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„Europaweite Epidemie“Experten sehen Anstieg der Hautpilzinfektionen nach Besuch im Barbershop

Lesezeit 2 Minuten
Ein Friseur schneidet in einm Barbershop einem Kunden die Haare.

Fachleute gehen davon aus, dass sich die Personen überwiegend in Barbershops infizieren.

Ein hochansteckender Pilz macht sich auf den Köpfen von Jungen und jungen Männern breit. Die waren zuvor oft beim Barber.

Schuppende und teils auch eitrige Pilzinfektionen auf dem Kopf und im Bartbereich nehmen vor allem bei männlichen Jugendlichen und jungen Männern rasant zu. Fachleute gehen davon aus, dass sich die Personen überwiegend in Barbershops infizieren - also in Friseurgeschäften, die sich vor allem an diese Kundengruppe wenden und mit günstigen Preisen werben.

Hautärzte beobachten, dass die Zahl der Infektionen in letzter Zeit gestiegen ist. Dermatologe Martin Schaller befürchtet im Gespräch mit dem „Spiegel“ sogar eine „europaweite Epidemie“. In seiner Praxis beobachte der Experte einen bis zu fünffachen Anstieg der Infektionen innerhalb der letzten fünf Jahre.

Hochansteckender Pilz kann durch Schnitt mit Rasierklinge unter die Haut geraten

Der hochansteckende Pilz Trichophyton tonsurans kann auch innerhalb von Familien oder Gruppen von Kita-Kindern übertragen werden, die zuvor mit einer infizierten Person zusammen waren. Die Infektion mit dem Fadenpilz äußert sich in Form von schuppigen und geröteten Stellen. Wenn der Pilz nach dem Schnitt etwa mit einer Rasierklinge oder durch andere kleinere Verletzungen unter die Haut gerät, kann es auch zu eitrigen Pusteln, Vernarbungen und auch Haarausfall kommen.

Nicht nur Barbershops sind betroffen: Auch in klassischen Friseursalons verbreitet sich der Pilz, berichtet Friseurmeisterin Judith Warmuth dem Spiegel. Als sie einen Anstieg der Infektionen in ihrer Region bemerkte, habe sie ihre Mitarbeitenden angewiesen, „bei jedem Kunden gleich zu Beginn einmal unauffällig über den Kopf zu schauen.“

„Barbershops haben alle ihre Daseinsberechtigung“, sagt Warmuth. Auch verbreite sich der Pilz nicht nur dort. Es sei aber wichtig, dass Betriebe generell besser von der Handwerkskammer oder auch den Berufsgenossenschaften kontrolliert würden. Oft sei in Barbershops kein Friseurmeister vor Ort, der auf die Einhaltung hygienischer Standards achten könne, erklärt die Obermeisterin der Friseurinnung Erlangen.

Hautpilz: Behandlung durch Shampoo, Cremes oder Tabletten

Der Fadenpilz ist seit Jahrzehnten bekannt, viele Fachleute nennen ihn auch „Mattenpilz“ oder „Ringerpilz“, erläutert Pietro Nenoff, Laborarzt und Professor für Dermatologie an der Uni Leipzig. Ursprünglich gelangte der Erreger über Kampfsportler, vor allem auf Matten kämpfende Ringer, auf die Köpfe von Betroffenen. „Inzwischen aber sind solche Infektionen auch mit Barbershops in Verbindung zu bringen.“

Die Behandlung erfolgt in der Regel durch Anti-Pilz-Shampoo, Cremes, Tabletten oder Lösungen. Bei Minderjährigen ist bislang allerdings keine Tabletten zur Bekämpfung der Infektion zugelassen, was die Behandlung in manchen Fällen erschweren kann. Durch den Kontakt mit der Haarwurzel kann der Pilz zu Haarausfall führen. Eine Infektion sei gut behandelbar - äußerlich, aber auch von innen mit Tabletten. Die Mittel dagegen seien wirksam und es gebe keine Resistenzen. „Noch nicht“, sagt Nenoff. (lp mit dpa)