Die zunehmende Beschränkung der modernen Menschen auf die Lebensjahre lenkt den Blick von der Perspektive der Ewigkeit ab. Der Advent fordert dazu auf, innezuhalten und nachzudenken.
Wort zum SonntagWir haben die Perspektive der Ewigkeit aus dem Blick verloren
„Früher lebten die Menschen länger.“ Was für ein Satz. Ich habe ihn in der Zeitung gelesen, dann aber weitergeblättert. Doch manchmal bleiben Sätze hängen. Stimmt das? Der Satz gibt doch keinen Sinn. Auch dank des gesundheitlichen Fortschritts.
Ich habe den Artikel wiedergefunden. Die Begründung: Früher im Mittelalter und auch die Jahrhunderte danach lebten die Menschen länger, weil sie an die Ewigkeit glaubten. Weil sie ihr Leben nicht nur mit Lebensjahren abzählten, sondern sich ganz selbstverständlich in einem Horizont verstanden, der weiter reichte als man selbst schauen konnte.
Aha, denke ich. Und heute? Der moderne Mensch hat die Perspektive der Ewigkeit ziemlich aus dem Blick verloren. Wir packen alles an Erwartung und Erfüllung in ein Leben, zählen Tage, Monate Jahre, manchmal sogar Sekunden, um alles mitzunehmen, nur nichts zu verpassen.
Wir feiern ab Sonntag Advent. Der Advent ist im Ursprung eine Fastenzeit. Eine Zeit, um Besinnung zu finden, also innere Ruhe. Davon ist bei uns leider oft wenig zu spüren. Es tut gut, mehr innezuhalten dankbar nachzudenken, was das eigene Leben trägt, was reich macht und Sinn gibt.
Ich möchte mich nicht ins Mittelalter zurückbeamen. Aber ich möchte spüren, wo religiöse Wurzeln dem Leben heute und hier Halt und Orientierung geben. Wo Gott mein Leben berührt. Dem nachzuspüren, dazu lädt die Adventszeit ein, jetzt an vielen Orten und Augenblicken. Ich muss sie nur annehmen. Und der Horizont wird weit …