Alt werden, das möchte jeder gerne. Aber alt sein, mit all seinen Einschränkungen, Erfahrungen und Sorgen, die dazugehören? Oft stellt sich schwierig dar.
Wort zum SonntagAlt werden möchte jeder – aber wie?
Die Bibel hat eine große Wertschätzung für älter gewordene Menschen. „Wenn sie alt werden, werden sie blühen, fruchtbar und frisch sein“, heißt es in Psalm 92. Erzvater Abraham wurde 175 Jahre, wird erzählt. Erst mit sagenhaften 969 Jahren starb Methusalem, der älteste Mensch der Bibel, und soll mit 187 sogar noch einen Sohn gezeugt haben. Unglaublich.
Gottvertrauen schenkt eben ein langes Leben, könnte man sagen. Wenn das so einfach wäre. Etwas realistischer klingt da Psalm 90: „Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig; und wenn’s köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen.“
Meine beiden Eltern sind mit 86 und 90 Jahren schon weiter. Mit ihnen lerne ich: Altern ist nichts für Feiglinge. Selbstständig bleiben, selbst entscheiden und etwas bewirken können und doch immer wieder neu Grenzen spüren – beides jeden Tag neu unter einen Hut zu bringen, ist eine echte Herausforderung. Da ist ein gutes Maß an Realismus und Gelassenheit gefragt, und für beides kann Gottvertrauen durchaus hilfreich sein.
Altsein hat aber auch eine besondere Ausstrahlung. Mit meinen Eltern erlebe ich, wie mit den Jahren eine Haltung wächst, die gerade Enkelkinder bewundern: Einfach da sein ohne den Drang, sich ständig darstellen oder beweisen zu müssen. Mit einem weisen Lächeln über sich und die Welt gepaart mit Nachsichtigkeit, die sich nicht aus schlechtem Sehen, sondern aus Barmherzigkeit speist. Insoweit kann man gar nicht früh genug alt werden – und dann am besten uralt, biblisch alt.