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Simpler TrickWie wir es schaffen, im Lockdown locker zu bleiben

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Einfach mal abschalten und viele Dinge nicht mehr so wichtig nehmen: Das kann man lernen. 

Köln – Das Leben könnte so viel entspannter sein, wenn wir uns zwischen Job, Familie, Lockdown und Homeschooling nicht permanent auch noch so viele Sorgen um andere Dinge machen würden, die eigentlich gar nicht wichtig sind. Was die anderen von uns denken und was alles schief gehen könnte, wenn wir in dieser Belastungssituation jetzt nicht zu 100 Prozent gut gelaunt performen zum Beispiel. „Das Leben ist ja schier voll von Dingen, Leuten und Umständen, die einem eigentlich egal sein sollten. Seit mir viele Dinge einfach egal sind, ist mein Leben deutlich entspannter geworden – weniger Idioten, weniger Ärger, weniger schlechtes Gewissen“, schreibt Alexandra Reinwarth in ihrem Buch „Am Arsch vorbei geht auch ein Weg – jetzt erst recht“.

Reinwarth ist davon überzeugt: „Es gibt jeden Tag im Leben so viele Dinge, die man getrost weglassen kann. Mehr noch: die man weglassen sollte. Weil sie unwichtig sind, einen unglücklich oder traurig machen oder weil sie Platz wegnehmen. Und zwar den Dingen, die uns wichtig sind. Mit denen haben wir schon genug zu tun, vor allem jetzt, wo unsere gewohnte Welt kräftig durchgeschüttelt wurde.“ Ihr Buch ist als humorvoller Ratgeber gedacht, den man leicht weg liest, weil einem viele Situationen daraus so bekannt vorkommen.

Von nicht geleisteten Yogastunden und Bastelnachmittagen

Im Moment sind vor allem Eltern besonders gefordert. Lernen, kochen, spielen, toben, trösten, selbst arbeiten: überall sollen wir gute Leistungen abliefern. Das ist unglaublich anstrengend und kaum zu schaffen. Wäre es nicht einfacher, das Ganze ein bisschen lockerer zu nehmen? Reinwarth lebt in Spanien, wo die Ausgangssperren während des ersten Lockdowns noch viel strenger waren als in Deutschland. Auch sie ist an ihren guten Vorsätzen gescheitert und schreibt rückblickend, wie sie sich die Zeit zuhause eigentlich vorgestellt hat:

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„Der Plan beinhaltet ein gesundes Frühstück, Sport im Wohnzimmer, Unterricht. Nach der Mittagspause könnten wir lustige Dinge aus Klorollen basteln und zusammen Brot backen. Jeden Tag dürfte das Kind einen Teil der Wissenssendung 'Geo für Kinder' online sehen und wir könnten Kresse säen. Das klappt einen ganzen Tag lang hervorragend. Danach folgen sehr anstrengende Tage, an denen ich versuche, das Programm aufrechtzuerhalten und das Kind keinen Bock hat. Wir fangen an zu streiten und irgendwann tue ich etwas, das mich rettet: Ich gebe auf. Die Klorollen wandern in den Papiermüll, Brot gibt es auch in der Bäckerei und für den Unterricht wird das Nötigste gemacht. Die Wissenssendung für Kinder wird zu 'Spongebob Schwammkopf' und all die geplanten Projekte fallen mit einem lauten Plumps von meinen Schultern auf den Boden und vermischen sich dort mit meinen nicht geleisteten Yogastunden, der nicht gelernten Sprache und ein paar Kressesamen.“ Kommt Ihnen das bekannt vor?

„Das darf man nicht, weil peinlich“

Reinwarth schlüsselt auch viele andere Alltagssituationen auf, über die wir uns oft unnötige Gedanken machen. Ob unser Musikgeschmack gut ankommt zum Beispiel. Dazu listet sie 20 vermeintlich peinliche Songs, von denen garantiert jeder mindestens einen gut findet oder schon mitgegrölt hat. Wie wäre es zum Beispiel mit „Ohne dich schlaf‘ ich heut‘ Nacht nicht ein“ von Münchener Freiheit oder „Quit playing games with my heart“ von den Backstreet Boys?

Buchtipp gegen den Optimierungswahn

Können wir heute eigentlich nichts mehr einfach allein? Wie man sich verliebt, sich trennt, richtig schläft, Sex hat oder spazieren geht – für alles brauchen wir Hilfe von außen. „Schluss mit der ewigen Selbstoptimierung!“, sagt Constanze Kleis in ihrem Buch "Das Leben ist zu kurz für Mimimi. Warum es befreiend ist, Verantwortung zu übernehmen.

Sie sagt: "Unser Leben ist mittlerweile ein Labyrinth aus Wenn-dann-Konstruktionen. Wenn der Traumpartner vor der Tür steht, die Kinder wohlgeraten sind, wir erstmal ein Top-Figürchen haben, endlich jeden Morgen joggen gehen, wir im Bett Sex-Rekorde aufgestellt haben und Liebeskummer endlich als großartige Herausforderung betrachten, dann ist wirklich alles perfekt. Unter die Arme greift uns dabei die 'Glücksindustrie', die überall Optimierungsbedarf sieht. Aber diese Anleitungen brauchen wir gar nicht. Vertrauen wir lieber auf uns selbst."

Ähnliche Zensursysteme hätten wir uns für Kleidung, politische Meinungen, Filme oder Ernährung auferlegt „Was? Du isst/magst/schaust … (nicht)? Geht ja gar nicht!“ Je nach Umfeld passten sich die meisten automatisch mit dem was sie sagen an und änderten so ihre Meinung ständig. „Das Lustige ist, dass wir ja gleichzeitig diejenigen Menschen besonders reizend finden, die sich überhaupt nicht darum scheren, ob es bei ihren Mitmenschen gut, mittel oder überhaupt nicht ankommt“, schreibt Reinwarth. Also: zu seinem Geschmack stehen, auch wenn ihn nicht jeder versteht.

Nicht verrückt machen über Dinge, die noch gar nicht eingetreten sind

In der Kategorie „Lieber nicht, stell‘ dir vor, was alles passieren könnte“ sind Frauen besonders gut. Reinwarth schreibt: „Es gibt Gedanken, die immer wiederkehren, ‚Das schaffst du nie‘ zum Beispiel oder ‚Was bist du denn für eine Mutter?‘ Wenn man solchen Gedanken nachhängt, kann einem das echt die Stimmung verhageln. Aber es gibt da einen Trick: Wann immer so eine Wolke am geistigen Horizont aufzieht, fragen Sie sich: ‚Wer hat das gesagt?‘ Und wenn die Antwort ist: ‚Mein eigenes behämmertes Hinterhirn‘, dann klopfen Sie sich selbst auf die Schulter und beschäftigen sich mit etwas anderem.“

Sich nicht für alles verantwortlich fühlen

Auch hier neigen wieder besonders Frauen dazu, sich für alles verantwortlich zu fühlen. Reinwarth erzählt ihr eigenes Beispiel: „Jedes Mal, wenn ich in Spanien Besuch aus Deutschland bekomme, der sich vielleicht extra Urlaub nehmen musste und es regnet, fühle ich mich schuldig. Gerade so, als hätte ich durch irgendeine Schludrigkeit den Wasserhahn offengelassen. Ich fühle mich generell für Sachen verantwortlich, die nicht in meinen Kompetenzbereich fallen und das ist zum einen unsinnig und zum anderen unangenehm, weil ich an den Umständen ja gar nichts ändern kann.“

Es kann nicht in allen Bereichen super laufen

Für sie macht es auch keinen Sinn, alles kontrollieren zu wollen und alles schaffen zu wollen. Gute Jobs für beide Partner, Kinder und eine glückliche Beziehung seien nur in Ausnahmefällen unter einen Hut zu bringen. „Und dann noch der Rest, den wir gerne hätten: Gesundheit, tolle Urlaube, spannende Freizeit, innere Ausgeglichenheit, Zeit mit Freunden, Zeit für sich, ein tolles Auto, ein Haus, ein Sexleben und einen Hund. Unmöglich. Obwohl sich das Bild verfestigt hat, dass dies durchaus möglich ist, wenn man sich nur vernünftig organisiert.

Das kann sogar eine Zeit lang klappen, aber sobald nur ein einziges Sandkorn ins Getriebe kommt, fährt diese perfekt organisierte Maschine gegen die Wand. Und wenn man die Maschine endlich wieder am Laufen hat, wundert man sich, warum die Glücksmomente ausbleiben.“

Das Fazit? Weniger von allem

Ihr Fazit für mehr Entspannung klingt banal: weniger von allem. Weniger Aktivitäten auch für Kinder, statt dessen auch mal Langeweile aushalten. Man muss nicht mit jedem darüber reden, wie es einem geht, auch wenn der andere fragt. Menschen haben ihre eigene Meinung. Vor allem im Internet. Meistens kann man diese Menschen nicht ändern und sollte sich daher entspannen. Und, ganz wichtig: „Überlegen Sie, was Ihnen peinlich ist und warum. Fragen Sie sich, gegen wen Sie einen Groll haben und warum. Überprüfen Sie, ob Sie sich oft Sorgen wegen Dingen machen, die vielleicht nie eintreten werden. Und dann lassen Sie los.“