Tagelang hatte der Mobilfunkanbieter 1&1 Probleme mit seinem Netz. Viele Kundinnen und Kunden sind empört.
Mobilfunk48 Stunden anhaltende Störung bei 1&1 – Welche Rechte Kunden haben
In ganz Deutschland ging bei Kundinnen und Kunden von 1&1 nichts – und das bei einigen über mehr als zwei Tage. Der Mobilfunk streikte seit dem frühen Montagmorgen (27. Mai), wie viele Menschen feststellen mussten, die mit ihrem Handy telefonieren wollten. „Anruf fehlgeschlagen“ erschien nach kürzerer oder auch mal längerer Wartezeit auf dem Display, das Besetztzeichen ertönte. Laut dem Portal „alle Störungen“ bestand die Störung auch am Dienstagmittag immer noch, dies setzte sich auch am Mittwoch mit etwas weniger Meldungen fort.
Demnach gab es bereits seit der Nacht zu Montag die ersten Störungen bei 1&1. Während es zunächst bedingt durch die Tageszeit nur wenige Meldungen gab, schnellte deren Zahl seit sechs bzw. sieben Uhr massiv in die Höhe. Der Höhepunkt der Beschwerden war gegen 10.30 Uhr erreicht, aber auch gegen 19 Uhr ging bei vielen Kunden immer noch nichts. Die Störung setzt sich am nächsten Tag fort: Seit 7 Uhr schoss die Anzahl der Meldungen am Dienstag bei „alle Störungen“ wieder in die Höhe. Ein ähnliches Bild ergab sich am Mittwoch, wenn die Zahl der Beschwerden auch etwas abnahm.
Schwerpunkt der Ausfälle sind laut „alle Störungen“ alle deutschen Großstädte, auch Köln ist betroffen. Auch beim Anbieter WinSim, der zu 1&1 gehört, gibt es Probleme. Ebenso sind die Dienste von den Anbietern Premiumsim, Simplytel, Yourfone und Deutschlandsim gestört.
Mobilfunk ist seit Tagen gestört: Was können Sie als betroffene Person unternehmen?
Was Betroffene tun können, erklärt die Verbraucherzentrale Brandenburg: Informieren Sie Ihren Anbieter zunächst schriftlich über die Störung und fordern Sie ihn auf, das Problem zu beseitigen. Das Telekommunikationsgesetz sieht vor, dass dieser Störungen unverzüglich und kostenfrei beseitigen muss, sofern sie nicht durch den Verbraucher selbst verursacht worden sind.
Kann der Anbieter die Probleme nicht innerhalb eines Kalendertages ab Eingang der Störungsmeldung beseitigen, ist er am darauffolgenden Tag dazu verpflichtet, den Verbraucher zu informieren, welche Maßnahmen er einleitet und wann die Störung voraussichtlich behoben sein wird.
Zum Beheben der Netzwerkprobleme gibt 1&1 keine Prognose
Ist das Mobilfunkproblem auch am dritten Tag nach der Störungsmeldung nicht behoben, haben Kundinnen und Kunden Anspruch auf eine pauschale Entschädigung, sofern das Problem eben nicht auf den Verbraucher selbst oder Unwetterschäden zurückzuführen ist.
Für den dritten und vierten Tag der vollständigen Störung steht Betroffenen eine Entschädigung von fünf Euro beziehungsweise zehn Prozent des monatlichen Grundentgelts zu - je nachdem, welcher Betrag höher ist. Ab dem fünften Tag steht ihnen für jeden weiteren vollen Kalendertag eine Entschädigung von 10 Euro beziehungsweise 20 Prozent des monatlichen Grundbetrags zu.
Der Mobilfunkanbieter 1&1 teilte mit, dass ein Software-Update am Montag ursächlich für die Störung seines 5G-Netzes gewesen sein soll. Zwar sei dieses Problem im Tagesverlauf behoben worden, in Teilen des Netzes komme es aber durch Nachwirkungen weiterhin zu Einschränkungen. Betroffen seien rund 500.000 Kundinnen und Kunden. Wann die Störung komplett behoben sein wird, konnte das Unternehmen nicht abschätzen.
Empörung bei 1&1-Kunden
Nicht nur beim Portal „alle Störungen“ hinterlassen Betroffene empörte Kommentare, auch beim Kurznachrichtendienst X, ehemals Twitter, klagten viele Userinnen und User über die Ausfälle. Die Posts wurden gelegentlich mit einem ironischen Unterton abgesetzt. So ist 1&1 dafür bekannt, weitaus weniger zuverlässig als beispielsweise die Telekom zu arbeiten.
Kundinnen und Kunden von 1&1 konnten in den sozialen Medien zunächst über Stunden keine Informationen erhalten, was es mit der Störung auf sich hat. So sammelten sich auf dem Instagram-Account von 1&1 zahlreiche empörte Kommentare: „Wann wird das mit dem Netz behoben? Gibt es diesbezüglich eine Auskunft? Manche Menschen sind auf Telefonanrufe angewiesen. Was soll das hier? Nicht mal richtig aufgeklärt wird man, kein guter Service!“, schrieb jemand.
Das Portal „PC-Welt“ fragte bereits am Montag beim Anbietern nach. 1&1 antwortete der „PC-Welt“, der Ausfall sei auf „eine Problematik im Rahmen eines nächtlichen Softwareupdates“ zurückzuführen. Es seien umgehend Maßnahmen für die Entstörung eingeleitet und die Kunden schrittweise wieder auf das Netz geschaltet worden. Gegen Mittag sei die Störung größtenteils behoben worden. Dies war aber offenbar eine Fehlinformation, denn bei „alle Störungen“ gehen die Beschwerden in den folgenden Tagen weiter.
Es ist zu vermuten, dass die Störung auf die Netzwerkumstellung auf 5G zurückzuführen ist. Auf eine Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ vom Dienstagmorgen reagierte 1&1 bis zum Mittwochmittag aber nicht.
Lange Störung beim Mobilfunk von 1&1 – Kunden kündigen Vertrag
Am Montagnachmittag antwortete immerhin ein Social-Media-Manager namens „Udo“ via Instagram auf die vielen Kommentare und versuchte, die Kundinnen und Kunden zu vertrösten. Eine eigene Mitteilung von 1&1 auf Instagram gab es bis zum Dienstagmorgen nicht, die entnervten Kommentare sammelten daher sich unter einem mehrere Tage alten Werbepost.
„Wird das heute noch was oder soll ich mir 'ne Telefonzelle suchen“, hielt jemand den hilflosen Versuchen von 1&1 entgegen, die Diskussion einzufangen. Die Krisenkommunikation sei unterirdisch, so die einhellige Meinung. Viele schrieben auch, sie würden ihren Vertrag kündigen oder hätten dies bereits getan. Sie seien beispielsweise seit mehr als einem Tag beruflich nicht erreichbar, schrieben manche, und drohten mit einer Sammelklage.
1&1 ist ein deutsches Telekommunikations-Unternehmen mit Sitz in Montabaur. Das Unternehmen gehört zum United-Internet-Konzern und wurde 1988 von Ralph Dommermuth gegründet. Dommermuth ist nach wie vor Vorstandsvorsitzender von 1&1.
Lange Störung bei der Telekom
Erst vor einer Woche war es die Telekom gewesen, die von einer bundesweiten Störung betroffen war. Über Stunden ging hier nichts, die Beschwerden in den sozialen Netzwerken hatten sich gehäuft. Die Telekom hatte sich über den Kurznachrichtendienst X gemeldet und von der Störung berichtet.
Man arbeite mit „Hochdruck“ an der Behebung der Probleme, hatte der Konzern getwittert. Dennoch mussten die Kunden teilweise sehr lange warten, bis alle Dienste wieder funktionierten. Betroffen war am Dienstag, 21. Mai, vor allem die Festnetz-Telefonie der Telekom. Allerdings lief auch Magenta TV nicht, ebensowenig funktionierte der Log-In bei der Postbank. (cme mit dpa/tmn)