In Sachen LiebeWas tue ich, wenn ich die Freunde meines Kinds nicht mag?
- Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer PLUS-Kolumne „In Sachen Liebe“.
- Im wöchentlichen Wechsel beantworten die erfahrenen Psychologen Désirée Beumers und Peter Wehr sowie Urologe Volker Wittkamp und Schauspielerin Annette Frier Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex, Kindererziehung und alles, was Paaren begegnet.
- Diesmal beantwortet Desirée Beumers die Frage, wie man damit umgehen soll, wenn man die Freunde des eigenen Kinds oder die Eltern der Freunde nicht mag.
Köln – Wie verhalte ich mich, wenn ich die (neuen) Schulfreunde meines Kindes oder deren Eltern nicht mag?
Während kleine Kinder ihre Eltern noch als allerwichtigste Vorbilder ansehen, so dreht sich der Kosmos von Schulkindern jetzt nicht mehr nur noch um Mama und Papa, sondern erweitert sich mit der Einschulung auf einen Freundeskreis, den ihre Eltern nicht immer nur begrüßen. Gerade besonders gegensätzliche Charaktere scheinen sich oft magisch anzuziehen. So freundet sich der schüchterne Junge oft mit dem Raufbold der Klasse an. Die Eltern des schüchternen Jungen machen sich nicht selten Gedanken um das Wohlergehen ihres Kindes und fragen sich, warum es sich gerade einen Freund aussucht, dem es so offensichtlich unterlegen ist. Doch oft lohnt sich ein zweiter Blick: Kinder wachsen an ihren Freundschaften. Die Beziehung zu Gleichaltrigen hilft ihnen dabei, soziale Fähigkeiten zu entwickeln, die sie aus der Beziehung zu Erwachsenen nicht erwerben. Durch Freunde, die ganz anders sind als es selbst, lernt das Kind, neue Verhaltensweisen auszuprobieren.
Kommt das Kind dann in die Pubertät, spielt vor allem die Suche nach der eigenen, von den Eltern abgegrenzten Identität eine große Rolle. Jugendliche suchen nach Vorbildern außerhalb der gewohnten Rollen. Das kann dazu führen, dass sie sich Freunde suchen, die ihre Eltern nicht gutheißen. Auch wenn das für viele Eltern schwer auszuhalten ist: Differenzierung, also anders zu sein als die Eltern, ist ein wichtiger Schritt in der gesunden seelischen Entwicklung eines Teenagers. Das heißt, dass Ihr Kind zwingend anders sein dürfen muss, um sich zu einer eigenständigen Persönlichkeit entwickeln zu können. Außerdem lernen Kinder und Jugendliche durch Erfahrungen – auch durch negative.
Doch es ist wichtig, genauer hinzusehen, wenn Sie ein schlechtes Bauchgefühl wegen der Freundschaften ihres Kindes haben. Fragen Sie sich sehr genau, was Sie konkret stört. Sind es Charakterzüge der Freunde, die sie unsympathisch finden? Oder geht es um Verhaltensweisen, die Ihr Kind tatsächlich gefährden? Das gleiche gilt, wenn Sie die Eltern des neuen Freundes oder der Freundin Ihres Kindes nicht mögen. Hinterfragen Sie immer das Warum. Manchmal verunsichert uns auch einfach schon ein Lebensstil, der sich sehr von dem unserer eigenen Familie unterscheidet. Das allein sollte jedoch niemals der Grund dafür sein, einer Freundschaft im Weg zu stehen.
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Grundsätzlich gilt: Vertrauen Sie Ihrem Kind! Sie haben ihm Ihre Werte mitgegeben, es wird sie verinnerlicht haben. Laden Sie die Freunde, die Sie erst einmal nicht so gerne mögen, doch nach Hause ein! So können Sie ein Auge auf Ihr Kind haben, und gleichzeitig können Sie den neuen Freunden eine Chance geben, den negativen ersten Eindruck wettzumachen.
Wenn Sie aber trotz aller Offenheit weiterhin Bedenken aufgrund der neuen Freundschaft haben, reden Sie mit ihrem Kind. Achten Sie dabei darauf, dass Sie nicht den neuen Freund oder die neue Freundin kritisieren, sondern ausschließlich deren Verhalten. So kommt Ihr Kind nicht so leicht in einen Loyalitätskonflikt und schafft es vielleicht selbst, das angesprochene Verhalten kritisch zu betrachten, ohne dabei den neuen Freund oder die neue Freundin verraten zu müssen.
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Und zu guter Letzt, denken Sie an Ihre eigene Kindheit zurück. Wie viele Freunde hatten Sie, die Ihre Eltern ebenfalls nicht überschwänglich mochten? Die Kindheit und Jugend ist dazu da, sich auszuprobieren und zu lernen, was bzw. wer einem gut tut und wer nicht. Haben Sie Vertrauen, dass Ihr Kind langfristig gute Entscheidungen treffen wird und aus den unvermeidbaren schlechten Entscheidungen lernt.