Kerstin Herrenbrück ist Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Höhenhaus. Sie spricht darüber, was Kerzen besonders in dieser Zeit für eine Symbolik entfalten.
Das Wort zum SonntagVon einer Zeit der Sehnsucht und der Hoffnung
Mein Adventskranz hat, ganz traditionell, rote Kerzen und es tut mir gut, das erste Licht leuchten zu sehen, in dieser besonderen Zeit, in der Sehnsucht und Hoffnung so nah beieinander liegen.
Auf meiner Fensterbank steht auch eine Kerze. Sie ist orange, weil diese Farbe in der Zeit vom 25. November bis zum 10. Dezember ihre besondere Zeit hat. Denn zwischen dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und dem Internationalen Tag der Menschenrechte setzen Menschen mit ihr ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen. Meine Kerze im Fenster brennt für jede dritte Frau in Deutschland, denn so viele sind es allein in unserem Land, die in ihrem Leben schon mindestens einmal Gewalt erfahren und ertragen musste. Sie brennt für die Frauen im Iran, in Nigeria, in Syrien, in Afghanistan, in der Ukraine. Sie brennt für jede Frau in jedem Land, denn keine sollte an irgendeinem Ort zu irgendeiner Zeit Gewalt erleiden müssen.
Sie brennt, weil die Sehnsucht danach, dass jede Frau, jeder Mensch in Frieden und Freiheit leben kann, in mir so groß ist. Und sie brennt, weil da in mir die Hoffnung lebt, dass in diesem Licht auch eine Verheißung aufleuchtet, die davon erzählt, dass Gewaltlosigkeit möglich ist, weil da Einer kommen wird, der von sich sagt: „Ich bin das Licht der Welt“ (Johannes 8,12), um die vielen Dunkelheiten zu erhellen, um Finsternis zu vertreiben und die Welt ins rechte Licht zu rücken – in das Licht der Liebe Gottes.
Diese Verheißung, dieses Versprechen Gottes steht, und die Sehnsucht danach und die Hoffnung darauf, dass das Wirklichkeit wird – sie flackert auf in jedem Schein meiner roten und meiner orangenen Kerze – hinein in mein Herz und hinaus in die Welt.