Steigende StrompreiseSo können Sie im Haushalt Energie und Geld sparen
Köln – Für die Dinge des täglichen Lebens müssen Verbraucher derzeit tiefer in die Tasche greifen als 2020. Auch im Oktober ist die Inflationsrate weiter gestiegen: Dem Statistischen Bundesamt zufolge verteuerten sich Waren und Dienstleistungen in Deutschland gegenüber dem Vorjahresmonat um durchschnittlich 4,5 Prozent. Der größte Preistreiber ist die Energie: Sie kostete im Oktober 18,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Da kann es sich lohnen auf die größten Energie- und Stromfresser im Haushalt zu achten.
Welche das sind, weiß Norbert Hermes. Als Stromsparhelfer bei der Caritas Arbeits- und Dienstleistungsgesellschaft macht er Stromchecks bei einkommensschwachen Haushalten, die Preiserhöhungen besonders deutlich zu spüren bekommen. Haushalte, die den Angaben zufolge bislang dieses Angebot in Anspruch genommen haben, konnten so ihre Energiekosten um durchschnittlich 172 Euro pro Jahr reduzieren.
Hermes schaut sich die Stromrechnungen an und misst Verbrauchswerte von Waschmaschine, Kühlschrank und Co.. Häufig stößt er dabei immer auf die drei gleichen wesentlichen Kostenfaktoren: „Kühl- und Gefrierschränke, Wäschetrockner und eine elektrische Wasserbereitung sind die schlimmsten Energiefresser.“ Das aber muss nicht so bleiben. Denn schon mit einfachen Mitteln lässt sich laut Hermes der Verbrauch senken. Ein Überblick:
1. Stromverbrauch von Kühlschränken senken
Kühl- und Gefrierschränke machen im Strombudget einen dicken Posten aus, insbesondere wenn sie älter sind. „Alte Kühl- und Gefrierschränke haben locker einen Stromverbrauch von 500 Kilowattstunden pro Jahr, bei neueren liegt der Wert hingegen bei 150 Kilowattstunden“, sagt Hermes. Bei einem Durchschnittspreis von 30 Cent je Kilowattstunde macht das Mehrkosten in Höhe von rund 105 Euro im Jahr. „Ein neuer Kühlschrank rechnet sich da schnell.“ Bei Neuanschaffungen rät Hermes auf die Energieeffizienzklasse zu achten. Die Energielabel wurden vor Kurzem neu eingestuft, seither ist für Kühlgeräte das dunkelgrüne A die höchste Effizienzklasse.
Im Inneren des Kühlschranks ist die Temperatur entscheidend. Laut Hermes bringt jedes Grad sechs Prozent Stromersparnis. „Acht Grad sind ausreichend, bei Gefriergeräten minus 18 Grad“, empfiehlt der Experte. Und auch der Standort des Gerätes spielt eine Rolle: „Der Kühlschrank sollte wegen der Wärmeabstrahlung nicht zu eng an der Wand stehen“, sagt Hermes. „Und was die wenigsten wissen: Wenn er innen zu leer ist, frisst er auch mehr Strom.“ Ansonsten gilt: Kühlschranktüren nicht zu lange offenlassen und gekochte Speisen erst abkühlen lassen, ehe sie hineingestellt werden.
2. Wäscheleine als Trockner-Alternative
Ein weiterer Energiefresser und damit Kostenfaktor ist laut Hermes der Wäschetrockner, vor allem wenn es sich um ältere Kondensat- oder Ablufttrockner handelt. Diese benötigen fast doppelt so viel Energie wie die neueren Wärmepumpentrockner. Letztere verbrauchen bei sieben Kilogramm Fassungsvermögen je Trockengang ungefähr zwischen 1,5 und 2 Kilowattstunden. „Bei einer intensiven Nutzung kann das schnell teuer werden“, sagt Hermes. Er rät zur radikalen Verhaltensänderung: „Eine Wäscheleine schlägt jeden Trockner.“ Wer vorher dreimal die Woche den Trockner benutzt hat, kann so übers Jahr gerechnet über 90 Euro sparen.
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Auch beim Waschen lässt sich laut Hermes Energie sparen. Hier gilt: Die Maschine sollte immer voll, aber nicht zugestopft sein. Eine Temperatur von 30 bis 40 Grad ist bei normaler Verschmutzung ausreichend, nur bei höheren Hygieneanforderung sollte Wäsche bei 60 oder 90 Grad gewaschen werden. „Wer bei 40 statt 60 Grad wäscht, kann bis zu 40 Prozent Strom einsparen“, sagt Hermes. Er rät auch dazu, Eco-Programme auszuwählen: Diese dauern zwar häufig länger, benötigen aber – wie bei der Spülmaschine − weniger Energie.
3. Teure elektrische Warmwasserbereitung
„Wer sein Warmwasser über Boiler oder Durchlauferhitzer mit Strom erwärmt, ist gekniffen“, sagt Hermes. Denn im Schnitt werden pro Person jährlich 500 Kilowattstunden Energie für die Wassererwärmung zum Duschen, Baden und Spülen benötigt. Mit Strom kostet dies pro Person rund 150 Euro im Jahr. „Das ist mindestens viermal so teuer wie mit Gas“, sagt Hermes. Um Energie und Geld zu sparen, sollten Verbraucher daher mittelfristig auf andere Energieträger wie zum Beispiel Photovoltaik umsteigen. Wem das nicht möglich ist, rät Hermes zu einem Sparduschkopf. Dieser mischt Wasser mit Luft und senkt damit die Wassermenge, die erwärmt werden muss. „Dadurch lassen sich immerhin 25 bis 30 Prozent an Energie einsparen.“
Weitere Tipps von Stromsparhelfer Norbert Hermes
Verteilstecker mit Ausschalter nutzen
„Auf diese Weise wird verhindert, dass Geräte im Standby- oder Ruhemodus Strom verbrauchen“, sagt Stromsparhelfer Norbert Hermes.
Plasma-Fernseher und alte Röhrengeräte austauschen
LED-Fernseher sind mittlerweile Standard und dem Experten zufolge deutlich sparsamer als Plasma-Fernseher und alte Röhrengeräte.
Elektrogeräte im Energiesparmodus
Ob Fernseher, Computer oder Spielekonsole: Viele Geräte besitzen Energiespar-Einstellungen. „Diese ändern nichts an der Qualität, sorgen aber für einen geringeren Energieverbrauch“, so Hermes. Zudem hilft es, Geräte nicht im Dauer-Standby laufen zu lassen: So verbraucht ein moderner LED-Fernseher im Standby etwa ein Watt pro Stunde. Auf das Jahr hochgerechnet, ergibt das einen überflüssigen Stromverbrauch von gut 8700 Watt (8,7 kWh). Bei einem Durchschnittspreis von 30 Cent je kWh macht das gut 2,60 Euro im Jahr. Das ist zwar ein eher überschaubarer Betrag. Aber bei beispielsweise zehn Geräten im Dauer-Standby-Betrieb pro Haushalt bringt das Abschalten schon eine wahrnehmbare Ersparnis.
Energie sparen beim Kochen
Am energiesparendsten ist ein Gasherd, gefolgt von Induktion und Ceran. Doch auch beim Kochen selbst kann Energie gespart werden: „Wasserkocher erhitzen Wasser meistens schneller und sparsamer“, sagt Hermes. Ansonsten empfiehlt es sich, immer einen passenden Deckel auf den Topf zu setzen und Töpfe auf die Herdplatte zu stellen, die zum Durchmesser passen.
Richtiges Heizen in den eigenen vier Wänden
„Bei der Heizung gilt: Jedes Grad weniger spart sechs Prozent Heizkosten“, sagt Hermes. Er empfiehlt: 20 Grad Celsius (Stufe 3) im Wohnraum und 18 im Schlafzimmer (Stufe 2). Nachts kann die Raumtemperatur dann um drei bis fünf Grad abgesenkt werden, ganz auskühlen sollte der Raum hingegen nicht.