Die Politik müsse Farbe bekennen, fordert der BUND. Der Alternativvorschlag für eine Entlastungsfläche orientiert sich an einer erprobten Veranstaltung.
Karneval im Kölner GrüngürtelSo will der BUND die Feiern auf der Uniwiese stoppen
Die Hitze und die Trockenheit der vergangenen Wochen haben der Uniwiese ordentlich zugesetzt. Grün sind hier nur noch die wenigsten Grashalme. Eine Ausnahme bilden die abgesperrten Bereiche auf dem Wiesenstück zwischen Zülpicher und Luxemburger Straße.
Hier hat das Grünflächenamt Anfang Juni für 17.000 Euro rund 4000 Quadratmeter neuen Rasen gesät. Das neu gewachsene Gras kann zwar schon eher als grün bezeichnet werden, völlig ausgetrocknet ist es trotzdem. Die Stadt behebt damit mehr als ein halbes Jahr später Schäden, die bei den Feiern am Elften Elften auf der Uniwiese entstanden sind.
BUND will Stadt die Karnevals-Planungen entziehen lassen
Wenn Helmut Röscheisen die abgesperrten Rasenstücke betrachtet, schüttelt er den Kopf. „Zum Fenster rausgeworfenes Geld“, sagt das Vorstandsmitglied der Kölner Kreisgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). „Da musste man kein Wahrsager sein, um vorherzusehen, dass die Ausbesserungsarbeiten bei diesem Wetter zum Scheitern verurteilt sind.
Ginge es nach dem BUND, würde es Karnevalsfeiern im Grüngürtel schon ab dem kommenden Elften Elften nicht mehr geben. Mit einer Bürgereingabe will der BUND das Gebiet im Landschaftsschutzgebiet vor Feiern aller Art bewahren. Mit der Eingabe schlägt der BUND der Bezirksvertretung Innenstadt vor, der Stadt die Karnevals-Planungen für den öffentlichen Raum als „Geschäft der laufenden Verwaltung“ zu entziehen.
Teil der Eingabe ist auch ein Alternativvorschlag: eine Entlastungsfläche auf der Nord-Süd-Fahrt zwischen Offenbachplatz und Blaubach. Neu ist der Vorschlag nicht. Schon im vergangenen Jahr hatte die Stadt mehrere Flächen in der Innenstadt und auch weiter außerhalb für die Nutzung als Ausweichfläche geprüft und wieder verworfen. Laut BUND eignet sich die Nord-Süd-Fahrt vor allem, weil sie durch das Straßen-Festival „Straßenland“ veranstaltungserprobt ist.
Karneval auf der Uniwiese: Grüne sind dagegen
Stimmt die BV Innenstadt in der Sitzung am 24. August zu, kann sie die Eingabe in den Stadtrat einbringen. „Dann muss die Politik Farbe bekennen“, sagt Röscheisen. Die Ratsfraktion der Grünen hat das bereits eindeutig getan. Sie hat sich klar gegen eine Nutzung der Uniwiese ausgesprochen. Der ehemalige Fraktionsgeschäftsführer der Grünen und BUND-Mitglied Jörg Frank wünscht sich von der Grünen-Fraktion jedoch noch mehr Engagement: „Als größte Fraktion im Rat muss da noch mehr kommen.“ CDU und SPD teilen derzeit die Meinung der Verwaltung, kurzfristig könne auf die Uniwiese nicht verzichtet werden.
Dass sich eine Mehrheit im Rat gegen die Grüngürtel-Lösung findet, erscheint derzeit unwahrscheinlich. Laut Röscheisen sei dies trotzdem noch möglich. „Ich bin relativ optimistisch, dass wir am Elften Elften keine Karnevalsfeiern im Grüngürtel sehen werden.“
Schon nach Weiberfastnacht hatte der BUND die Schäden auf der Uniwiese beklagt. Erstmals hatte die Stadt dabei Bodenplatten zum Schutz der Wiese eingesetzt. Das ließ sie sich eine halbe Million Euro kosten. Die Stadt betonte später, sowohl die Platten als auch der Aufbau mit schwerem Gerät hätten keinerlei bleibende Schäden hinterlassen.
Autofreie Zonen und Karnevals-App zur Entlastung
Im Juni hatten drei von der Stadt gebildete Arbeitsgruppen am Runden Tisch Karneval ihre Ideen vorgestellt, um die Situation an Karneval im Kwartier Latäng zu verbessern.
Die zwei aussichtsreichsten Ideen: Mehrere dezentrale autofreie Zonen mit karnevalistischen Angeboten, um den Druck auf Zülpicher Straße und Uniwiese zu reduzieren. Und eine App, die den Feiernden Informationen über Einlassstellen und Feierangebote direkt aufs Smartphone senden könnte.