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Kölnerin in Seoul„Südkorea hat enorm viel zu bieten, nicht nur K-Pop“

Lesezeit 4 Minuten
Jakoba Förster steht in Südkorea

Jakoba Förster aus Köln studiert in Seoul. 

Köln/Seoul – Mein Interesse für Südkorea hat angefangen, als ich in der zehnten Klasse für ein Auslandsjahr nach Amerika gegangen bin und dort eine koreanische Freundin hatte. Wir haben damals ausgemacht, dass sie Deutsch lernt und ich Koreanisch. Ich habe diesen Vorsatz umgesetzt und finde die Sprache echt super. Ungefähr zu dieser Zeit habe ich auch begonnen, mich für die koreanische Popkultur zu interessieren, also K-Pop-Bands zu hören und Dramen und Filme zu schauen. Da war ich so 15 oder 16 Jahre alt.

Damals war die K-Pop-Szene in Deutschland noch nicht so groß, man musste sich andere Fans etwas aufwendiger suchen. In Bochum gab es ab und zu K-Pop-Partys, da bin ich dann immer mit meinen Freunden hingefahren. Dort haben sich dann Fans aus ganz Nordrhein-Westfalen zusammengefunden. Die Szene war damals noch so klein, dass man irgendwann die meisten Leute auf den Partys kannte.

Zur Person

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Jakoba Förster

Jakoba Förster aus Köln, 23 Jahre alt, studiert in Hamburg Südostasien-Wissenschaften mit Schwerpunkt Koreanistik und macht seit einem halben Jahr an der Ewha Womans University in Seoul ein Auslandsjahr.

Am K-Pop reizt mich der extravagante Style

An K-Pop hat mich besonders der extravagante Style interessiert. Die Sängerinnen und Sänger haben oft besondere Klamotten an und wechseln ständig Frisur und Haarfarbe, so wie ich. Den Kleidungsstil der „K-Pop-Idols“ (so nennt man die Sängerinnen und Sänger) zu imitieren, war früher schwieriger, man konnte sich höchstens mal einzelne Sachen kaufen und sie für ein Outfit zusammenstellen. Heute findet man viele Kleidungsstücke auch in Deutschland in großen Modeläden oder bestellt sie direkt aus Korea. Oder man schneidert sich die Sachen selbst, das habe ich oft gemacht. Ich überlege sogar, nach dem Studium in Richtung Design zu gehen, ich bin hier immer auf der Suche nach neuen Schnitten und Farben. Allerdings dominieren in Korea gerade Grau, Beige, Schwarz und Weiß in der Street-Fashion – nicht so meine Farben.

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Die Pseudo-Intimität zwischen Band und Fans ist gewollt

K-Pop-Idols sind für die Fans super wichtig. Durch Live Vlogs, Variety-Shows oder Videos, die einen Blick hinter die Kulissen werfen, fühlen sie sich ihnen nah, diese Pseudo-Intimität ist gewollt. Die Bands geben ihrer Fangemeinde auch oft einen Namen, die Fans der Boyband BTS heißen zum Beispiel „Army“. Ich kann verstehen, was die Fans daran finden. Man fühlt sich aufgehoben, unter Gleichgesinnten und einer Gemeinschaft zugehörig. Ich höre heute immer noch gerne koreanische Musik wie K-Pop oder K-Hiphop, gehe in Hamburg auch ab und zu auf K-Pop-Partys, würde mich aber nicht mehr als Fan bezeichnen und auch zu keiner Fangemeinde dazu zählen.

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Ein bunter Eindruck aus Seoul. 

Was man bei K-Pop natürlich nicht vergessen darf: Hinter der glitzernden Fassade steckt eine Industrie, bei der es um viel Geld geht. Idols werden in den meisten Fällen schon in sehr jungem Alter in sogenannte „Entertainments“ aufgenommen und dort für einige Jahre trainiert. Die Idols lernen in der Zeit nicht nur Tanzen und Singen, sondern auch Schauspiel, weil viele von ihnen auch in Filmen oder Serien mitspielen, neben ihrem Hauptjob als Performer. Das kann natürlich auf Dauer wahnsinnig anstrengend werden. Dazu wird von ihnen erwartet, dass sie dünn sind und bleiben. Das heißt: Diät und körperliches Leiden. In der Öffentlichkeit zeigen die Idols das natürlich nicht so, weil für die Fans wichtig ist, dass alles okay ist.

Die Fans sind hier viel aktiver

K-Pop ist in Korea kein neues Phänomen, die Gruppen gab es schon in den 90er Jahren. Die Popmusik läuft in Geschäften, im Radio und in Bars, deren Sänger und Sängerinnen werben für alles Mögliche auf Plakaten oder im Fernsehen. Was hier anders ist als in Deutschland, ist, dass die Fan-Gemeinschaften viel aktiver sind. Es gibt hier Fan-Cafés und Fan-Events, die manchmal einer ganzen Band, manchmal einem bestimmten Idol gewidmet sind. Zu den Geburtstagen der Idols findet oft etwas statt. Da sieht man dann zum Beispiel große Poster in den U-Bahn-Haltestellen.

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Einige Gebäude in Seoul

Vor ein paar Wochen gab es in der Gegend in der ich wohne, zwei Wochen lang ein Event zum Geburtstag von V, ein Mitglied der Gruppe BTS, zu dem eine Wand aufgebaut wurde mit verschiedenen Hintergründen, um davor Fotos zu machen. Daneben stand noch eine riesige aufblasbare Comicfigur von V. Sowas wird hier in Korea von den Fans finanziert. Je beliebter die Band oder das Idol, desto größer oder länger das Ereignis.Wenn mein Auslandsjahr hier beendet ist, gehe ich erstmal zurück nach Deutschland, aber das wird nicht mein letzter Besuch in Südkorea. Ich könnte mir auch gut vorstellen, beruflich etwas zu machen, was die beiden Länder verbindet.

Ich finde es gut, dass sich jetzt so viele Menschen für Südkorea interessieren, das Land hat so viel zu bieten! Allerdings wäre es schön, wenn es dabei nicht nur um die Popkultur ginge, denn hier gibt es auch so viel Geschichte und viele andere Dinge, die an der Kultur spannend sind.