Berlin – Manche Kinder mögen das Smartphone kaum mehr aus der Hand nehmen – spielen auf dem Handy ist angesagt. Doch bei vielen Apps ist der Jugendschutz schlecht. Das hat die Stiftung Warentest bei einem Test von 14 beliebten, meist kostenlosen Handyspielen festgestellt (Zeitschrift „Test“, Ausgabe 10/2019).
13 von 14 Spiele-Apps sind „inakzeptabel“, eine immerhin noch „bedenklich“
Keine der meist sowohl für Android als auch für iOS erhältlichen Apps ist nach Ansicht der Experten empfehlenswert. 13 Apps werten sie als „inakzeptabel“, auch die „am wenigsten Schlimme“ ist noch „bedenklich“. Woran liegt das? Unter anderem am Datenschutz. Der sei bei keinem der Spiele angemessen.
Diese Spiele-Apps hat Stiftung Warentest im Heft 10/2019 getestet
• Angry Birds 2• Brawl Stars• Candy Crush Soda Saga• Clash of Clans• Clash Royale• Empires & Puzzles• Fortnite• Helix Jump• Homescapes• Minecraft• Pokémon Go• Roblox• Subway Surfers• Temple Run 2
Vielmehr zeigen 10 der 14 Apps in diesem Bereich sehr deutliche Mängel. Sie sammeln zu viele Daten oder überwachen die Nutzer, wollen etwa auf Chattexte oder Sprachnachrichten zugreifen. Manche Datenschutzerklärungen sind nicht wie erforderlich kindgerecht formuliert. Manchmal übermitteln Apps auch dann Nutzungsdaten, wenn Nutzer das sogenannte Tracking ausschalten.
In-App-Käufe können ins Geld gehen
In-App-Käufe, zum Beispiel für digitales Zubehör wie Kostüme für Spielfiguren, seien zum Teil nicht transparent gestaltet. Das könne gerade für Kinder zur Kostenfalle werden. Schnell ließen sich Hunderte Euro ausgeben. Viele Spiele fordern direkt oder indirekt zum Kauf auf - etwa, weil es ohne kostenpflichtige Extras im Spielfluss kaum weitergeht.
Bei „Angry Birds 2“ etwa können Spieler mit einem Kauf rund 110 Euro für virtuelle Edelsteine verplempern. Darauf beruht das Geschäftsmodell, wenn die App selbst gratis ist. Bei „Candy Crush“ und „Homescapes“ etwa kommen Spieler nur mühselig weiter, wenn sie keine Extras kaufen. Häufig gilt: Nur wer zahlt, kommt schnell voran.
In solchen Fällen raten die Experten, In-App-Käufe zu blockieren, etwa durch ein dem Kind nicht bekanntes Passwort im Google Play Store. Bei Apple lassen sich die Käufe unter „Einstellungen“ in der Funktion „Bildschirmzeit“ deaktivieren. Überhaupt keine Zahlungsdaten anzugeben, sei am effektivsten.
„Verstörende Inhalte“ wie Naziparolen und Pornografie
Die Experten sind in den Spielen, deren Altersempfehlungen zwischen ab 0 und ab 12 Jahren liegen, auch auf „verstörende Inhalte“ gestoßen. Wer online geht, dem können in manchen Titeln sexuelle, gewalttätige oder extremistische Inhalte begegnen. Etwa wenn Gruppen oder Einzelspieler sich nach Pornoseiten benennen oder sich rechtsextreme Spielernamen geben. Solche Dinge zu melden, funktioniere allerdings nur mäßig.
Bei Spielen wie „Fortnite“, „Clash of Clans“ oder „Clash Royale“ geben Gruppen sich Namen wie „Judentöter“ und genau die lassen sich dann noch nicht mal beim Anbieter melden.
So schützen Sie Ihr Kind beim Spielen mit Handygames
Tipp: Das Kind nur offline spielen lassen, falls das die App ermöglicht. Geld auszugegeben in der App, dem Chat mit Fremden oder der Übermittlung persönlicher Daten wird so auch gleich ein Riegel vorgeschoben. Generell kontrollieren Eltern besser alle eingerichteten Sicherheitseinstellungen regelmäßig - vielleicht hat der Nachwuchs diese schon geknackt?
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Was die Kinder spielen, gucken sich Eltern besser regelmäßig an und spielen auch selbst ab und an mal mit, rät die Stiftung.
Das hilft, sich selbst ein Bild zu machen
Hilfe bei der Suche nach angemessenen Apps für Kinder bekommen Eltern den Angaben nach auf der Seite klick-tipps.net. Getragen wird sie von Jugendschutz.net, einem Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für Kinder- und Jugendschutz im Internet und Kooperationspartner der Stiftung bei der Überprüfung von Handyspielen. (dpa/tmn)