Joachim Gerhardt, Pfarrer an der Lutherkirche in Bonn, erklärt, warum die Postkarten zur „Nacht der Engel“ so erfolgreich sind.
Wort zum Sonntag„Dich hat der Himmel geschickt“ – Mehr Mut zu Komplimenten
Dich hat der Himmel geschickt.“ Mit diesem Zuspruch haben wir jetzt zur Langen Nacht der Kirchen – Motto „Nacht der Engel“ – Postkarten gedruckt und sie in der ganzen Stadt verteilt. Die Karten gehen gerade weg wie warme Semmeln. Es gibt wohl Bedarf, Menschen genau das zu sagen. „Dich hat der Himmel geschickt.“
Ich habe überlegt, wer gibt so eine Karte weiter und warum? Verliebte, denen dieser Satz tief aus dem Herzen spricht? Oder Eltern, die diese Karte ihrem Kind schenken. Vielleicht, weil die Stimmung gerade schlecht ist. Eine Fünf in Mathe oder es gibt Streit um´s Aufräumen. Manchmal hilft es ja, Dinge anders zu machen als erwartet. Nicht „Du Loser, du Versager“, sondern „Dich hat der Himmel geschickt.“
Botschaft ist schriftlich vielleicht einfacher zu überbringen
Und das gilt für dich auch und gerade jetzt. Vielleicht sagt das auch der Mann dem Pfleger, der täglich kommt, um ihn zu waschen, und der sich, wie so viele in diesem Beruf, einen Augenblick mehr Zeit nimmt, als die Pflegeversicherung zahlt. Oder die kranke Frau ihrem Nachbarn im Hausflur, der ihr die Post holt und die Getränkeflaschen mit nach oben bringt. „Dich hat der Himmel geschickt.“ Vielleicht ist es einfacher, diese Botschaft mit einer Karte zu übermitteln als sie auszusprechen. Eigentlich schade.
Wir sollten mutiger werden, solche Worte zu sagen. Andererseits: Egal auf welchen Wegen – gut, dass wir es überhaupt tun. Wir feiern in Bonn nächsten Freitag die „Nacht der Engel“. Doch diese Nacht ist überall, wenn jemand Licht anmacht, wo ein anderer im Dunkeln sitzt. Und jede und jeder kann ein Engel sein und ich darf auch Ihnen sagen: „Auch dich hat der Himmel geschickt!“