Wort zum SonntagÜber die Kirche muss jetzt offen und engagiert geredet werden
Bonn – Es mag nur eine Randerscheinung sein, dennoch ist sie ein Faktum: Die Reformdebatten in der katholischen Kirche, die durch die aufgedeckten Missbrauchsfälle stark an Dynamik gewonnen haben und auf den Tagungen des Synodalen Weges geführt werden, haben auch gezeigt, in welch erschreckende „Nichtexistenz“ die theologische-biblische Forschung in Deutschland abgedriftet ist.
In einem Land, dessen theologische Reflexion sich trotz erzwungener Unterwerfung unter die staatliche Oberaufsicht Preußens (Gesetz über Vorbildung und Anstellung der Geistlichen vom Mai 1873) wider Erwarten eine Spitzenstellung in den Kirchen einnehmen konnte. Mit der Folge, dass jeder, der (in Europa) Theologie betreiben wollte, zwingend die deutsche Sprache beherrschen musste, um sich in der einschlägigen Fachliteratur auszukennen und zurechtzufinden. Nun zeigt sich, dass – überspitzt formuliert – die Diskussionen um die Zukunft der staatlichen theologischen Fakultäten und der (katholischerseits geführte) Gegen-Druck, die Ausbildung kirchlicher Seelsorger in die ausschließliche Zuständigkeit der Kirche zurückzuholen, das universale Forschen auf das Niveau sonntäglicher „Christenlehre“ herabsinken lassen könnte.
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Es erstaunt, dass diese Fragestellung bei den Diskussionen des Synodalen Wegs nicht berücksichtigt wird. Die Zukunft der Kirche sichert ja nicht nur ein notwendiges Update mit Blick auf eine ent-kirchlichte Gesellschaft, sondern ist maßgeblich auch darin verankert, wie offen, engagiert, vorurteilsfrei und kompetent über Lehre und Traditionen dieser zweitausendjährigen Institution geredet wird. Der Weg zur „Kirchenaustrittsstelle“ ist nur die letzte Lösung, die nicht einmal dem Protestanten Bismarck zu verdanken ist: Bereits 1868 hatte Ihre Allerkatholischste Majestät, Kaiser Franz-Josef von Österreich, im Interkonfessionellen Gesetz die Möglichkeit eines Kirchenaustritts festgeschrieben.
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