Cellex modifiziert Zellen, die dann Krebszellen erkennen und vernichten. Das Unternehmen wächst rasant und stellt neue Mitarbeitende ein.
Tumorzellen erkennenKillerzellen aus Köln-Ossendorf geben Hoffnung im Kampf gegen Krebs
„Ich finde das Feld so spannend, dass ich nicht loslassen will“, sagt Gerhard Ehninger. Der 2018 emeritierte Hämatologe und Onkologe der TU Dresden hat das Unternehmen Cellex gegründet, das von Köln-Ossendorf aus den Krebs bekämpft. Cellex verändert in einem hochmodernen Labor körpereigene Abwehrzellen so, dass sie Tumorzellen erkennen und bekämpfen können. Sie verstärken Abwehrreaktionen. Letztlich wird also das körpereigene Immunsystem aufgerüstet im Unterschied zur Chemotherapie, wo der Krebs mit einem Medikament behandelt wird.
Diese sogenannten CAR-T-Zellen werden zur Bekämpfung von Bluterkrankungen eingesetzt. Gegen solide Tumore wie etwa Organkrebserkrankungen funktioniert diese Art der Therapie nicht, betont Ehninger.
Köln-Ossendorf: Reinraumbereich von Cellex in diesem Jahr erweitert
Stolz präsentiert Suvi Annala, Bereichsleitung einer von zwei Herstellungsstätten in Ossendorf, den Reinraumkomplex des Unternehmens. Fenster in einem Flur geben den Blick frei auf Lüftungsrohre. Filter sorgen für eine aseptische Umgebung, in der die Medizinprodukte entstehen. Die Druckverhältnisse sind so, dass keine ungefilterte Luft eindringen kann. Jeder Partikel kann schließlich einen Keim tragen. Sowohl das Ausgangsmaterial, das hier bearbeitet wird, als auch die Mitarbeitenden gelangen durch Schleusen in den Reinraum.
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Sensibel sind außerdem Logistik und Transport des Materials. Cellex liefert nicht nur nach Europa, sondern auch in die USA. Herstellung, Logistik und Transport sind in dem Bereich CMT zusammengefasst, eine Spenderdatei auch für Forschungszwecke gehört zum Bereich CMS.
Das Ausgangsmaterial kommt allerdings nur aus Europa. Aus den USA wären die Transportwege zu lang. Cellex verarbeitet vor allem Ausgangsmaterial von individuellen Patienten – ein aufwendiger Prozess. Daneben könnte das Ausgangsmaterial für CAR-T-Zellen auch von gesunden Spendern stammen. Die sind zum einen nicht vorbelastet, zum anderen könnten die Zellen für viele Patienten genutzt werden.
Freilich müssen sie so verändert sein, dass die körpereigene Abwehr der Patienten sie nicht als fremd erkennt und dann bekämpft. Doch diesen sogenannten allogenen Produkten gehöre die Zukunft, glaubt Annala.
Cellex arbeitet entlang der kompletten Kette. „Wir haben eine eigene Spenderdatenbank, entnehmen Startmaterial, stellen Zell- und Gentherapieprodukte her und organisieren den Transport zu den Kunden oder den Kliniken“, sagte Annala.
Nicht jeder Kunde ordert freilich das komplette angebotene Leistungsspektrum. Cellex bietet laut Annala Zwischen- und Fertigprodukte an und arbeitet für Start-ups und für große global agierende Pharmaunternehmen. „Im Zellbereich machen wir, was der Kunde will“, sagte Ehninger.
Dabei ist das Unternehmen erfolgreich. „2023 haben wir eine zweite Halle qualifiziert, die Anfang 2024 in Betrieb genommen wurde, und wir haben auch noch Platz für Erweiterungen“, sagte Annala.
Aktuell hat Cellex 308 Mitarbeitende. Die meisten arbeiten bei CMT. Von Juni 2022 bis Juni 2023 stieg hier die Zahl der Mitarbeitenden um 29 Prozent, von Juni 2023 bis zum Juni dieses Jahres um 48 Prozent. Und im Juli fangen in allen Unternehmensteilen 20 neue Mitarbeitende an. „Wir suchen Mitarbeitende für das Wachstum. Die Einarbeitung neuer Mitarbeiter in der Herstellungsstätte dauert allerdings, weil die ein umfangreiches Training zur Einarbeitung durchlaufen“, sagte Annala.
Das Wachstum in den kommenden Jahren werde vielleicht nicht mehr so stürmisch sein, so Ehninger. Wachstumsschmerzen will er vermeiden. Cellex ist laut Ehninger ein starker europäischer Champion. Er könne sich aber vorstellen, die Geschäfte auf die USA zu erweitern.