Glasfaserkabel gelten als Zukunft des Internetanschlusses. Das betonen auf jeden Fall die Vertreter an der Haustür. Wir erklären, ob sich der Umstieg lohnt und was dabei zu beachten ist.
Dauernd Vertreter vor der TürBrauche ich jetzt wirklich einen Glasfaser-Anschluss fürs Internet?
Der Sohn spielt online, die Tochter streamt ihre Serie. Und die Eltern arbeiten im Homeoffice oder wollen abends den Krimi schauen. Waren es früher mal ein paar E-Mails pro Woche, verlangen Haushalte ihren Internetleitungen mittlerweile einiges ab.
Wer nach schnellem Internet sucht, landet beim Thema Glasfaser. Auch der Bund beschäftigt sich damit: Bis 2030 soll jeder Haushalt über einen Glasfaseranschluss verfügen. Aktueller Stand für Nordrhein-Westfalen: knapp 30 Prozent. Die Landesregierung sieht sich auf einem guten Weg, die Verbraucherzentrale NRW findet den Fortschritt eher „schleppend“.
Das Problem aus Sicht der Verbraucherschützer: ein „unübersichtlicher Flickenteppich“. Viele Anbieter mit verschiedenen Angeboten, keine Sicherheit trotz Vertragsabschluss, teils aufdringliche Verkäufer an der Haustür. Wer also benötigt überhaupt einen Glasfaseranschluss? Wie bekommt man einen? Und worauf muss man auf dem Weg zu schnellerem Internet achten?
DSL, Kabel, Glasfaser – wo sind da überhaupt die Unterschiede?
Der Internetanschluss über DSL nutzt Telefonleitungen zur Datenübertragung, beim sogenannten Kabelanschluss werden die Fernsehkabel verwendet. Vorteil von DSL und Kabel: Die bestehenden Leitungen können genutzt werden. Nachteil: Die Kapazität ist begrenzt. Nutzen viele Menschen zeitgleich die Leitung, wird alles etwas langsamer. Auch die Länge des Kabels, also die Entfernung zum Verteilerkasten, beeinflusst die Geschwindigkeit.
Im Gegensatz zu Telefon- und Fernsehleitungen übertragen Glasfaserkabel die Daten nicht mit Strom-, sondern mit Lichtsignalen. Dadurch können zur selben Zeit deutlich mehr Daten durch die Leitung fließen: Die Bandbreite ist höher, das Internet „schneller“.
Im Vergleich zum Fernsehkabel ist der Geschwindigkeitsunterschied zwar nicht immer so groß, allerdings hat Glasfaser noch einen zweiten Vorteil: Es ist zuverlässiger. Im Glasfasernetz können deutlich mehr Menschen gleichzeitig unterwegs sein, ohne, dass das Netz in die Knie geht. Und auch die Entfernung zum Verteilerkasten spielt bei Glasfaser keine Rolle.
Wie teuer ist ein Internetvertrag über Glasfaser?
Das ist der Haken von Glasfaser: In der Regel sind diese Verträge teurer als DSL und Kabel. Tarife mit einer Bandbreite von 1000 Mbit/s kosten monatlich knapp 80 bis 100 Euro, wie das Verbraucherportal Finanztip schreibt. Bei 200 Mbit/s zahlt man ungefähr die Hälfte.
Brauche ich einen Glasfaseranschluss?
Das hängt stark vom eigenen Nutzungsverhalten ab. Eine digitale Familie benötigt deutlich mehr Bandbreite als das ältere Ehepaar, das lieber Bücher liest, statt Filme zu streamen. Unabhängig davon beansprucht auch eine simple Nutzung des Internets eine immer höhere Bandbreite. „Der Aufruf normaler Internetseiten benötigt viel mehr Daten, als es noch vor ein paar Jahren der Fall war“, schreibt die Verbraucherzentrale. Es sei fraglich, ob die aktuelle Bandbreite in Zukunft noch ausreichen werde. „Zukunftssicher sind daher nur Glasfaseranschlüsse.“ Trotzdem solle man gut überlegen, bevor man vorschnell einen Vertrag unterschreibt.
Welche Bandbreite benötige ich?
Je höher die Bandbreite, desto teurer der Vertrag. Deshalb sollte man genau überlegen, wie schnell das Internet sein muss. Die Verbraucherzentrale rechnet vor: „Während beispielsweise für ein Rentnerehepaar, das nur gelegentlich im Internet surft, eine Bandbreite von unter 100 Mbit/s im Download derzeit ausreicht, benötigen Eltern im Homeoffice und mit internetaffinen Kindern eine höhere Bandbreite zwischen 100 und 400 Mbit/s.“ Wichtig ist übrigens nicht nur die Geschwindigkeit beim Download, sondern auch beim Upload: zum Beispiel für Videokonferenzen oder den Versand von Dateien.
Wer nicht sicher ist, solle sich im Zweifel für die geringere Bandbreite entscheiden. Bei vielen Anbietern könne man diese auch während der Vertragslaufzeit erhöhen. Ein Herabsetzen auf einen langsameren und günstigeren Tarif sei hingegen häufig erst nach der Mindestvertragslaufzeit möglich.
Wie entscheidet sich, ob das Glasfasernetz vor meiner Tür ausgebaut wird?
Beauftragt die Stadt den Ausbau des Glasfasernetzes, können sich Anwohnende im Zuge dieser Arbeiten meist an das Netz anschließen lassen. Manchmal ergreift ein Unternehmen aber auch selbst die Initiative – allerdings nur, wenn sich das auch lohnt. Laut Verbraucherzentrale müssen oft 30 bis 40 Prozent der Anwohnenden einen Vorvertrag unterschrieben haben. Andernfalls würde sich der Anbieter wieder zurückziehen. Auf keinen Fall sollte man mehr als einen Vertrag unterschreiben, warnen die Verbraucherschützer.
Inwieweit das Glasfasernetz vor der eigenen Haustür ausgebaut ist, lässt sich im Breitbandatlas der Bundesnetzagentur nachschauen. Die Karte zeigt allerdings nicht, ob Anbieter schon Pläne für einen Ausbau in der Gegend haben.
Wie kommt der Glasfaseranschluss in meine Wohnung?
Eine vierstellige Buchstabenkombination spielt beim Vertragsabschluss eine wichtige Rolle. Denn nur beim sogenannten FTTH („Fiber to the home“), also wenn die Glasfaserkabel bis in die eigene Wohnung reichen, handelt es sich um einen „echten“ Glasfaser-Anschluss. Bei FTTB („Fiber to the building“) wird Glasfaser bis zum Haus verlegt, bei FTTC (Fiber to the curb“) nur bis zum Verteilerkasten. Das letzte Stück bis in die Wohnung wird dann über andere Leitungen, zum Beispiel alte Kupferkabel, zurückgelegt. Die bremsen die Geschwindigkeit der Glasfaserkabel wieder aus. Und kommen nicht gut mit hoher Auslastung klar.
Laut Verbraucherzentrale versuchen Anbieter „immer wieder, mit teilweise auch unlauteren Mitteln, herkömmliche Kabelanschlüsse als ‚Glasfaser‘ zu verkaufen.“ Dabei würden dann Begriffe wie „Kabel-Glasfaser“, „Koax-Glasfaser-Technologie“ oder „Gigabit-Anschluss“ fallen. Wer sichergehen will, dass die ganze Internetleitung über Glasfaser läuft, sollte explizit nach FTTH fragen.
Mieterinnen und Mieter benötigen für den Anschluss ans Glasfasernetz übrigens die Zustimmung der Vermietenden. Schließlich müssen die Leitungen durch deren Eigentum verlegt werden. Wohnungseigentümer hingegen haben ein Recht auf Zustimmung der Wohnungseigentümergemeinschaft.
Wer schließt meine Wohnung an das Glasfasernetz an?
Sind die Bauarbeiten auf der Straße vorangeschritten, werden die Eigentümer vom Anbieter kontaktiert, um die Kabel bis ins Haus (FTTB) oder in die Wohnung (FTTH) zu verlegen. Geregelt wird das im Anschlussvertrag. Die Kosten dafür liegen laut Verbraucherzentrale bei ca. 500 bis 1000 Euro und können über die Nebenkosten stückweise auf Mieterinnen und Mieter umgelegt werden.
Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, den Anschluss an das Netz mit dem Nutzungsvertrag zu vereinen. Viele Unternehmen bieten Kombiverträge dieser Art an. Die Anschlusskosten werden dann auf die Laufzeit des Internetvertrags umgelegt. Aus Sicht der Verbraucherzentrale ist das „meist günstiger.“
Was sollte ich beim Vertragsabschluss noch beachten?
Wer sich die Möglichkeit offenhalten will, einen anderen Anbieter als die ausbauende Firma zu wählen, sollte auf einen Anschluss mit „open access“ achten. Diese Option sichert Verbrauchenden zu, dass auch andere Anbieter die verlegte Leitung nutzen dürfen. Ob sie dies auch tun, steht auf einem anderen Blatt. Ohne „open access“ steht in der Regel einige Jahre lang erstmal nur der ausbauende Anbieter zur Verfügung.
Weitere Tipps der Verbraucherschützer: keine Verträge an der Tür oder per Telefon abzuschließen. Stattdessen solle man sich ein schriftliches Angebot geben lassen und vergleichen. Auch beachten sollte man, was passiert, wenn der Glasfaserausbau sich verzögert oder sogar abgeblasen wird.
Kann ich meinen alten Router weiterverwenden?
Mithilfe eines Glasfaser-Modems kann auch der alte Router mit der neuen Glasfaserleitung genutzt werden. Das Modem und der Router werden per Netzwerkkabel verbunden. Im zweiten Schritt muss in den Router-Einstellungen angegeben werden, dass der Internetzugang nun über ein externes Modem und nicht mehr über den VDSL- oder Kabelanschluss erfolgt.