Rundschau-Serie zum Sparen20.000 Euro sinnvoll anlegen – so geht es richtig
Hamburg – Niedrige Zinsen und hohe Inflationsraten sind für Sparer eine toxische Kombination. Wer sein Geld auf dem Giro- oder Tageskonto parkt, erhält von der Bank praktisch keine Zinsen mehr. Viele Institute verlangen für größere Beträge zudem Negativzinsen. Und je stärker die Preise für Waren und Dienstleistungen steigen, desto weniger kann man sich von den Ersparnissen kaufen.
„In der Vergangenheit gab es für die mittelfristige Geldanlage von fünf bis sieben Jahren eine ganze Reihe von attraktiven Alternativen wie zum Beispiel Festgeld, Sparbriefe oder Bundesschatzbriefe“, sagt Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen. „In der Regel war die Erwartung an den Ertrag größer als die Gefahr des Kaufkraftverlusts durch die Inflation.“
Doch die fortdauernde Niedrigzinsphase hat das geändert. Wer heute 20000 Euro fünf Jahre auf ein Festgeldkonto legt, bekommt bei einer Direktbank, die der deutschen Einlagensicherung unterliegt, allenfalls noch 0,6 Prozent Zins pro Jahr. Das wären über fünf Jahre insgesamt gut 600 Euro.
Unterm Strich Verlust
Der Haken: 2021 betrug die Inflationsrate im Schnitt 3,1 Prozent, am Jahresende lag sie sogar bei mehr als fünf Prozent. Heißt, die Zinsen reichen nicht aus, um die Inflation auch nur annähernd auszugleichen. Unterm Strich macht der Sparer also Verlust.
Doch was tun? Wie lassen sich 20 000 Euro bei einem mittelfristigen Anlagehorizont von etwa fünf Jahren am sinnvollsten anlegen? Gleich alles in Aktien oder doch besser auch in Gold und Tagesgeld investieren? So viel vorweg: Eine einfache Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Nicht zuletzt auch deswegen, weil es unter anderem eine Frage der persönlichen Risikobereitschaft ist.
„Wenn der risikofreie Zins praktisch null ist, haben Sparer nur eine Möglichkeit, wenn sie mit ihrem Ersparten noch Geld verdienen wollen“, sagt Ralf Götz, Chefvolkswirt der Deutschen Vermögensberatung (DVAG). „Sie müssen mehr ins Risiko gehen. Denn die risikolose Geldanlage, die einen realen Ertrag bringt, gibt es schlicht nicht mehr.“
Aktienfonds und Indexfonds beim Kampf gegen die Inflation
Auch Verbraucherschützerin Oelmann sagt: „Möchten Sie zuallererst die Inflation bekämpfen, bleibt Ihnen nur die Flucht nach vorne, das heißt alles in Aktienfonds zu investieren.“ Vor allem bei langfristiger Anlage sind Experten zufolge Aktienfonds derzeit alternativlos.
Neben aktiv gemanagten Aktienfonds kommen insbesondere börsengehandelte Indexfonds (ETFs) infrage. Dabei handelt es sich um Fonds, die einen bestimmten Börsenindex und somit einen bestimmten Markt nachbilden, deren Anteile an der Börse gehandelt werden. Ihr Vorteil: Sie sind relativ kostengünstig und ermöglichen eine breite Risikostreuung.
Entscheidend bei Aktienfonds und ETFs ist der Anlagehorizont: Wer 15 bis 20 Jahre investiert bleibt, ist laut Experten relativ sicher vor starken Schwankungen und Verlusten. Auf Sicht von fünf Jahren sei das Risiko-Chance-Verhältnis hingegen leider eher ungünstig, sagt Oelmann, da es in der Vergangenheit vor allem bei nur fünf Jahren Haltedauer große Wertschwankungen gab.
Breiter streuen senkt das Risiko
Eine Alternative wäre, die 20.000 Euro zu splitten und kleinere Beträge jeweils in verschiedene Anlageformen zu investieren, um so das Verlustrisiko zu senken, sagt Oelmann. Sparer könnten das Geld beispielsweise je nach Risikoneigung hälftig in Tagesgeld und in Aktien-ETFs anlegen. So würde das Portfolio am Ende aus zwei Bausteinen bestehen, einem Sicherheitsbaustein und einem risikobehafteten Baustein, zumindest ein Teil des Geldes wäre damit sicher geparkt.
Bleibt noch der Gedanke an Gold als Geldanlage, was gemeinhin als krisensicher gilt, da es viele Kriege, Währungsreformen und Rezessionen überstanden hat. „Gold ist alles andere als eine sichere Geldanlage“, sagt indes Oelmann. „Der Wert von Gold ist heftigen Schwankungen unterworfen und bleibt daher eine riskante und spekulative Geldanlage.“
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Trotz der Risiken müssen Anleger Gold aber nicht pauschal als Geldanlage ausschließen, sagt DVAG-Chefvolkswirt Götz. „Allein der Rendite wegen sollte man zwar kein Gold kaufen – der Goldpreis schwankt, man bekommt keine Zinsen und es muss verwahrt werden. Es kann aber vor allem bei größerem Vermögen als Beimischung das Gesamtrisiko der Geldanlage senken.“
Ob Immobilien-, Renten- oder Mischfonds, sie alle könnten kurzfristig kaum helfen und seien zudem nicht billig. Oelmanns Empfehlung lautet daher: Je kürzer der Anlagezeitraum, desto sicherer sollte die Anlage sein. Doch „die“ Anlagestrategie gäbe es nicht. Wichtig sei: „Streuen Sie die Risiken, achten Sie immer auf die Kosten, denn Kosten sind der Hauptrenditefresser und holen Sie sich mehrere Angebote ein und vergleichen Sie diese.“