Event-Experte Olivér Szabó hat Tipps dazu, wie man Müllberge auf Festivals vermeiden und trotzdem mit gewohnt viel Spaß feiern kann.
Partyspaß ohne dreckigen AbgangWie ein Kölner Nachhaltigkeitsexperte Müllberge auf Festivals vermeiden will
Mit Freunden unter freiem Himmel Livemusik hören, picknicken, den Sommer genießen und beim gemeinsamen Camping bis spät nachts feiern oder philosophieren: Festivals vereinen vieles, was junge Leute begeistert und sind entsprechend beliebt. Ein Haken ist aber ihr ökologischer Fußabdruck, denn der passt so gar nicht zum Traum von einem naturnahen Leben.
Zum einen geht die Anreise der Bands, der Veranstalter und eines Publikums von mehreren tausend Menschen mit Emissionen einher. Zum anderen sind Müllberge, die nach dem letzten Tag eines Festivals zurückbleiben, längst kein Einzelphänomen mehr, sondern Standard.
15 bis 23 Kilogramm Müll – pro Besucher
„Pro Festivalbesucher fallen etwa 15 Kilogramm Müll an“, sagt Olivér Szabó, Inhaber der gemeinnützigen, nachhaltigen Event- und Projektagentur „Greencentive“ aus Köln. Laut einer Veröffentlichung der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) können die Zahlen sogar noch darüber liegen: Im dänischen Roskilde hinterließ der bpb zufolge 2018 jeder Gast rund 23 Kilogramm Müll.
Der Müll setzt sich nicht vorrangig aus Zigarettenschachteln, Getränkedosen und Flaschen zusammen, sondern aus Sperrmüll. „Auf Festivals in Großbritannien lassen im Schnitt bis zu 80 Prozent der Besucher ihre Zelte zurück, bei deutschen Festivals sind es laut Schätzungen um die 30 Prozent“, heißt es bei der bpb.
Abreisen mit leichtem Gepäck – das Billigzelt bleibt einfach zurück
„Es gibt sogar Festivals, bei denen sich Supermarktketten den besten Standort am Zeltplatz sichern und dort Komplettpakete verkaufen“, weiß Szabó.
Da überrascht es nicht, dass nach mehreren durchfeierten Tagen und Nächten mit leichtem Gepäck abreisen möchte, wer vorher ebenso angekommen ist. „Ein weiterer problematischer Aspekt ist, dass Festivals meistens auf der grünen Wiese oder in der Natur stattfinden, die sonst der Lebensraum von Tieren ist“, gibt Szabó zu bedenken.
Veranstalter können viel Einfluss nehmen
„Massenveranstaltungen sind schwierig, aber ich möchte Festivals auch nicht abschaffen“, sagt der Nachhaltigkeitsexperte, der stattdessen dafür plädiert, dass undogmatisch jeder für sich Lösungen wählt, die individuell gut umsetzbar sind: „Guck in den Spiegel und frag dich: Worauf kannst du verzichten? Das mach' dann. Wenn du denkst, da geht noch mehr, dann mach auch den nächsten Schritt.“
Für die Besucher hat er eine Reihe von Tipps – doch nicht nur sie sieht er am Zug, sondern auch die Veranstalter.„Bei der Organisation beginnt die Frage schon damit, ob ich versuche, möglichst vieles aus der Nähe zu holen. Auch Strom ist ein Riesentreiber. Veranstalter haben die Wahl, ob sie ein Dieselaggregat aufstellen oder Solarkanäle nutzen. Wie und woher reisen die Künstler an? Nutzt das Catering Mehrweg und regionale Produkte? Braucht es so viele Merchandise Produkte? Kann ich den Besuchern kostenloses Wasser zum Nachfüllen ihrer Flaschen stellen? Alle Gewerke, die dazugehören, kann man durchleuchten. Reduktion von Emissionen und effiziente Ressourcenplanung: Wer gigantische Festivals auf die Beine stellt, der kann auch das!“
Nachhaltigkeits-Tipps für Festivalbesucher
Hochwertige Campingausrüstung kann immer wieder genutzt werden.
Verpflegung aus dem Glas: Viele Gerichte kann man vorab selbst einkochen oder fertig im Glas kaufen. Chilli mit oder ohne Fleisch, Gazpacho und Co. schmecken vielfach auch, ohne aufgewärmt zu werden.
Vegetarische und vegane Ernährung kommt fast immer deutlich länger ohne Kühlung aus als Fleischprodukte.
Verpackungsmüll sparen: Absprachen unter Freunden, wer was mitbringt, können dabei helfen.
Mehrwegteller und –gläser mitnehmen und sie auch für Bestellungen am Gastro-Stand nutzen. Im Sanitär- und Beautybereich sparen Seifen, Shampoo und Deo als feste Stücke Verpackungsmüll.
Mindestens zwei Müllsäcke mitbringen: So lässt sich vor der Abreise Restmüll von Verpackungsmüll trennen.
Getränke: Die beste Wahl sind Mehrwegflaschen, die man vor Ort nachfüllt. Ebenfalls gut: Mehrwegflaschen aus Glas, die man wieder mit nimmt. Wer Glas zu schwer findet, sollte zumindest Plastik-Mehrwegflaschen nutzen und diese wieder mitnehmen. Egal, aus welchem Material der Behälter ist: Zurücklassen sollte man ihn auf keinen Fall.
Klimaverträgliche Anreise: Öffentliche Verkehrsmittel sind besser als der private Pkw.
Veranstalter in die Pflicht nehmen: Besucher können durch Nachfragen zum Ausdruck bringen, dass es ihnen wichtig ist, nachhaltig zu feiern.