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Juckreiz, Infektionen, HaarausfallAnsteckender Hautpilz breitet sich weiter aus – Männer betroffen

Lesezeit 3 Minuten
Eine Friseurin nimmt eine Haarschere aus ihrer Tasche. (Archivbild)

Über nicht sachgemäß gereinigte Friseur-Utensilien, insbesondere Rasierer, verbreitet sich der Hautpilz. (Archivbild)

Junge Männer beklagen nach Friseurbesuchen zunehmend Infektionen am Kopf. Schuld ist ein Pilz, der sich vor allem über Rasierer verbreitet.

Ein Hautpilz ist in Deutschland auf dem Vormarsch: „Trychophyton tonsurans“ breitet sich seit einigen Wochen immer weiter aus. Aus verschiedenen Bundesländern werden steigende Zahlen genannt, Friseure sind alarmiert und rufen ihren Berufsstand zu mehr Hygiene auf. Experten sprechen von einer „europaweiten Epidemie“.

„Trychophyton tonsurans“ macht sich durch schuppige und juckende Rötungen nach einem Haarschnitt unangenehm bemerkbar. Zwischen zwei und vier Wochen kann es dauern, bis die ersten Symptome auftreten. Der Pilz gehört zu den sogenannten Dermatophyten, wie die „Apotheken-Umschau“ berichtet. Das sind Fadenpilze, die sich von Keratin ernähren. Dieser Pilz kann Hautentzündungen verursachen, zum Beispiel auf der Kopfhaut. Fachleute bezeichnen dies als Tinea capitis. Der Pilz kann im schlimmen Fall aber auch den ganzen Körper befallen, dann spricht man von Tinea corporis.

Junge Männer von Hautpilz betroffen – Berlin reagiert

Auffällig ist, dass vor allem junge Männer befallen sind. Die Uniklinik Tübingen hat herausgefunden, dass ein Großteil der Betroffenen zuvor in einem Barbershop war. Vor allem für Fade Cuts oder Undercuts, die derzeit im Trend liegen, wird zu Rasierwerkzeugen gegriffen. Häufig wird in Barbershops mit günstigen Preisen geworben – und offenbar nehmen es viele Betreiber mit der Hygiene nicht so genau, denn über die Arbeitsgeräte werden die Infektionen weitergetragen.

Guido Wirtz vom Landesverband Friseure und Kosmetik Rheinland sagt: „Das Problem bei den Barbershops scheint zu sein, dass einige die Hygiene nicht so wichtig nehmen. Das liegt auch daran, dass sie eine andere Preisstruktur haben und in kurzer Zeit viel mehr Kunden bedienen müssen.“ Wirtz ruft Kunden dazu auf, Innungsfriseure zu besuchen. „Bei Innungsfriseuren liegt ein hoher Hygienestandard vor“, so Wirtz. Hier könne man sicher gehen, dass Schwerköpfe und Klingen nach jedem Kunden desinfiziert würden.

In Berlin hat sich „Trychophyton tonsurans“ schon so weit verbreitet, dass das Gesundheitsamt Neukölln zum Thema informieren und Geschäfte kontrollieren will. Auch Hinweisen aus der Bevölkerung auf erhebliche Hygieneverstöße oder tatsächlich erfolgte Infektionen werde darüber hinaus unmittelbar nachgegangen, heißt es in Berlin.

„Trychophyton tonsurans“: Dauerhafter Haarverlust droht

Auch das Gesundheitsministerium des Saarlandes hatte kürzlich vor der Ausbreitung des Hautpilzes gewarnt und zur Prävention weiterer Infektionen ein Merkblatt für Friseurbetriebe und Barbershops veröffentlicht, das die wichtigsten Hygienemaßnahmen zusammenfasst.

Dem Ministerium zufolge zeigen Untersuchungen, dass es bei der Rasur, unabhängig von der Methode, „zu mikroskopisch kleinen Verletzungen der Kopf- oder Gesichtshaut kommen kann, die ein leichtes Eindringen des Erregers ermöglichen“. Ohne Behandlung bestehe die Gefahr von dauerhaftem Haarverlust. Darüber hinaus seien bei Verstößen gegen die Vorschriften nach der Hygiene-Verordnung Bußgelder von bis zu fünftausend Euro möglich.

Fachleute nennen „Trychophyton tonsurans“ auch „Mattenpilz“ oder „Ringerpilz“, denn ursprünglich gelangte der Erreger über Kampfsportler, vor allem auf Matten kämpfende Ringer, auf die Köpfe von Betroffenen. Inzwischen verbeitet sich das Phänomen aber immer weiter. (mit dpa)