AboAbonnieren

Wort zum SonntagWas wir von „Santig Du“ aus der Bretagne lernen können

Lesezeit 2 Minuten
Ein  Mann trägt ein Kreuz am Hals (Symbolbild)

Ein Mann trägt ein Kreuz am Hals (Symbolbild)

Die Kathedrale Saint-Corentin in Quimper feiert täglich den Brauch des Brotteilens, inspiriert von einem Franziskanerpater, der sich für Arme und Kranke einsetzte.

Es ist nicht schwer, ein Heiliger zu werden. Zwei Stühle, davor ein kleiner Tisch. Alle Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, hier einen Moment innezuhalten und in den Korb auf dem Tisch ein Brot, ein Baguette oder Croissant zu legen. Die Gabe kommt Bedürftigen zugute und der Kirchenwächter erzählt, dass das jeden Tag ein munteres Geben und Nehmen ist.

Ich befinde mich in der Kathedrale Saint-Corentin in Quimper im Westen der Bretagne. Seit vielen hundert Jahren ist das Brotteilen hier Brauch im Chorraum gleich hinter dem Altar vor der Statue des „kleinen schwarzen Heiligen“. Bretonisch heißt er „Santig Du“, ein Franziskanerpater, aus dem Hochmittelalter.

Er hat keine Wunder bewirkt, sich aber in einer bewundernswert selbstverständlichen Weise für die Armen und Kranken der Stadt eingesetzt. Ein kleiner Mann mit dunklem Schopf, daher sein Name. Sehr viel mehr ist über ihn nicht bekannt.

„Santig Du“ ist in der Bretagne sehr bekannt und beliebt. Seine Geschichte ist in Rom aber nie wirklich vorgestellt worden. Er ist darum gar nicht ein offiziell Heiliger. Das spielt hier allerdings auch keine Rolle. Jeder, der Gutes tut, kann heilig sein. Eine mir als Protestant durchaus nahe Vorstellung.

Jede und jeder von uns kann von seinem Glauben, seiner Haltung inspiriert segensreich wirken und die Welt an einem Ort für einen Augenblick lebenswerter und menschlicher machen. In Gottes Namen.

Und es fängt mit ganz alltäglichen Dingen an: einem frischen Brot, einem Euro, einem guten Wort zur rechten Zeit. Beim „Santig Du“ funktioniert das seit 600 Jahren. Bei Ihnen und bei mir sicher auch …