Christkind statt CoronaWie mich Weihnachten gerade vor dem Pandemie-Frust rettet

Das ist nicht unsere Autorin. Sie könnte es aber sein. (Symbolfoto)
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Köln – Es ist doch wirklich zum Verzweifeln. Statt dieses Jahr endlich wieder leicht und besinnlich in die Feiertage starten zu dürfen, wirbeln uns schon wieder Hiobsbotschaften, Kontaktbeschränkungen und dementsprechend viele Fragen um die Ohren. Sollte man sich wirklich noch mit zehn Personen treffen oder ist das schon Kamikaze? Sitzen wir im Januar wieder alle zuhause, platzen die Intensivstationen aus allen Nähten und geht unsere Infrastruktur wegen der drohenden Omikron-Welle bald in die Knie? Und wie um Gottes Willen soll man da überhaupt noch eine richtige Entscheidung treffen oder irgendetwas sinnvoll planen können?
Bei den Kindern gnadenlose Weihnachtsvorfreude
Auch ich steckte wochenlang schlecht gelaunt in dieser Gedankenspirale und schielte mit einem Auge auf die Nachrichten und mit dem anderen auf meine Mails, in Erwartung eines erneuten Quarantäne-Alarms aus Schule oder Kita. Währenddessen aber vollzog sich direkt vor meinen Krisen-getrübten Augen ein reines Freudenspektakel. Denn meine Kinder stürzten sich voll in die Weihnachtsvorfreude. Auch wenn draußen in der Welt die grauen Wolken aufziehen, hier drinnen bei uns wird 50 Mal am Tag „In der Weihnachtsbäckerei“ gesungen und wild dazu getanzt, es werden Lebkuchen verputzt, „Pippi feiert Weihnachten“ gelesen und Geschenke gebastelt, was das Zeug hält. Mach Platz, Corona, hier kommt das Christkind!

Überall schlechte Corona-Prognosen – doch bei den Kindern herrscht Weihnachtsfreude.
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Besinnlichkeit schert sich kaum um Pandemien
Und was soll ich sagen, sie haben mich gekriegt, diese Kinder: Ich konnte gar nicht anders, als mich mitziehen zu lassen. Schließlich ist Besinnlichkeit hartnäckig, sie schert sich kaum um Pandemien. Und so gibt es auch in dieser Weihnachtszeit diese typischen gemütlichen Momente, sie geschehen einfach und sind überall zu finden, ob nun mit Kindern oder ohne. Ich merke, wie ich den Advents-Spirit und das Heimelige, das mich sonst oft genervt hat, dieses Jahr viel mehr aufsauge und zelebriere als in den letzten Jahren. Und das gibt mir Kraft und vertreibt die Angst.
Es ist ein bisschen so, als wäre unser Adventswahnsinn hier zuhause das, zugegeben etwas überdekorierte, gallische Dörfchen, das dem großen kalten Corona-Draußen wie ein Bollwerk trotzt. Und ich weiß, es gibt viele dieser kleinen Trutzburgen. Und sie leuchten – fast ein bisschen aufständisch.
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Perspektivenwechsel: Was ist gerade gut?
Jetzt ist es nicht so, dass ich nur noch in Adventsfloskeln spreche und gänzlich Realitätsflucht betreibe. Ich sehe sehr wohl, was um mich herum passiert. Ich bin auch traurig und belastet, mache mir Sorgen oder denke an jene, denen es nicht so gut geht. Aber ich habe auch beschlossen, mich auf das zu konzentrieren, was in diesem Moment gut ist. Auf das Glück, das noch da ist. Das mag man für naiv halten oder kitschig finden, für mich ist das unglaublich entlastend. Der Stress, die Sorgen und die Angst sind im Hintergrund sowieso immer gegenwärtig.
Auch wenn ich auf dieses zweite Corona-Jahr zurückblicke, versuche ich zu sehen, was gut war. Mit den Kindern schaue ich gerade häufig Fotos der letzten Monate an. Wir lachen und freuen uns und sind durchaus verwundert, wie viele lustige und schöne Dinge 2021 passiert sind, selbst wenn so viel wegen Corona ausgefallen ist.
Immer einen Plan B im Hinterkopf
Was als nächstes ausfällt, verschoben wird oder auf uns zukommt, das ist im Augenblick unangenehm ungewiss. Ich bin deshalb dazu übergegangen, Tag für Tag oder Woche für Woche zu denken und anzugehen und bei längeren Planungen immer einen Plan B im Hinterkopf zu behalten. Das sage ich so auch offen meinen Kindern: „Ja, wir haben vor, Oma und Opa zu besuchen – falls alle gesund bleiben und keiner in Quarantäne gerät. Ansonsten machen wir zuhause das Beste daraus.“ Erstaunlicherweise haben auch die Kleinen schon eine gewisse Langmut entwickelt. Dass sich jederzeit etwas ändern kann, so etwas kennen sie schon. Sie schmieden schon fleißig Pläne, was man dann zuhause alles machen könnte.
Aber so weit sind wir noch nicht.