In Sachen LiebeMeine Kinder lehnen meinen neuen Partner ab – Was soll ich tun?

Der neue Freund der Mutter, nicht immer leicht zu akzeptieren.
Copyright: Getty Images/iStockphoto/JackF
- Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer PLUS-Kolumne „In Sachen Liebe“.
- Im wöchentlichen Wechsel beantworten die Psychotherapeuten Désirée Beumers, Carolina Gerstenberg und Daniel Wagner sowie die Diplom-Psychologinnen Elisabeth Raffauf und Katharina Grünewald Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex und Kindererziehung.
- Diesmal erklärt Désirée Beumers, warum es für Kinder schwierig ist, die neue Partnerschaft eines Elternteils zu akzetieren.
Ich war lange alleinerziehend mit meinen beiden Kindern (9 und 13). Jetzt habe ich jemanden kennengelernt, aber vor allem meine Tochter lehnt meinen Freund ab. Sie benimmt sich als Pubertierende unmöglich, ist zickig ihm und mir gegenüber. Was soll ich tun?Simone (48)
Eine neue Partnerschaft ist nicht nur ein großer Einschnitt in das eigene Leben, sondern auch in das der Kinder. Besonders, wenn Sie längere Zeit alleine waren, ist es für Ihre Kinder eine Neuerung, an die sie sich erstmal gewöhnen müssen. Plötzlich müssen sie sich ihre Mutter mit einem Fremdem teilen. In der ein oder anderen Situation verlieren sie sicherlich auch Priorität. Außerdem kann es sein, dass sich der Alltag verändert und lieb gewonnene Rituale nicht mehr so viel Raum einnehmen. Das ist einerseits völlig normal, kann aber andererseits auch schmerzhaft sein.

Désirée Beumers ist Psychotherapeutin.
Copyright: Fritz Baum
Doch nicht nur das Ungewohnte kann Ihre Kinder irritieren. Ein neuer Partner, eine neue Partnerin eines Elternteils führt oft auch zu einem mal mehr und mal weniger bewussten Loyalitätskonflikt der Kinder dem anderen Elternteil gegenüber. Selbst wenn weder Sie noch Ihr neuer Freund vorhaben, dass er die Vaterrolle übernimmt, wird er sie ein Stück weit trotzdem ausfüllen. Das bringt Kinder in ein Dilemma. Einerseits möchten sie, dass ihre Mutter glücklich ist. Andererseits hegen sie oft den verborgenen Wunsch, dass ihre Eltern wieder zueinander finden, und dabei stört der neue Partner oder die neue Partnerin.
Teenager testen ihr Gegenüber – ohne böse Absicht
Möglicherweise spielt auch das Ausloten von Grenzen eine Rolle. Besonders Teenager müssen ihr Gegenüber oft erst testen, um zu sehen, wie weit sie gehen können und ob ihnen ein sicherer Halt geboten wird. Das ist klassischerweise etwas, was unbewusst und ohne böse Absicht geschieht – auch bei Ihrer Tochter.
Das könnte Sie auch interessieren:
Nicht ganz außer Acht lassen möchte ich, dass Ihre Tochter Ihnen möglicherweise etwas an Ihrem neuen Freund aufzeigen kann, das tatsächlich kritikwürdig ist. Wer verliebt ist, neigt dazu, Schattenseiten des Partners zu ignorieren, sie als Macken, als bloße Marotten zu verniedlichen und schön zu reden. Nutzen Sie die Chance, die Ihnen Ihre Tochter hier gibt, und versuchen Sie genauer hinzuschauen. Vielleicht macht sie Sie ja auf Verhaltensweisen oder Eigenschaften aufmerksam, die Sie so bisher nicht wahrgenommen haben.
Verständnis zeigen und klare Ansage
Doch nur, weil es für Ihre Kinder schwierig sein könnte, sich auf Ihren neuen Partner einzulassen, bedeutet das natürlich nicht, dass sie sich ihm und Ihnen gegenüber benehmen können, wie sie wollen. Versuchen Sie ein ruhiges Gespräch mit Ihrer Tochter zu führen, in dem Sie viel Verständnis für die neue und eventuell schwierige Situation zeigen, und fragen Sie sie, was sie eigentlich genau stört.
Darüber hinaus dürfen und sollten Sie jedoch auch eine klare Ansage machen, dass Sie non ihr ein Mindestmaß an respektvollem Verhalten erwarten, selbst wenn sie Ihren neuen Freund nicht mag. Teenager in dem Alter sind durchaus in der Lage zu verstehen, dass sich alle an gewisse Regeln halten müssen, damit ein Miteinander gut funktioniert.
Leseraufruf
Regelmäßig beantwortet jemand aus unserem „In Sachen Liebe“-Team Ihre Fragen. Schreiben Sie uns, was Sie in der Liebe bewegt; was Ihnen schwerfällt, wo Sie sich einen guten Rat wünschen!
Ihre Zuschriften unterliegen dem Redaktionsgeheimnis und werden von uns in anonymisierter Form zur Beantwortung weitergegeben.
Schicken Sie Ihre Frage an: in-sachen-liebe@dumont.de
Vielleicht erklären Sie ihr auch, in welch unangenehme Lage es Sie selbst bringt, wenn Ihre Tochter sich dem neuen Mann in Ihrem Leben gegenüber unfair benimmt, und appellieren Sie an ihre Einsichtsfähigkeit. Auch Ihr neuer Freund und Ihre Tochter könnten ein Gespräch miteinander führen, unter vier Augen. Das öffnet oft neue Wege.