Joachim Gerhardt ist Pfarrer an der Lutherkirche in Bonn. Er macht sich Gedanken über die Kraft der guten Laune.
Wort zum SonntagVon der Kraft des Lachens und des Lächelns
Was ist das Geheimnis für ein langes, glückliches und gemeinsames Leben? „Dass wir miteinander lachen können.“ Ich höre diesen Satz oft bei Paaren, wenn sie ihr Goldhochzeit feiern. Miteinander lachen, auch mal übereinander. Wie gut tut das.
Lachen verbindet, und Lachen kann befreien. Das gilt in der Ehe, auch auf der Arbeit, mit den Kindern, in der Schule. Auch im politischen Diskurs. Da scheint es aktuell ganz aus der Übung gekommen zu sein. Vieles wirkt verbissen, zunehmend auch vergiftet und zeigt mit Hass und Hetze seine hässliche Fratze. Zum Lachen ist das nicht.
Dabei hat Gott jedem Menschen das Lachen geschenkt. „Gott wird es geben, dass du wieder lachen kannst und vor Freude jubelst“, gerade auch in schweren Zeiten, heißt es in Bibel (Hiob 8,21). Doch das Lachen fällt nicht vom Himmel. Wir müssen es einüben. Mein Tipp: Fange bei dir selbst an. Morgens beim ersten Blick in den Spiegel. Schau hinein, einen Moment länger als für den üblichen Check-Up gewohnt, schau dir in die Augen. Mundwinkel zart nach oben. Der Tag beginnt besser.
Wenn ich dann dem ersten Menschen begegne, habe ich schon einmal das erste kleine Lachen, das Lächeln geübt. Probieren wir es aus. Das Leben läuft anders, wenn wir Menschen mit einem Lächeln begegnen. Am Frühstückstisch, beim Bäcker, auf der Straße, in der U-Bahn. Die Karnevalszeit ist die beste Zeit, um das unauffällig zu testen. Ich lächele und viel öfter als erwartet, lächelt der andere zurück. Manchmal überrascht, vielleicht auch erst mit ein wenig Verspätung.
Es ist wie eine Welle, eine Kettenreaktion setzt sich in Gang. Ich lächele, er oder sie zurück, ein Lächeln kommt in die Welt und wandert durch den Tag. Wer fängt nun an? Du oder ich? Jeder von uns, und unser Lachen wird sich heute irgendwo im Land treffen. Versprochen. Alaaf!