Obwohl im Fernsehen Diskussionssendungen, neudeutsch auch Talkshows genannt, zu den Dauerbrennern zählen, weichen ihnen besonders engagierte Politiker mehr und mehr aus.
Wort zum SonntagDroht das Heilige Jahr unheilig zu werden?
Der Grund? Man muss die Talkshow-Skepktiker nur mal fragen: Ständig tauchten in diesen Sendungen dieselben Gesichter, mit immer den gleichen Argumenten zu scheinbar „aktuellen“ Themen auf. Mit der Folge: die eingeladenen „Experten“ vermitteln nur aufs erste Zuhören hin Wissen. Sie seien letztlich nur wie eine Katze, die ihrem eigenen Schwanz nachspringe, sich wortreich-hülsenhaft ständig im Kreis drehe, aber wirkliches Wissen kaum darbiete. Und auch dies sei zu beobachten: Je weniger „Politik“ es gebe, in den öffentlichen Diskussionen wie auch in den Parlamenten, desto mehr Experten für Politik erschienen auf der Bildfläche. Je mehr die Arbeit von Journalisten unter Druck gerate, desto mehr Experten tauchten auf, im Glauben, letztgültige Lösungen der Wahrheitsfindung anbieten zu müssen.
Im gesellschaftlichen Alltag nennen sich diese Experten heute „Coach“, Fitmacher, Begleiter auf dem Weg zu einem besseren Ich. Das Ego kennt sichtlich nur Großbuchstaben. Also setzt man sich wirkungsvoll in Szene und debattiert munter ins Blaue hinein.
Wir sind heute weit davon entfernt, uns des Diktums des französischen Kritikers und Essayisten Paul Léautaud zu erinnern, der meinte: „Aufrichtig sollte man nur gegenüber sich selbst sein, anderen gegenüber ist es ohne Interesse.“ Ob Aufrichtigkeit gegenüber sich selbst auch bei den Diskussionen um den Werte-Weg der Kirche in ihre unsichere Zukunft auf der laufenden Welt-Synode im Vatikan sichtbar wird, bleibt abzuwarten.
Überlagert werden die Gespräche wieder einmal von der Alltagswirklichkeit: fromme Souvenirs aus chinesischer Produktion machen Ärger, weil sie dem Vatikan weniger Einnahmen in die Kassen spülen. Droht das Heilige Jahr unheilig zu werden?