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Wort zum SonntagDas christliche „TrotzDem“ und was dahinter steckt

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Jesus am Kreuz

Jesus am Kreuz

Kerstin Herrenbrück ist Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Höhenhaus. Sie spricht für uns über die Abwehrkräfte Gottes.

„Ein feste Burg ist unser Gott“ – in so manchem Gottesdienst zum Reformationstag mag das Lied erklungen sein. Es erzählt von den Abwehrkräften Gottes. Es ist ein christliches „TrotzDem“: inmitten von Macht und List, von Gewalt und Tod unschuldiger Menschen, stark, gefestigt und getröstet leben zu können. Auch schon im Ersten Testament, in dem großen Schatz der Gebete und Lieder des jüdischen Volkes, begegnen Menschen Gott mit dieser vertrauensvollen Haltung im Erleben von Leid und Not: „Trotzdem bleibe ich stets an dir, denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.“ (Psalm 73,23).

Ich spüre gegenwärtig, wie schwer dieses „TrotzDem“ auszuhalten ist. Mir scheint es überhaupt so zu sein, dass es in unserer Gesellschaft immer weniger möglich ist, sich auf ein TrotzDem einzulassen. Für fast alles gibt es eine sogenannte „Bubble“, oder eine Partei oder ein Verein, wo die Menschen, die dazugehören, für genau eine Haltung stehen. Die, die nicht dazugehören, sind die anderen. Die anderen werden zu Gegnern für das favorisierte System und im schlimmsten Fall zu Feinden. Es wird pauschalisiert. Es wird polarisiert. Gegensätze stehenzulassen, Verbindendes zu suchen und daran im Dialog miteinander anzuknüpfen, wird immer mehr zur Herausforderung.

Ich bin sicher: Mit Gott kann das gelingen – auszuhalten, dass vieles im Leben nicht zusammenzupassen scheint. Und dass es sich lohnt, Berührungspunkte zu suchen: TrotzDem – für den Frieden, in mir und unter den Menschen, verheißen von Gott.