außerdem: Wer mit Kreditkarte zahlt, greift eher zu ungesunden Lebensmitteln. Gemeint sind die sogenannten Impulskäufe. „Intransparentere Bezahlmethoden schwächen dagegen unsere Impulskontrolle und können zur Folge haben, dass Verbraucher die Kontrolle über ihre Ausgaben verlieren“, sagt Pauls.
Soweit muss es aber nicht kommen. Überhaupt: Neue Bezahlmethoden müssen nicht per se intransparenter sein. Im Gegenteil, moderne Banking-Apps bieten eine gute Übersicht über Einnahmen und Ausgaben. „Es kommt aber darauf an, dass wir Verbraucher diese Möglichkeiten auch kennen und nutzen lernen“, sagt Pauls.