AboAbonnieren

Wort zum Sonntag„Wir brauchen die liebevolle Berührung von Flügelschlägen Gottes“

Lesezeit 2 Minuten
Bayern, Seßlach: In der Kanzel der katholischen Kirche St. Johannes der Täufer ist der Heilige Geist in Form einer Taube dargestellt.

Bayern, Seßlach: In der Kanzel der katholischen Kirche St. Johannes der Täufer ist der Heilige Geist in Form einer Taube dargestellt.

Kerstin Herrenbrück ist Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde in Köln-Höhenhaus. Sie hat sich Gedanken gemacht zur Kritik an der Kirche.

Weit über 100.000 Menschen in Nürnberg beim 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag: Das ist kaum zu glauben, in einer Zeit, in der die Zahl der Kirchenaustritte hoch wie nie ist und in der beide großen Kirchen immer wieder in Kritik geraten

An vielen Stellen wird ein deutlicheres Statement zur Klimakrise gefordert, ebenso wie eine klare, friedensethische Position zum Krieg und den Waffenlieferungen in die Ukraine, eine kritische Haltung zu rassistischen und patriarchalischen Strukturen, eine neue Offenheit für queere Kirche und eine transparente und ehrliche Aufarbeitung von erfolgter sexualisierter Gewalt durch kirchliche Mitarbeitende und Amtsträger und Amtsträgerinnen. Wie gut und wichtig, wenn solche und andere Forderungen laut werden.

Wenn wir als Kirche zu derartigen gesellschaftspolitischen wie ethischen Fragen keine Antwort haben, die verankert ist in unserem biblischen Auftrag zu Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung in der Nachfolge Jesu Christi, dann wird die Relevanz von Kirche und christlichem Glauben in unserer Welt zu recht in Frage gestellt.

Gleichzeitig bin ich fest davon überzeugt, dass wir solche Antworten nicht losgelöst von einer Gemeinschaft finden können, die sich getragen und bewegt fühlt von einer lebendigen Geistkraft Gottes und in der das Erleben und Erspüren von Gottes Segen immer wieder Raum findet. Die liebevolle Berührung von Flügelschlägen Gottes braucht es, damit wir als glaubwürdige, gestärkte und ermutigte Christinnen und Christen unterwegs sein können, damit wir von innen heraus offen sein können für die Themen, Sorgen und Krisen, die die Welt bewegen – mit- und füreinander, mit und für andere. Jetzt, und nicht nur jetzt ist dafür die Zeit – in Nürnberg und immer und überall, wo Menschen in und für Kirche unterwegs sind.