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Jeden Monat neuDie besten Kinder- und Jugendbücher im Juni 2024

Lesezeit 16 Minuten
Junge Frau liegt in einer Hängematte und liest ein Buch. Symbolbild

Zeit, um es sich mit einem guten Buch in der Hängematte gemütlich zu machen.

Hier kommen zwei aktuelle Lese-Empfehlung für den Juni– und noch mehr gute und aktuelle Kinder- und Jugendliteratur aus diesem Jahr.

„Pippi Langstrumpf“, „Harry Potter“, „Die Schule der magischen Tiere“, „Woodwalkers“, „Tschick“, „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“. Wir könnten diese Liste der sehr erfolgreichen Kinder- und Jugendbücher noch lange weiterführen. Und dann hätten hier noch längst nicht alle tollen Geschichten einen Platz gefunden. Denn jährlich erscheinen um die 8000 bis 9000 Bücher für junge Leserinnen und Leser. Logischerweise kann nicht jedes von denen ein Bestseller werden – aber einige Bücher sind es trotzdem wert, gelesen zu werden. Weil sie eine tolle Geschichte erzählen, weil sie eine besondere Struktur haben oder man sie nicht aus den Händen legen kann.

Angela Sommersberg

Redakteurin bei Freizeit/Ratgeber und Magazin. In Köln geboren und (fast) immer hier gewesen. Hat Skandinavistik, Anglistik und Psychologie in Köln und Uppsala studiert. Mit 16 Jahren hat sie bei „Jun...

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Wir stellen Ihnen an dieser Stelle jeden Monat aktuelle Bücher aus den Bereichen Bilder-, Kinder- und Jugendbuch vor. Mal ist es das Werk eines bekannten Autors oder Autorin, mal der erste Band einer vielversprechenden Reihe, mal ein Buch, das uns als Rezensentinnen besonders anspricht. In jedem Fall besprechen wir Bücher, die wir Ihnen und Ihren Kindern ans Herz legen wollen. Viel Spaß beim Schmökern.

Die besten neuen Kinder- und Jugendbücher im Juni 2024

Anna Dimitrova: „Kanak Kids. Halb angepasst und voll dazwischen“, Arctis, 384 Seiten, 19 Euro, E-Book: 14,99 Euro, ab 14

Buchcover „Kanak Kids“ von Anna Dimitrova

„Kanak Kids“ heißt das Buch von Anna Dimitrova

Der alte Fotoautomat an der U-Bahn-Station in Neuperlach ist der Ort, an dem sich die 16-jährige Dessi täglich verwandelt: Hier tauscht sie die schlabbrige Jogginghose gegen eine ordentliche Jeans, die dunklen Locken versteckt sie unter einer blonden Perücke und über ihre braunen Augen legt sie blaue Kontaktlinsen. Hier wird aus dem bulgarischen Einwandererkind, das Alman-Jokes macht und Slang spricht, die formidable Münchnerin, die nur Hochdeutsch redet und sich perfekt in die Schulgemeinschaft ihres schicken Gymnasiums integriert. Dessi ist sich sicher: Nur durch diese Anpassungsstrategie kann sie in der Münchener Innenstadt überleben. Und genau aus diesem Grund dürfen ihre Mitschüler und ihre Freunde aus Neuperlach sich niemals treffen. Doch eines nachmittags wird Dessi bei ihrer Verwandlung erwischt, als ein Jugendlicher den Vorhang des Fotoautomaten aufreißt. Und dieser Jugendliche ist ausgerechnet Bo – der nicht nur ihr neuer Nachbar, sondern auch ihr neuer Mitschüler ist. Wie lange kann Dessi ihr Doppelleben jetzt noch aufrechterhalten?

Autorin Anna Dimitrova, die selbst im Alter von zwölf Jahren aus Bulgarien nach München gezogen ist, hat viele Erfahrungen aus ihrer eigenen Jugend in ihr Debüt „Kanak Kids“ einfließen lassen. Einfühlsam beschreibt sie Dessis Zerrissenheit zwischen den beiden Welten und macht klar, wie groß die kulturellen Unterschiede zwischen Mittel- und Osteuropa immer noch sind – und wie schwer es für Jugendliche mit Migrationshintergrund ist, hier ihren Platz zu finden. Doch trotz aller Tiefgründigkeit hat Dimitrova einen lockeren, leichten und sehr lustigen Roman geschrieben – inklusive einer warmherzigen Liebesgeschichte, die allen Klischees widerspricht. Unbedingte Empfehlung!

Lilli L’Arronge: „Tonis Tag. Und was machen eigentlich die anderen die ganze Zeit?“, Klett Kinderbuch, 32 Seiten, 14 Euro, ab 5

Buchcover „Tonis Tag“ von Lilli L'Arronge

Das Buch „Tonis Tag“ von Lilli L'Arronge

Wie sich das für ein Kleinkind gehört, beginnt Tonis Tag früh: Um halb sieben ist sie bereits fertig angezogen. Kurz drauf frühstückt sie gemeinsam mit ihrer Familie, danach trennen sich die Wege der Familienmitglieder. Doch was machen die anderen eigentlich, während Toni in der Kita ist, im Morgenkreis singt, Türme aus Holzklötzchen baut – und wieder zerstört – und Mittagsschlaf hält? In diesem Bilderbuch erfahren wir es!

Parallel zu Toni begleiten wir die große Schwester Lina in die Schule, Mutter und Vater auf die Arbeit, und beobachten, wie der kleine Elias Oma auf Trab hält. Das Buch, chronologisch strukturiert nach Uhrzeiten, stellt die Geschichten der einzelnen Familienmitglieder in kleinen, comicartigen Illustrationen nebeneinander und bietet so Einblicke in verschiedene Alltagssituationen. Das ist nicht nur sehr aufschlussreich für die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer, sondern auch sehr unterhaltsam für die erwachsenen Vorleserinnen und Vorleser, für die Lilli L’Arronge auch den ein oder anderen Witz bereithält. Ein Lesevergnügen für die ganze Familie.

Die besten neuen Kinder- und Jugendbücher im Mai 2024

Tamara Bach: „Von da weg“, Carlsen, 170 Seiten, 15 Euro, E-Book: 9,99 Euro, ab 13

Buchcover Von da weg

Tamara Bachs neues Jugendbuch heißt „Von da weg“.

Es gibt diese Geschichten, die sterbenslangweilig klingen, wenn man ihre rohe Zusammenfassung liest, die in echt aber ganz fantastisch sind. Von diesen Erzählungen gibt es nicht viele, Tamara Bachs „Von da weg“ gehört dazu. Hören Sie jetzt also bitte nicht auf zu lesen, es folgt eine Inhaltsangabe: Kaija ist mit ihren Eltern aus der Großstadt in jene Kleinstadt gezogen, in der schon ihre Mutter Ruth und ihre Tante Josepha aufgewachsen sind. Doch nach dem Umzug läuft es nicht: In der neuen Schule spricht niemand mit Kaija und Kaija spricht mit niemandem und die alten Freundinnen melden sich nicht zurück. Doch dann taucht Emily auf, eine Klassenkameradin und die Tochter von Ruths ehemaliger bester Freundin Sina. Emily lässt sich von Kaijas introvertierter Art nicht abschrecken und schafft es, zu ihr durchzudringen. Doch dann sind da ja auch noch die Mütter Sina und Ruth, die nicht mehr miteinander sprechen wollen. Was ist in der Vergangenheit schiefgelaufen?

Tamara Bach hat eine Familien- und Freundinnengeschichte geschrieben, die vor allem aus Kaijas Perspektive erzählt ist, immer wieder aber auch in andere Sichtweise wechselt. Dass man diesen Jugendroman trotz des ruhigen Plots gar nicht mehr aus den Händen legen will, ist vor allem Tamara Bachs unverkennbaren Schreibstil zu verdanken. Zudem gelingt es der Autorin, die kleinen Geheimnisse dieser Geschichte so wohldosiert zu streuen, dass man sie unbedingt lösen möchte. Und mit ein bisschen Abstand erkennt man dann auch – wie das bei guten, sterbenslangweiligen Geschichten eben so ist – dass sich in diesem Plot doch ganz schön viel bewegt hat. Nicht in der Außenwelt, wohl aber in der Innenwelt der Protagonisten.

Miriam Körner: „Fuchs und Bär“, Oetinger, 32 Seiten, 15 Euro, ab 5

Buchcover Fuchs und Bär von Miriam Körner

So sieht das Cover von „Fuchs und Bär“ aus.

Eigentlich führen Fuchs und Bär ein gutes Leben: Sie gehen jeden Tag in den Wald, sammeln Beeren und jagen Mäuse und dazwischen machen sie ein Nickerchen und gehen auf Schatzsuche. Doch dann kommt Fuchs auf die Idee, ihr Leben effizienter zu gestalten: Anstatt jeden Tag jagen und sammeln zu müssen, schlägt er vor, Fallen zu bauen und Pflanzen auszusäen. Und als nächstes entwirft er Maschinen, die ihnen die Arbeit noch weiter erleichtern sollen. Doch dabei bleibt leider keine Zeit mehr für Nickerchen und Schatzsuche. Ein Teufelskreis entsteht, in dem die beiden Tiere sich immer weiter von der Natur entfremden. Ob sie daraus ausbrechen können?

Autorin und Künstlerin Miriam Körner bei der Arbeit an ihrem Buch "Fuchs und Bär", erschienen im Oetinger Verlag

Autorin und Künstlerin Miriam Körner hat jede Szene des Bilderbuchs einzeln aufgebaut – alle Teile bestehen aus Altpapier.

Das wollen wir an dieser Stelle nicht verraten. Klar ist nur: Wir Menschen haben es bisher nicht geschafft. Miriam Körner erinnert uns mit ihrer Fabel „Fuchs und Bär“ daran, uns wieder mehr auf die kleinen Dinge im Leben zu besinnen. Ihr Plädoyer für Entschleunigung und Naturverbundenheit hat sie übrigens ganz nachhaltig gestaltet: Jedes Bild hat sie in mühevoller Arbeit aus Altpapier in dreidimensionalen Dioramen kreiert und abfotografiert. Gedruckt ist dieses Kunstwerk eines Bilderbuchs dann auch auf Recyclingpapier.

Die besten neuen Kinder- und Jugendbücher im April 2024

Sophie Schoenwald, Günther Jakobs: „Im Zoo wird nicht geflunkert!“, Baumhaus, 26 Seiten, 12 Euro, ab 2 Jahren

Buchcover Im Zoo wird nicht geflunkert

Zebras mit Punkten? Gibt's doch gar nicht! So sieht das tolle Papp-Bilderbuch von Sophie Schoenwald und Günther Jakobs aus.

Hüpfen Sie beim Überqueren einer großen Straße auch von Zebra-Punkt zu Zebra-Punkt? Das macht man doch so, oder? „Stimmt ja gar nicht, weiß doch jeder!“, entgegnet da der kleine Igel. „Ein Zebra hat keine Punkte, es hat…“ Nun ja, Sie werden die richtige Antwort sicherlich wissen, aber Ihre kleinen Kinder und Enkelkinder auch? In diesem liebevoll illustrierten Papp-Bilderbuch von Sophie Schoenwald und Günther Jakobs erzählt der Zoodirektor jede Menge Flunkergeschichten über heimische und exotische Tiere – und die gilt es aufzudecken. Da geht es nicht nur um Zebras mit Punkten, sondern auch um klitzekleine Elefanten, Kraken, die auf Bäumen leben, Kühe, die beim Melken durchsichtig werden und um kuschelweiche Igel. Ein Bilderbuch, das nicht nur Kleinkindern, sondern auch deren Eltern Spaß macht. Und das zum Mitmachen anregt, Kindern zeigt, wie viel sie schon wissen, und so ihr Selbstvertrauen stärkt. „Im Zoo wird nicht geflunkert!“ ist eine tolle Beschäftigung für regnerische Sonntagvormittage, lange Autofahrten und langweilige Familienbesuche. Nur für einen Fall eignet sich dieses Buch nicht: als einschläfernde Gutenachtgeschichte.

Dagmar Falcke, Heino Falcke, Gareth Ryans: „Kekskrümel im All – Wie groß ist die Unendlichkeit?“, Sauerländer, 96 Seiten, 16,90 Euro, ab 5 Jahren

Buchcover Kekskrümel im All

Dagmar und Heino Falcke aus Frechen haben die Sachbuchgeschichte „Kekskrümel im All“ geschrieben.

Mein Vater erklärt mir jeden Samstag unseren Nachthimmel. Mit diesem Spruch merken sich Kinder die Reihenfolge unserer Planeten. Janas Vater geht da noch einen ganzen Schritt weiter: Er erklärt seiner Tochter Abend für Abend das komplette Universum. Vom Mond über die Sonne, die Planeten und die Milchstraße bis hin zum Urknall. Dabei gelingt es ihm immer, einen Anknüpfungspunkt in Janas Alltag zu finden. Los geht die ganze Geschichte damit, dass Jana wissen möchte, in welchem Himmel Karls tote Oma denn sei. Das wisse er auch nicht, antwortet Janas Vater, seinerseits Weltraumforscher. Aber er könne mit Teleskopen in den Sternenhimmel schauen und der sei unfassbar groß und wunderschön.

Porträt Heino Falcke

Astrophysiker und Kolumnist Heino Falcke hat zusammen mit seiner Frau ein Kinderbuch über das Weltall geschrieben.

Heino Falcke und seine Frau Dagmar haben mit „Kekskrümel im All“ eine Sachbuchgeschichte erschaffen, eine Verbindung aus Sachbuch und fiktiver Erzählung, bei der Kinder nicht nur gut unterhalten werden, sondern auch noch ganz viel lernen. Dass die Falckes aus Frechen wissen, was sie da tun, spürt man in jeder Zeile: Er ist Astrophysiker und Kolumnist für diese Zeitung, sie Grundschullehrerin. Gemeinsam schaffen sie es, kompliziertes physikalisches Wissen einfach zu vermitteln. Ein besonders lustiger Vergleich ist dabei der von einem Schwarzen Loch mit der Kuhle in einer Matratze: Je mehr Leute sich auf die Matratze setzen würden, desto größer werde die Kuhle. „Deine Matratze hat ein Ende, aber der Raum um Schwarze Löcher hat niemals ein Ende.“ Gareth Ryans hat dieses Beispiel und alle weiteren mit wunderbar anschaulichen Illustrationen bebildert, dazu kommen noch beeindruckende Fotografien aus dem Weltraum. Ein Rundumpaket für weltraumbegeisterte Kinder.

Die besten neuen Kinder- und Jugendbücher im März 2024

Anke Engelke: „Die neue Häschenschule – Wie Fuchs und Hase Freunde wurden“, Esslinger Verlag, 40 Seiten, 14 Euro, ab 3 Jahren

Buchcover Die neue Häschenschule von Anke Engelke

In der „neuen Häschenschule“ von Anke Engelke sitzt auch ein Fuchskind in der Klasse.

Die Seiten sind schon ein bisschen speckig, manche Ecken umgeknickt, die Illustrationen gediegen, die Wörter altmodisch – trotzdem wird dieses Bilderbuch gerade allerorten wieder aus dem Regal gezogen: „Die Häschenschule“ von Albert Sixtus gehört für viele Familien zur Osterzeit dazu. Und weil das gute Stück in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, hat der Esslinger-Verlag eine neue, schicke, glatte, saubere und extra große Ausgabe des Klassikers auf den Markt gebracht.

Für alle, die es moderner mögen, hat Anke Engelke die Geschichte im Jubiläumsjahr adaptiert: In der „neuen Häschenschule“ lehrt nicht mehr der alte Hase, sondern eine junge Häsin, im Unterricht wird nicht das Bemalen der Eier besprochen, sondern die Gefahren, die durch die Menschen ausgehen, und der neue Mitschüler ist kein Nagetier, sondern ein Fuchskind – und das setzt sich ausgerechnet neben Hasenmädchen Hoppich! Zunächst sind die kleinen Häschen skeptisch, doch bald gelingt es Fuchs Brehm das Vertrauen der anderen zu gewinnen. Wie das klappt, verraten wir an dieser Stelle natürlich nicht.

„Die neue Häschenschule“ ersetzt für Liebhaber sicherlich nicht den Klassiker, doch das muss sie ja auch gar nicht. Engelkes lustig gereimtes Bilderbuch ist eine tolle Ergänzung, das wichtige Werte wie Toleranz und Hilfsbereitschaft vermittelt. Und das bei der jungen Leserschaft mit seinen frischen, klaren und liebevollen Illustrationen von Mareike Ammersken sicherlich viel Anklang findet.

Anke Engelke liest bei der lit.kid.Cologne aus „Die neue Häschenschule“: Am Samstag, 9. März, um 13 Uhr im Comedia Theater. Die Lesung ist ausverkauft.

Raúl Krauthausen, Adina Hermann, Laura Rosendorfer: „Als Ela das All eroberte“, Carlsen, 96 Seiten, 14 Euro, ab 5 Jahren

Buchcover Als Ela das All eroberte

So schön und bunt sieht nicht nur das Cover des Kinderbuchs „Als Ela das All eroberte“ aus.

Der Berufswunsch „Astronaut“ oder „Astronautin“ steht bei einigen Kindern ganz oben auf der Liste. Die allermeisten von ihnen werden zwanzig Jahre später dann aber wohl doch als Krankenschwester, Versicherungskaufmann oder Lehrerin arbeiten. Denn die Hürden auf dem Weg zu diesem Traumjob sind extrem hoch. Das bekommt auch Ela immer wieder zu hören. Das Mädchen ist großer Weltraum-Fan und seit einem Besuch im Planetarium ist sie sich ganz sicher: Sie will Astronautin werden. Doch Ela trauen die Erwachsenen das noch viel weniger zu, denn das Mädchen sitzt im Rollstuhl. Ela ist extrem frustriert. Doch dann hat ihr bester Freund Ben eine tolle Idee: Gemeinsam hecken sie den „Ela-erobert-das-All-basta-8-Punkte-Plan“ aus. In verschiedenen Tests wollen die beiden beweisen, dass Ela doch das Zeug dazu hat, Astronautin zu werden. Dafür machen die Freunde sich auf den Weg in die Bibliothek, ins Schwimmbad und müssen sich durch Dosenessen futtern.

Porträt Inklusions-Aktivist Raúl Krauthausen

Inklusions-Aktivist Raúl Krauthausen hat mit Adina Hermann ein Kinderbuch geschrieben.

Raúl Krauthausen und Adina Hermann haben mit „Als Ela das All eroberte“ ein diverses, inklusives und damit sehr wichtiges Kinderbuch geschrieben. Vor allem aber erzählen sie eine mutmachende Geschichte über ein Mädchen, das Selbstvertrauen und Zuversicht lernt. Laura Rosendorfer hat die Erzählung dabei so fantastisch illustriert, dass man bei Elas Tagträumen gleich mit ins All fliegt. Und ganz nebenbei lernt man auf diesen 96 Seiten auch noch ganz viel Spannendes über den Weltraum.

Raúl Krauthausen und Adina Hermann lesen bei der lit.kid.Cologne aus ihrem Kinderbuch „Als Ela das All eroberte“: am Donnerstag, 7. März, um 10 Uhr im Comedia Theater. Für die Klassebuch-Lesung kann man sich noch anmelden.

Die besten neuen Kinder- und Jugendbücher im Februar 2024

Kathrin Schrocke: „Weiße Tränen“, Mixtvision, 218 Seiten, 17 Euro, E-Book: 13,99 Euro, ab 13 Jahre

Buchcover Weiße Tränen von Kathrin Schrocke

Das aktuelle Jugendbuch von Kathrin Schrocke: „Weiße Tränen“

Rassistisch? Ich doch nicht!, denkt Lenni. Schließlich ist er seit Ewigkeiten mit Serkan befreundet, stört sich nicht im Geringsten daran, dass Serkans Schwester Elif ein Kopftuch trägt, geht auf ein Gymnasium, das das Label „Schule ohne Rassismus“ trägt, und hält sich auch sonst für einen toleranten und weltoffenen Jugendlichen. Doch dann, nach den Sommerferien, kommt ein neuer Schüler in die Klasse: Benjamin ist schwarz, gerade aus Leipzig in den Schwarzwald gezogen und wittert hinter jeder Bemerkung Rassismus. Als es um die Rollenverteilung in der Theater-AG geht, die in diesem Jahr „King Kong“ als Musical aufführen will, kommt es zum Eklat: Serkan und Alex konkurrieren um die Hauptrolle von Jack, der Lehrer teilt sie jedoch Alex zu, der bereits Gesangserfahrung hat, Serkan soll King Kong spielen. Benjamin ist empört: „Sie geben dem einzigen Schüler der AG, der nicht weiß ist, ernsthaft die Rolle des Affen?“ fragt er den Lehrer, um kurz darauf, der gesamten Gruppe vorzuwerfen, „Scheißnazis“ zu sein.

Danach ist nichts mehr wie zuvor. Die Kleinstadt ist in Aufruhr ob dieser Anschuldigung, doch Lenni beschäftigt eigentlich nur eins: Sein bester Freund Serkan entfernt sich immer weiter von ihm, wirft ihm vor, nicht zu verstehen, was es heißt, ein Junge mit türkischen Wurzeln zu sein, und hängt plötzlich nur noch mit Benjamin ab. Es bedarf noch einiger weiterer kleiner Zwischenfälle, bis Lenni anfängt zu verstehen, welche Privilegien er eigentlich als weißer Junge hat – und dass Rassismus in jedem von uns steckt.

Und genau das will Kathrin Schrocke auch bei ihren jungen Leserinnen und Lesern erreichen. Im Nachwort erzählt sie, dass sie sich von der Antirassismus-Trainerin Tupoka Ogette („Exit Racism“) beraten ließ und zu folgendem Schluss kam: „Ich bin überzeugt davon, dass man als weißer Mensch wegen der gesellschaftlichen Prägung gar nicht anders kann, als rassistisch zu sein. Individuelles Ziel sollte es sein, das anzuerkennen und die Dinge zu ändern.“ Nach den jüngsten Enthüllungen über das geheime Treffen von Rechtsextremen in Potsdam, bei dem perfide rassistische Pläne geschmiedet wurden, sind viele Menschen alarmiert, wie die Demonstrationen mit Hunderttausenden Menschen in ganz Deutschland zeigen.

Ob die Demonstrationen anhalten oder nicht – der Rechtsruck wird sich nicht plötzlich in Luft auflösen. Deshalb ist es gut und sinnvoll, sich an die eigene Nase zu packen und zu erkennen, in welchen Bereichen man selbst Vorurteile hat, sich mit diesen auseinanderzusetzen, sie aufzulösen – und sich dann im Alltag bei Begegnungen mit rassistischen Personen klar und besonnen zu positionieren. Kathrin Schrockes Roman ist bei diesem Prozess unglaublich hilfreich – und deswegen sei er an dieser Stelle auch nicht nur Jugendlichen, sondern allen Menschen empfohlen.

Das sind die besten neuen Kinder- und Jugendbücher im Januar 2024

Alexander Kielland Krag: „Nur ein wenig Angst“, dt. von Gabriele Haefs, Arctis, 224 Seiten, 16 Euro, E-Book: 12,99 Euro, ab 14 Jahren

Cover "Nur ein wenig Angst" von Alexander Kielland Krag

„Nur ein wenig Angst“ des Norwegers Alexander Kielland Krag

Cornelius ist einer von diesen coolen Jugendlichen. Einer, der auf alle Partys eingeladen wird, der in der Fußballmannschaft spielt und der mit Mädchen rummacht. Er ist aber auch gut in der Schule, versteht sich mit seinen Eltern und lebt in einem schicken Ort in der Nähe von Oslo. Doch dann ändert sich plötzlich alles. Zum ersten Mal passiert es auf einer von diesen Partys: Cornelius Körper beginnt einfach verrückt zu spielen. Ganz plötzlich wird ihm kotzübel, sein Herz rast, er hat Beklemmungen. Cornelius stürzt nach draußen in die norwegische Winternacht, verharrt dort einige Zeit in Panik – und dann, von einem auf den anderen Moment, ist alles wieder ganz normal. Doch diese Attacken wiederholen sich, ungeplant, ohne Vorwarnung, in den unterschiedlichsten Situationen: zu Hause bei seinen Eltern, in der Schule, bei einem Fußballspiel, als er Emilie küsst. Die Anfälle setzten Cornelius völlig außer Gefecht – und schon bald kann er vor seinen Freunden nicht mehr verbergen, dass etwas nicht stimmt. Über seine Probleme reden kann er indes nicht. Denn wie gesteht man sich als 17-Jähriger ein, dass man unter Panikattacken leidet?

Es ist beeindruckend, wie nah Autor Alexander Kielland Krag seine jungen Leserinnen und Leser in die Gedanken von Cornelius eintauchen lässt, mit welchem Einfühlungsvermögen er die Angstattacken, aber auch die darauffolgende Verwirrung und Scham schildert, wie sehr der literarische Stil, die kurzen Kapitel, die verdichteten Sätze, die kunstvollen Worte Cornelius emotionalen Zustand spiegeln. „Nur ein wenig Angst“ beleuchtet ein Thema, das bisher zu wenig Beachtung in der Kinder- und Jugendliteratur gefunden hat. Deswegen und aus allen zuvor genannten Gründen hat Kielland Krag in seinem Heimatland Norwegen den Jugendbuchpreis „UPrisen“ völlig zu Recht verliehen bekommen. Und keine Sorge: „Nur ein wenig Angst“ ist ein mitreißendes Buch, das sich viel leichter liest, als die Schwere des Themas vermuten lässt.

Lucy Astner, Pina Gertenbach: „Und der Bär ruft laut Hurra: Farben sind für alle da“, Baumhaus, 32 Seiten, 15 Euro, ab 4 Jahren

Cover "Farben sind für alle da"

Farbenfrohes Cover von Illustratorin Pina Gertenbach

Heute ist ein besonderer Tag im Wald, denn der Bär hat Geburtstag! An seinem Ehrentag möchte er sich ganz besonders hübsch machen und pinselt sich kurzerhand sein Fell rosa an. Dazu noch ein buntes Partyhütchen und et voila: Der Bär ist begeistert. Ganz im Gegensatz zu den anderen Tieren im Wald. Der Wolf, und allen voran die kluge Eule, sind irritiert von den Farbenspielen, denn Bären sind doch bärenbraun! Die Worte der anderen verunsichern den Bären zunächst, doch dann beschließt er: „Heute ist mein Geburtstag – und ich finde: Farben sind für alle da!“

Nach anfänglicher Skepsis trauen sich immer mehr Tiere, und pinseln sich bunt an. Nur die schlaue Eule weigert sich hartnäckig und ist entsetzt über so viel Nonkonformität. Ob auch sie im Laufe der Geschichte noch ihre Meinung ändern wird? Das wollen wir an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Nur so viel: Das Bilderbuch „Farben sind für alle da“ von Lucy Astner und Pina Gertenbach ist ein Plädoyer für Diversität und Individualität und mit seinen Farbenspielen eine willkommene Abwechslung in diesem trüben Januar. Hoffentlich kann es alle jungen Leserinnen und Leser darin bestärken, ihre Träume zu verfolgen – egal, welche Farbe sie haben mögen.