Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Yankee, go home!“Zündet ungeladener Gast J.D. Vance auf Grönland-Reise nächste Eskalationsstufe?

Lesezeit 3 Minuten
J.D. Vance besuchte diese Woche eine Militärbasis in Quantico, Virginia. Am Freitag reist er nach Grönland.

J.D. Vance besuchte diese Woche eine Militärbasis in Quantico, Virginia. Am Freitag reist er nach Grönland. 

Mit höchst undiplomatischen Aussagen verschreckt J.D. Vance die Europäer. Auch in Grönland kann von Vorfreude auf seinen Besuch keine Rede sein. 

Er kommt mehr oder weniger ungebeten und scheut keine Konfrontation: J.D. Vance, der Vize von US-Präsident Donald Trump, reist am Freitag nach Grönland. Die Stimmung auf der riesigen Insel zwischen dem Nordatlantik und dem Nordpolarmeer ist momentan angespannt. Niemand weiß genau, was Vance, vom Magazin „Politico“ jüngst als „Kampfhund des Präsidenten“ bezeichnet, vor hat.

J.D. Vance reist nach Grönland – erwünscht ist er dort nicht

Die dänische Regierung sieht in dem Besuch eine weitere Provokation – und auch bei den Menschen in Grönland stößt die angekündigte Visite auf wenig Begeisterung. Eigentlich sollte seine Frau ohne ihn reisen, doch dann erklärte er: „Die Aufregung um Ushas Besuch in Grönland an diesem Freitag war so groß – deshalb habe ich beschlossen, dass ich nicht möchte, dass sie den ganzen Spaß allein hat.“

In Nuuk erwartet kaum einer den Besuch der Familie Vance mit Vorfreude. Auch deshalb hat sich Vance entschieden, Kontakt mit der Zivilbevölkerung zu vermeiden. (Archivbild)

In Nuuk erwartet kaum einer den Besuch der Familie Vance mit Vorfreude. Auch deshalb hat sich Vance entschieden, Kontakt mit der Zivilbevölkerung zu vermeiden. (Archivbild)

Der Spaß indes ist den Grönländern längst vergangen, seitdem Donald Trump seit Wochen offensiv ein Auge auf die Insel geworfen hat. Eingeladen hat die Vances von offizieller grönländischer Regierungsseite niemand. In der Hauptstadt Nuuk hat man derzeit Wichtigeres zu tun: Zweieinhalb Wochen nach einer Parlamentswahl sind die grönländischen Parteispitzen dabei, eine neue Regierung zu bilden.

Dass das Trump-Lager politisch seit Monaten dazwischenfunkt, wird in Nuuk wie auch in Kopenhagen immer stärker als Ärgernis wahrgenommen. „Wir können die wiederholten Aussagen zur Annexion und Kontrolle Grönlands nicht akzeptieren“, erklärten der geschäftsführende Regierungschef Múte B. Egede und die Spitzen der vier weiteren grönländischen Parlamentsparteien in einer gemeinsamen Erklärung.

Eiskalte Stimmung in Grönland vor Besuch von J.D. Vance

Auch eine klare Mehrheit der Inselbevölkerung ist einer Umfrage zufolge dagegen, US-Territorium zu werden. Um das zu untermauern, protestierten jüngst Hunderte Menschen in Nuuk und anderen Orten gegen die USA. Auf einem großen Banner war die unmissverständliche Botschaft „Yankee, go home!“ zu lesen.

Seit einem medienwirksamen Kurzbesuch von Präsidentensohn Donald Trump Jr. im Januar versucht die US-Regierung, ein ganz anderes Bild von der größten Insel der Erde zu erzeugen: das von einem vermeintlichen Interesse daran, sich aus dem Königreich Dänemark zu verabschieden und „ein Teil der großartigsten Nation der Welt“ zu werden, wie es Präsident Trump formulierte.

Was genau will J.D. Vance in Grönland?

Was genau will J.D.Vance nun also in Grönland eigentlich? „Ich besuche unseren Militärstützpunkt. Und ich werde checken, was dort in Sachen Sicherheit los ist. Ihr wisst, viele andere Länder haben Grönland gedroht, das Territorium bedroht und auch die Wasserwege“, ließ der Republikaner bei X wissen, ohne dabei konkreter zu werden.

(FILES) Pituffik Space Base, formerly Thule Air Base, with the domes of the Thule Tracking Station, is pictured in northern Greenland on October 4, 2023. Denmark's foreign minister on March 26, 2025 welcomed Washington's decision to limit a US delegation's visit to Greenland to a US military base, after previous plans sparked criticism. US Vice President JD Vance would on March 28, 2025 accompany his wife Usha to the Pituffik Space Base in Greenland, the Danish self-governing island coveted by the US President. (Photo by Thomas Traasdahl / Ritzau Scanpix / AFP) / Denmark OUT

Die Pituffik Space Base, ehemals Thule Air Base, mit den Kuppeln der Thule Tracking Station (Archivbild)

Beim genannten Militärstützpunkt handelt es sich US-Berichten zufolge um den Außenposten der US Space Force in Pituffik an der Nordwestküste Grönlands – rund 1.600 Meilen von der Hauptstadt Nuuk entfernt. Auf Treffen mit der Zivilbevölkerung oder gar einen kulturellen Austausch, wie zunächst von Usha Vance angedacht, verzichten der Vizepräsident und die Second Lady. Mit den zu erwartenden Protesten habe dies nichts zu tun, so der Beamte des Weißen Hauses gegenüber CNN: „Die Änderung der Reiseroute hatte nichts mit möglichen Protesten zu tun.“

Laut CNN werde erwartet, dass Vance bei seinem Besuch die dänische Regierung angreife, wie der Sender unter Berufung auf einen hohen Beamten des Weißen Hauses mitteilte. Klar ist, dass Vance nicht ohne Auftrag nach Grönland reist. Donald Trump hatte seine Rhetorik in den letzten Monaten verschärft und darauf bestanden, dass seine Regierung das Gebiet erwerben wird – obwohl die Führer Grönlands und Dänemarks wiederholt klargestellt haben, dass die Insel nicht zum Verkauf steht. „Wir müssen sie haben“, sagte er Anfang dieser Woche im Podcast „Vince“. „Und ich denke, wir werden sie bekommen.“ (mit dpa)