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Vor Nato-GipfelTote bei russischem Raketenangriff auf die Ukraine – Kinderkrankenhaus liegt in Trümmern

Lesezeit 3 Minuten
Kiew: Rettungskräfte, Freiwillige und medizinisches Personal, einige in blutverschmierten Uniformen, räumen die Trümmer auf und suchen nach Opfern, nachdem eine russische Rakete das Okhmatdyt-Kinderkrankenhaus getroffen hat

Bei einem schweren russischen Raketenangriff auf die Ukraine wurden am Montag mehrere Menschen getötet und weitere verletzt, wie die Behörden mitteilten.

Das russische Militär hat Kiew und andere ukrainische Städte wieder ins Visier genommen. Über der Hauptstadt steht Rauch.

Einen Tag vor dem Nato-Gipfel in Washington sind durch schwere Raketenangriffe auf die Ukraine mindestens 20 Menschen getötet worden. Innenminister Ihor Klymenko schrieb auf Telegram außerdem von mehr als 50 Verletzten.

Betroffen waren demnach vor allem die Industriestadt Krywyj Rih im Süden der Ukraine sowie die Hauptstadt Kiew. In Kiew wurde ein großes Kinderkrankenhaus getroffen, wie Präsident Wolodymyr Selenskyj im sozialen Netzwerk X schrieb.

Russischer Angriffskrieg auf Ukraine: Kinderkrankenhaus wurde getroffen – Zahl der Opfer steht noch nicht fest

Die Zahl der Opfer in dem Krankenhaus stehe noch nicht fest. Der Staatschef veröffentlichte dazu ein kurzes Video, das zerstörte Krankenzimmer und Blutspuren auf dem Fußboden zeigte. Selenskyj sprach davon, dass Menschen verschüttet seien. „Alle helfen, die Trümmer zu beseitigen - Ärzte und andere Leute“, schrieb er.

Selenskyj legte sich nicht fest, ob die Klinik direkt angegriffen worden sei oder die Attacke einem anderen Objekt gegolten habe. Aber er schrieb: „Russland kann sich nicht unwissend stellen, wohin seine Raketen fliegen, und muss für alle seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden.“ 

Gesundheitsminister Wiktor Ljaschko zufolge wurden in dem Kinderkrankenhaus Abteilungen für Dialyse, Krebsbehandlung, Operationssäle und die Intensivstation beschädigt. Hunderte Anwohner halfen Rettungskräften, Trümmer zu räumen und nach Opfern zu suchen. 

Auch weitere Städte betroffen

In der Dreimillionenstadt Kiew wurden nach ersten Angaben der Stadtverwaltung mindestens sieben Menschen getötet und mindestens neun verletzt. Der private Stromversorger DTEK berichtete von Schäden an drei Trafostationen in der Hauptstadt. Der Militärverwaltung von Krywyj Rih zufolge gab es nach Einschlägen mindestens zehn Tote und über 30 Verletzte. Über Schäden wurde auch aus der Großstadt Dnipro berichtet. Weitere Ziele waren demnach die frontnahen Städte Slowjansk und Kramatorsk im ostukrainischen Gebiet Donezk. Angaben zu Treffern auf militärische Ziele oder Rüstungsfabriken wurden nicht gemacht. 

Das russische Militär setzte bei dem Angriff Selenskyjs Angaben zufolge mehr als 40 Raketen ein. Ungewöhnlich war, dass die schwere Attacke tagsüber stattfand zu Beginn der Arbeitswoche. Schon in der Nacht hatte es Luftangriffe mit Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen gegeben.

Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren eine russische Invasion mit westlicher Hilfe ab und drängt immer wieder auf die Bereitstellung moderner Flugabwehrsysteme. Nach jüngsten Angaben hat die Ukraine vier der besonders leistungsfähigen Patriot-Systeme aus US-Produktion bekommen, braucht aber nach eigener Einschätzung viel mehr.

Niederlande will Patriot schicken

Ein weiteres System soll aus den Niederlanden kommen. Das bekräftigten Außenminister Caspar Veldkamp und Verteidigungsminister Ruben Brekelmanns von der neuen Regierung bei einem Treffen mit dem ukrainischen Außenamtschef Dmytro Kuleba, wie die Agentur Unian berichtete. Dass ein System zur Verfügung gestellt wird, war im Juni von der Vorgängerregierung in Den Haag angekündigt worden. Ein genauer Zeitpunkt für die Lieferung wurde nicht genannt. 

Ein weiteres Patriot-System wird von Rumänien in Aussicht gestellt. Kiew hofft zudem auf weitere Zusagen beim Nato-Gipfel, der am Dienstag in Washington beginnt. Unter anderem sind bis zu sechs Patriot-Systeme aus Israel im Gespräch. Die Frage der Unterstützung für die Ukraine ist ein zentrales Thema für das Treffen des westlichen Verteidigungsbündnisses.

Orban auf selbsterdachter Friedensmission

Als Vermittler in dem seit mehr als zwei Jahren dauernden Krieg hat sich zuletzt der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban mit Besuchen in Kiew, Moskau und Peking versucht. Auch wenn Ungarn derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, wird die Mission in Brüssel aber als nicht abgesprochen kritisiert und als Orbans Privatinitiative gesehen. Präsident Wladimir Putin übergebe durch Orban keine Botschaft an US-Präsident Joe Biden oder den Nato-Gipfel, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. (dpa)