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Wort zum SonntagWas der Seele in kalten Tagen Nahrung gibt

Lesezeit 2 Minuten
Ein gefrorenes Blatt liegt auf dem Boden

Symbolbild

Joachim Gerhardt ist Pfarrer an der Lutherkirche in Bonn. Er hat sich Gedanken gemacht zum Wunder der Natur und deren Bewohner.

Die Natur ist wunderbar. Ich beobachte in diesen Tagen, wie ein Eichhörnchen in unserem Pfarrhausgarten eifrig Nahrung zusammenträgt. Bevorzugt Haselnüsse, Walnüsse und Samen. Die flinken Tierchen sollen bis zu 10 000 Nüsse sammeln, um sich winterfest zu machen.

Sammeln, wovon man in der kalten Jahreszeit zehren kann. Unsere Welt ist in lange nicht vorstellbarer Weise von Konflikten und Kriegen geprägt. So viele Menschen auf allen Seiten müssen leiden. Und ein Ende ist nicht in Sicht.

Ich möchte auch meine Seele winterfest machen. Damit ich Kraft habe, nicht in Verzweiflung oder Resignation zu versinken oder mich vom allgegenwärtigen Hass, der sich längst auch in unserer Gesellschaft breitmacht, anstecken zu lassen. Doch was gibt der Seele in kalter Zeit Nahrung? Gemeinschaft. Das dankbare Gefühl, in irgendeiner Weise mit Menschen und mit der Natur verbunden zu sein.

Glauben stiftet diese Gemeinschaft. Das wird mir derzeit besonders bewusst. Weil der Glauben Menschen mit Hoffnung und Trost verbinden kann. „Und hätte ich die Liebe nicht“, schreibt der Apostel Paulus (1. Korintherbrief, Kap. 13) in seinem sehr lesenswerten Nachdenken über das, was im Leben wirklich wichtig ist. Seine Botschaft: Ich könnte alle Reichtümer der Welt für mich gesammelt haben, alle Weisheit und Erkenntnis haben, doch ohne Liebe wären sie nichts wert. Wie wahr.

Das Eichhörnchen bei uns im Garten hat viele Vorratskammern angelegt, einige habe ich entdeckt, kleine Schatzkammern. Nicht mal die Hälfte, sagen Eichhörnchenforscher, wird das Tier nutzen. Der andere Teil ist die Saat für neue Pflanzen, neues Wachsen und kommt damit wieder allen zugute.

Der nächste Sommer kann kommen. Er wird kommen, da wo wir uns als Teil des Ganzen begreifen und füreinander da sind.