Joachim Gerhardt ist Pfarrer an der Lutherkirche in Bonn. In seinem Wort zum Sonntag für die Rundschau macht er sich Gedanken zur Tradition des Adventskranzes.
Das Wort zum SonntagWas es mit dem Adventskranz auf sich hat
Endlich Advent. In der Dunkelheit ein Licht anzuzünden, tut einfach gut. Dem Erfinder des Adventskranzes (1839), Johann Hinrich Wichern, einem revolutionären Sozialreformer, darf man heute noch dankbar sein.
Der evangelische Theologe hatte sogar nicht nur vier Kerzen für jeden Sonntag, sondern 24 auf seinem ersten Kranz. Jeden Tag eine mehr. Denn jeder Tag gibt Anlass, ein Licht anzuzünden. Und das gilt nicht nur in dem Hamburger Heim für Straßenkinder, in dem Wichern wirkte. Es gilt auch für mein Leben. Ich zünde eine Kerze an für meine mit allen Herausforderungen älter werdenden Eltern. Jeweils eine für unsere beiden Kinder, dass sie glücklich sind und bleiben. Sicher auch eine für die Menschen, vor allem die Frauen im Iran. Mindestens eine Kerze. Und für die Ukraine und für jeden Menschen, der sich mutig und unverdrossen für Frieden und Versöhnung einsetzt. 24 Kerzen werden womöglich gar nicht reichen …
Doch am Ende, ob nun mit vier oder 24 Kerzen, ist der Kreis geschlossen. Ein Sinnbild der Hoffnung: Gott vollendet, macht rund und ganz, was uns nicht gelingt. „Frieden auf Erden“. Das, was die Engel an der Krippe verkünden, die Weihnachtsbotschaft, auf die mich der Advent einstimmen will.
Ja, endlich Advent. Zeit, sich zu sammeln und die müde Seele aufzutanken: mit den Lichtern, den Liedern, vielleicht einem Glühwein, allem, was guttut. Advent heißt Ankommen. Weil Weihnachten Gott ankommt auf Erden. Was für eine schöne Botschaft. Der Advent bietet die Chance, erst einmal selbst anzukommen in dieser Zeit.