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Wort zum SonntagGedanken über die Aufgaben der Theologie

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Jesus am Kreuz

Jesus am Kreuz

Hartmut Kriege von der katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus in Bonn fordert, dass man der Theologie erst einmal zuhört, bevor man urteilt.

Philosophia ancilla theologiae, lautete ein Schlachtruf der hochmittelalterlichen Scholastik. Die Philosophie hat der Theologie dienstbar zu sein, denn die Theologie ist die vornehmste unter den Lehrfächern an den Universitäten. Davon waren die Scholastiker, wie etwa Thomas von Aquin, in Anlehnung an Äußerungen des Italieners Petrus Damiani, überzeugt.

Spätestens und durchschlagend bekam dieser Satz seit dem 1. Vatikanischen Konzil (1870) eine völlig neue Stoßrichtung: Theologia ancilla magisterii: Die Theologie ist Dienstmagd des (kirchlichen) Lehramts. Denn das Evangelium authentisch zu erklären, untersteht „dem Urteil der Kirche“, sagt die Kirche. Sie verrichte „den göttlichen Auftrag und Dienst, das Wort Gottes zu bewahren und auszulegen“ (Katechnismus der Katholischen Kirche 119). Die Kirche ist „Hüterin und Lehrerin“ des Glaubens.

Welche Rolle übernimmt dabei nun die Theologie? Hat sie die Aufgabe, die Aussagen und Festsetzungen des Lehramts (nur) argumentativ-apologetisch zu untermauern und zu bekräftigen? Oder ist sie eine ernst zu nehmende Wissenschaft, die ohne Restriktionen und präzise Vorgaben forschen kann und dabei auch zu Ergebnissen kommt, die mit Aussagen der Doktrin nicht immer deckungsgleich sind?

Der Papst hat jüngst ein „Klima des Hörens“ für seine Kirche eingefordert. Folgerichtig dürfte dann auch die Theologie erwarten, dass man ihr (erst einmal) zuhört, bevor man sie verurteilt. Das vatikanische Veto gegen die Wahl des Moraltheologen Martin Lintner zum Dekan der PTH Brixen belegt wieder einmal, dass der freien Forschung in der Kirche immer noch sehr enge Grenzen gesetzt sind. Die Klagen, dass die einst so brillante Theologie in Deutschland (und anderswo) fast „inexistent“ geworden sei, rühren sicher auch daher, dass sie verstärkt unter dem Damoklesschwert von vermutet mangelnder Kirchlichkeit und sogar Häresieverdacht arbeitet. Das macht Angst. Ein Zustand, dem sich niemand mehr aussetzen will.