Die untersuchenden Wissenschaftler warnen, die Geschlechter könnten sich künftig mehr und mehr auseinanderleben und sogar „unversöhnlich“ gegenüberstehen.
Wort zum SonntagÜber die Versuchung der Macht und eine Zeit im Wandel
Ich sehe seit einer Zeit, wie alles sich verwandelt. Etwas steht auf und handelt und tötet und tut Leid, schreibt Unheil ahnend Rainer Maria Rilke in seinem Gedicht „Ende des Herbstes“. Eine Zeit im Wandel, die für den Dichter nur Unheil und Tod gebiert.
Wer diesen Pessimismus teilt, dürfte Rilke wohl zustimmen. Unvorstellbares bedrängt unser Lebensumfeld, das vielen nur noch aus der Geschichte bekannt ist. Krieg, Elend und Katastrophen sind erneut alltäglich. Und doch lassen jüngste Datenanalysen mehr aufhorchen. Danach durchleben wir auch eine tiefreichende, politisch motivierte Wende: Junge Frauen geben sich kämpferisch bis radikal, junge Männer hingegen pflegen einen erprobten Konservatismus.
Kampf der Geschlechter?
Die untersuchenden Wissenschaftler warnen, die Geschlechter könnten sich künftig mehr und mehr auseinanderleben und sogar „unversöhnlich“ gegenüberstehen.
Ähnliches hat Shakespeare in seinen Geschichtsdramen eingefangen; in einer Zeitenwende, in der die Machtfrage viele Ordnungen und Bindungen, die bislang grundsätzlich anerkannt waren, über Bord warf. Jede Macht, kirchlich-religiös oder weltlich-sozial, nimmt, einmal in Form gegossen, uns Menschen in die Verantwortung. Dieser kann aber ein Mensch nur gerecht werden, der sein Gewissen hört.
Macht ist die größte Versuchung, die Menschen bedrängt. Wer ihr erliegt, verfällt nach alter Vorstellung dem Bösen: weil man der Lüge mehr Gehör schenkt als der Wahrheit. Doch der Glaubende weiß: Ohne Humanität und Freiheit erstarrt jede Macht. Daher kann und darf es einem Christen zu keiner Zeit gleichgültig sein, wer irdische Macht ausübt. Gilt es doch, das „Heilige zu schützen, das Christus auf Erden geschaffen hat, damit es fortdaure bis ans Ende“ (Reinhold Schneider).