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Wort zum SonntagWie steht es um Demokratie in der Kirche?

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Gottesdienst

Kirchenmitglieder sitzen in ihrer Kirche beim Gottesdienst.

Bei Goethe lautete die Gretchenfrage: „Wie hältst du's (Faust) mit der Religion“? Für die Kirche heißt die Gretchenfrage: „Wie hältst du's mit der Demokratie“?

Eine Frage, die durch die im Oktober abgeschlossene Weltsynode im Vatikan neuen Auftrieb bekommen hat. Zumal der Papst das Abschlussdokument der Synode als verbindlich anerkannt hat, ohne den Weg durch die üblichen dogmatischen Sperrfilter des Kirchenrechts zu nehmen. Der Papst kann das: Er steht in seiner Funktion, Petrusamt zu sein, über dem Kirchenrecht.

Bischof Stefan Oster von Passau hatte zwar unmittelbar nach Ende der Synode festgestellt, das letzte Wort in der Kirche bleibe bei der Hierarchie. Dies gehe klar aus dem Synodenpapier hervor, allerdings sei das Abschlussdokument (leider) interpretationsoffen. Und vor wenigen Tagen noch rief Bischof Stefan Burger von Freiburg dem tagenden Diözesanforum in Erinnerung, diese Versammlung sei kein Kirchenparlament und könne daher auch keine echten Beschlüsse fassen. Das letzte, wegweisende Wort habe weiterhin der Bischof.

Mehrheitsentscheidung für Kirche ein „No Go“

Das Damoklesschwert „Mehrheitsentscheidung“ hängt drohend über der Katholischen Kirche, wenngleich das demokratische Grundprinzip der Mehrheitsentscheidung für das kirchliche Selbstverständnis ein absolutes „No Go“ ist. Bei der Gründung der Bundesrepublik haben die Bischöfe, mit Unterstützung von Papst Pius XII., versucht, dem neuen Staat eine strickt christliche Gesellschaftsordnung anzupassen. Diese gelang in Teilbereichen, dennoch versteht sich der Staat seit 1949 nach wie vor als weltanschaulich neutral. Er bleibt aber hingegen soweit „offen“, dass sogar die beiden christlichen Kirchen als Partner der weltlichen Macht ihren (wichtigen) Platz einnehmen konnten.

Selbst die päpstliche Monarchie arrangiert sich, anders als viele Kirchen der byzantinisch-orthodoxen Welt, weitgehend mit der staatsdemokratischen Wirklichkeit. Mit der Verschiebung der dogmatisch-theologischen Dominanz in Richtung Dritte Welt dürfte der zaghaft sichtbare Demokratieansatz in der Kirche selbst aber schnell auf der Strecke blieben.