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Nutzer wechseln nach Musk-ÜbernahmeWie gut ist die Twitter-Alternative Mastodon?

Lesezeit 4 Minuten
Mastodon (1)

Mastodon erfreut sich regen Zulaufs.

Mastodon, ein unabhängiges soziales Netzwerk, verzeichnet regen Zulauf. Von einigen wird es als ein Nachfolger von Twitter in den Raum geworfen. Was steckt dahinter?

Warum wechseln viele Twitter-Nutzer zu Mastodon?

Der Kauf des Kurznachrichtendienstes Twitter durch den Tech-Milliardär Elon Musk löst bei vielen Nutzerinnen und Nutzern Sorgen um dessen Unabhängigkeit aus. Jetzt ist die Übernahme sicher. Nach eigenem Bekunden will Musk Twitter zu einer „globalen Plattform für Redefreiheit“ machen. Eine Lockerung der Regulierungen könnte dazu führen, dass dort wieder vermehrt Hetze und Falschnachrichten verbreitet werden, etwa durch Ex-US-Präsident Donald Trump. Viele Menschen werden sich erneut Gefahren bewusst, die daraus entstehen, dass Konzerne oder Privatpersonen marktbeherrschende globale Kommunikationsplattformen kontrollieren.

Wer oder was steckt hinter Mastodon?

Mastodon ist Teil von „Fediverse“ (ein Kofferwort aus „federation“ und „universe“, deutsch etwa „freies Universum“), eines Verbunds nichtkommerzieller sozialer Netzwerke, Dienste und Webseiten. Grundidee ist, dass jeder ein Nutzerkonto auf einer beliebigen Plattform anlegen kann, um sich auf allen anderen Plattformen austauschen zu können, ohne dort ein neues Konto anzulegen. Das steht im Gegensatz zu in sich geschlossenen sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook und bietet den Vorteil, unabhängig sowie werbe- und überwachungsfrei zu sein. Mastodon wurde als Teil des Fediverse von dem deutschen Informatiker Eugen Rochko programmiert.

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Wie funktioniert Mastodon?

Das Prinzip ist stark an Twitter angelehnt, es gibt aber wesentliche Unterschiede. So ist Mastodon dezentral angelegt, freiwillige Helfer stellen dafür eigene Server zur Verfügung, die miteinander vernetzt sind. Ein Beitrag, bei Twitter „Tweet“ genannt, heißt bei Mastodon „Toot“ oder „Tröt“ und kann bis zu 500 Zeichen lang sein. Das Weiterverbreiten heißt bei Mastodon „Boost“, statt mit „Gefällt mir“ oder einem Herzsymbol markiert man positiv bewertete Beiträge mit einem Sternchen.

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Wie startet man?

Bei der Anmeldung, etwa unter joinmastodon.org/communities, findet man eine Auswahl von Gemeinschaften. Aus diesen sucht man sich diejenige heraus, die einem am sympathischsten ist. Man braucht dafür nur eine gültige E-Mail-Adresse und ein Passwort, das man selbst festlegt. Manchen Gemeinschaften kann man direkt beitreten, bei anderen muss man zunächst eine Einladung anfordern. Die Wahl bestimmt die Adresse, unter der man künftig zu finden ist. Sie ähnelt einer E-Mail-Adresse, also etwa @neuernutzer@mastodon.social. Man kann aber frei mit Mitgliedern aller anderen Nutzergruppen kommunizieren und die Gemeinschaft später wechseln, etwa wenn ein Gemeinschafts-Server seinen Dienst einstellen sollte.

Wie findet man neue Kontakte?

Abhängig von der gewählten Gemeinschaft werden eine Reihe von dort aktiven Nutzerinnen und Nutzern vorgeschlagen. Wie bei Twitter klickt man in interessanten Profilen auf „Folgen“. Über „Entdecken“ in der rechten Menüleiste findet man Beiträge, die gerade stark diskutiert werden. Alternativ sucht man über das Eingabefeld oben links nach Stichwörtern, Themen oder Namen. Wie bei anderen sozialen Netzwerken gibt es auch bei Mastodon so genannte Hashtags. Man setzt also ein # vor einen Begriff und bekommt dann thematisch verwandte Beiträge angezeigt. Auf die gleiche Weise markiert man eigene Beiträge, um die Aufmerksamkeit anderer Nutzer zu erregen. Über „Folgende und Gefolgte“ unten rechts kann man die eigenen Kontakte verwalten.

Wie schreibt man eine Nachricht?

Nachrichten gibt man in das Feld links oben, unterhalb des eigenen Profilbilds ein. Man kann sie mit Symbolen und Hashtags versehen, Mediendateien anhängen und über das Globus-Symbol festlegen, wer die Nachricht sehen kann. Das Kürzel „CW“ steht für „Content Warning“, „Inhaltswarnung“. Ist ein Beitrag damit markiert, können andere entscheiden, ob sie die Nachricht sehen wollen oder nicht. Abschließend klickt man auf „Tröt!“.

Gibt es eine App?

Es gibt sogar jede Menge davon, da Mastodon kein geschlossenes System ist. Unter joinmastodon.org/apps und in den App Stores finden sich neben den offiziellen Apps für iOS und Android auch Apps anderer Anbieter. Eine App ist aber nicht unbedingt nötig, da sich Mastodon direkt im Browser aufrufen lässt. Falls man den Wechsel langsam angehen möchte: Es gibt Apps, mit denen man Twitter und Mastodon gleichzeitig nutzen kann.

Wird Mastodon das neue Twitter?

Das hängt davon ab, ob sich genug Menschen und Organisationen finden, die Mastodon aktiv nutzen. Außerdem muss das Projekt mit Spenden, Servern und aktiver Teilhabe, etwa bei der Moderation von Inhalten, unterstützt werden. Ob jemals die Dimensionen von mehreren Hundert Millionen aktiven Nutzern erreicht werden, wie sie Twitter und Facebook vorweisen können, ist fraglich. Doch das muss ja nicht zwangsläufig ein Nachteil sein.